Jason und Anni bewegten sich keinen Zentimeter. Und ich stand wie versteinert da und beobachtete das Gespräch.
Tom und Jemma redeten ohne Punkt und Komma auf den Polizisten ein. Dieser versuchte mit Handbewegungen sie zu beruhigen.
Diese Unterhaltung wirkte so vertraut... was machten die beiden hier?
Plötzlich nickte der Polizist und kam mit gesenktem Kopf in unsere Richtung.
Ich erwachte aus meiner Schockstarre und schubste die beiden Richtung Damentoilette zurück. „Sie kommen. Los, los, los!", schnell drängte ich die beiden vor mir in die Damentoilette und schloss hinter mir die Tür ab, bevor der Polizist uns sehen konnte.
Als ich mein Ohr an die Tür drückte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
„Clara! Was soll der Mist?", Jason sah mich wütend an. Mist, er dachte sicher, ich wäre vollkommen verrückt.
„Ich kann dir das gerade nicht erklären... bitte vertrau mir kurz Ja.", ich wartete keine Antwort ab, sondern drückte mein Ohr von innen an die Toilettentür.„Ich habe euch doch damals alles gegeben, was ihr wolltet.", das war sicher die Stimme des Polizisten.
„Wir wollen nur auf Nummer sicher gehen. Und jetzt gib uns den Karton!", hörte ich Tom sagen. Seine Stimme war leise, doch scharf wie ein Messer.
„Was genau sucht ihr denn?", fragte der Polizist.
„Das geht dich nichts an! Lass uns allein!", ich hörte Schritte. Der Polizist entfernte sich.
„Tom, sie darf es nicht herausfinden! Die Obliverî werden uns dafür verantwortlich machen!", hörte ich die Stimme meiner Adoptivmutter.
„Diese kleine Göre wird nichts herausfinden! Sie hat uns lange genug Probleme gemacht. Aber wir müssen mit der Obliverî sprechen. Sie müssen etwas unternehmen!", sagte Tom. Dann ein dumpfer Knall. Ich zuckte zusammen.
„In dieser verfluchten Kiste ist nichts außer dem, was wir damals darein gelegt haben. Sie wird niemals herausfinden, was passiert ist.", Tom's Stimme wurde leise. Die beiden entfernten sich.Mein Herz raste. Mit langsamen Schritten entfernte ich mich von der Tür. Anni und Jason versuchten mit mir zu sprechen, doch ich hörte sie nicht.
Als ich in der letzten Ecke der Toilette stand, ließ ich mich an der Wand zu Boden sinken.
Ich zog meine Beine an und schlang meine Arme herum.
Wer waren meine Adoptiveltern? Was war denn wirklich passiert? Wer waren die Obliverî? Wer war ich?...
Meine Welt zerbrach. Stück... für Stück.
Und dann... als ich den Schock verdaut hatte, sprang mein Kopf wieder an.
Eine unendliche Wut packte mich. Wut auf Tom und Jemma. Wut auf die Menschen, die dachten über mein Leben bestimmen zu können.
„Clara, verdammt! Rede endlich mit mir!", da klatschte eine flache Hand auf meine Wange und holte mich endgültig aus meinem Trance - Zustand.
„Sorry! Aber du sitzt seit 10 Minuten wie ein Häufchen Elend in dieser Ecke!", sagte sie entschuldigend.
„Jetzt sag endlich, was du gehört hast!",
Clara nahm mein Gesicht in ihre Hände und starrte mich an.
Und dann liefen mir die Tränen in Strömen übers Gesicht. Vor Trauer, vor Schock, vor Wut.
„Sie... haben mich belogen. Die ganze Zeit... und ich... hab es nicht mitbekommen...", stotterte ich.
„Ok. Wir müssen dich hier raus bringen.", sie wand sich ab und drehte sich zu Jason. War er tatsächlich immer noch hier?
„Jason! Du musst uns irgendwie unbemerkt hier raus bringen.", sagte sie zu ihm.
Er sah zwischen uns hin und her. Überlegte, was das Richtige war. Dann atmete er tief ein.
„Na gut. Kommt."
Er ging zur Tür, schaute raus und gab uns dann ein Zeichen, dass niemand mehr da war.
Anni half mir auf die Beine und stützte mich auf dem Weg nach draußen.
Jason lief ein Stück den Gang entlang und öffnete dann eine Tür. „Hier rein.",
Wir folgten seinen Anweisungen. Jason schlüpfte hinter uns durch die Tür und schloss sie.
„Das ist der Putzraum. Er hat noch einen Seitenzugang.", erklärte er, bevor er wieder vorne weg lief und uns durch den Raum lotste.
Schließlich standen wir vor einer schweren Metalltür. Gerade als Jason sie öffnen wollte, hielt er inne und drehte sich zu uns herum.
„Ihr seid mir eine Erklärung schuldig. Hier ist meine Telefonnummer.", er drückte mir eine kleine Karte in die Hand.
„Meldet euch! Und versucht gar nicht, mir aus dem Weg zu gehen. Ich bin Polizist.", er zwinkerte mir zu. Dann wandelte sich sein Gesichtsausdruck. „Und ihr könnte mir vertrauen.", fügte er hinzu.
Dann öffnete er uns die Tür und entließ uns ins Freie...
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Im Schatten meiner Erinnerung
FantasíaClara hat seit ihrer Kindheit ein und denselben Traum. Der Traum befördert sie in die Dunkelheit. Sie wird verfolgt von Déjà Vu's und findet sich in seltsamen Situationen wieder. Als sie eines Abends durch die dunklen Straßen Londons läuft, steht p...