Kapitel 13

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Mit großen Augen starrte ich geschockt auf mein Telefon.
Meinte er das ernst?

Wie meinst du das?
Also ja, es ist dieselbe Insel... aber zwischen Edinburgh und London liegen über 600km. C.

Ich verstaute mein Telefon wieder in meiner Jackentasche, stieg ein und fuhr los.
Die nächsten 2 Stunden grübelte ich darüber, ob Nathan das wirklich ernst meinte. Eine Antwort bekam ich allerdings in der Zeit nicht.
Irgendwann erwachte auch Anni wieder und ich erzählte ihr von Jason's Anruf und Nathan's Nachrichten.
Wir machten eine Pause und setzten uns in ein kleines Restaurant.
"Also zu Jason... da hat er aber nicht lange gewartet. Und deine Handynummer hat er sich ziemlich schnell rausbekommen.", sagte Anni und machte eine kurze Pause.
"Definitiv.", stimmte ich ihr zu.
"Und Nathan... das wäre verrückt. Wirklich verrückt.", mehr hatte sie nicht zu sagen und wenn ich ehrlich war, fehlten auch mir immer noch die Worte.

Nach dem Essen fuhr Anni weiter. Ich holte meine Kopfhörer aus meiner Tasche und schloss die Augen. Doch so sehr ich versuchte einzuschlafen, vor der Realität zu fliehen, es gelang mir nicht. Wieder begann es zu regnen. Und während ich die Regentropfen an der Scheibe beobachtete, überkam mich ein Anfall von Erkenntnis und Melancholie.

Mein Leben war plötzlich so anders. Aufregung, spontane Roadtrips, diese Bilder, meine Eltern, das Buch meines Vaters, mysteriöse Männer, meine Adoptiveltern... so war mein Leben nicht. All das, passte nicht zu mir. Und doch war es von einem auf den anderen Tag ein Teil von mir geworden. Ich konnte mich nicht mehr vor dem Leben verkriechen, wie ich es bisher immer getan hatte. Die Ereignisse der letzten Tage zwangen mich, meine Komfortzone zu verlassen. Ich musste meine Gedanken sortieren, musste herausfinden, wie meine Zukunft aussehen sollte. Was ich wollte und wer ich war. Mein Leben stand plötzlich an einem Scheideweg. Ich konnte weiterleben wie bisher und einfach alles vergessen. Oder... ich könnte in das große Meer der unbekannten, aufregenden Zukunft springen. Doch, war ich bereit für diesen Sprung?

Ein Piepen ertönte in meinen Kopfhörer und lies die Musik für eine Sekunde verstummen. Und da hatte ich meine Antwort. Denn als ich den Namen las und spürte, wie meine Lippen sich zu einem Lächeln formten, wusste ich es. Wenn ich jetzt nicht sprang, dann nie...

Meine Schwester wohnt in London und ist für eine Zeit verreist. Sie hat mich gebeten ab und an mal bei ihr vorbeizuschauen. Ich habe Semesterferien. Also wann wäre ein besser Augenblick, wenn nicht jetzt? ;) Sag ja, und ich buche noch in dieser Sekunde den Flug. N.

Ich schnaubte ungläubig und schüttelte leicht den Kopf. Anni war so in den Straßenverkehr und die Musik vertieft, dass sie nichts davon mitbekam. Ich atmete kurz tief durch... und sprang.

Ja. C.

Ich schaltete mein Handy wieder in den Sperrzustand und starrte aus dem Fenster. Das war er also. Der Moment, der mein Leben verändern sollte. Der Moment in dem ich mich entschieden hatte, mein Herz zu öffnen und die Suche nach meinen Eltern erst aufzugeben, wenn ich Antworten gefunden hatte.

Leider wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was alles auf mich zukommen würde. Welche Geheimnisse sich mir eröffnen würden und was mein Herz alles aushalten würde müssen.

Im Schatten meiner Erinnerung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt