Chapter 31

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Manchmal, wenn ich träume, durchlebe ich Erinnerungen an meine Kindheit oder an geliebte Menschen erneut. Für mich sind solche Träume schlimmer als jeder Albtraum, denn immer, wenn das passiert, träume ich von Dingen, die ich so sehr vermisse, dass ich bei den Gedanken daran Tränen vergießen könnte. 

Eigentlich dachte ich, ich hätte jetzt endlich Ruhe vor diesen schmerzhaften Erinnerungen, da ich sowas schon lange nicht mehr erlebt hatte. Doch wie so oft, habe ich mich wieder geirrt. 


Stille Tränen flossen meine Wangen hinab, als ich den Regen beobachtete, der mich dank des schützenden Laubes des Baumes über meinem Kopf nicht berühren konnte. Normalerweise hätte ich mich zum Trauern in mein Zimmer verzogen und mich nicht bei der Kälte raus in den Regen gesetzt. Doch ich wusste, dass ich selbst dort keine Ruhe gehabt hätte. Selbst wenn ich mich eingesperrt hätte, Konan oder ein anderer wäre sogar durch das Fenster geklettert um zu fragen, was los war. 

Und dann hätte ich auf ihre Fragen nicht einmal eine Antwort geben können. Ich wusste selbst nicht einmal, weshalb ich überhaupt weinte. Es musste mehrere Gründe haben. Heimweh, der Tod der Katze, die wir letztens bei uns aufgenommen hatten, die bedrückende Stimmung durch den Regen. Vielleicht war ich aber auch frustriert über den Streit von Nagato und Yahiko, den sie immer noch nicht geschlichtet hatten. Ich konnte es nicht leiden, wenn meine Freunde sich stritten. 

Seufzend legte ich mein Gesicht in die Knie meiner angewinkelten Beine, um dem Anblick des deprimierenden Regens zu entkommen. Ich hatte nicht vor, lange hier unter diesen Baum zu verweilen. Nur solange, bis meine Tränen getrocknet sind und niemand etwas über meine Trauer erahnen könnte. 

,,Yumi... Was machst du denn hier?" Überrascht hob ich den Kopf und sah auf. Die Stimme gehörte zu Yahiko. Doch ich konnte ihn nicht sehen. Zweifelnd, ob das nicht doch mir Einbildung war, suchte ich die Gegend nach dem Oranghaarigen ab. Als er dann erneut die Stimme erhob, hörte ich, dass er hinter mir neben dem Baum stand. Jetzt, da ich wusste, woher seine Blicke her kamen, spürte ich sie umso schweren in meinem Nacken. 

,,Lass mich allein... Bitte." Obwohl er mich genau verstanden hatte, bewegte er sich keinen Zentimeter weg. Stattdessen ging er auf mich zu. ,,Weinst du?" ,,Nein. Das kommt vom Regen." Ich wusste, dass er mich das nicht glauben würde, das sah ich an seinem skeptischen Blick. Trotzdem sagte er nichts. Sein Schweigen ließ mich hoffen, dass er sich einfach umdrehen und mich alleine lassen würde. Doch nur kurze Zeit später kam er mir noch einen Schritt näher und setzte sich neben mich ins nasse Gras. 

Ich versuchte es zu ignorieren. Ich wünsche mir gerade einfach nur, er würde gehen. Ich wollte nicht, dass irgendwer wusste, wie schwach und weinerlich ich war.

Ich war so darauf konzentriert, meine Tränen zurückzuhalten, dass ich gar nicht merkte, wie seine Hand langsam und sanft über meinen Rücken fuhr und mich streichelte, um mich zu beruhigen.

,,Was ist los? Sonst sagst du mir doch auch immer sofort, was dich bedrückt... ", flüsterte er mit einer beruhigend kilingenen Stimme. Wenn ich ihm antworteten hätte können, hätte ich das auch getan. Hätte mich anschließend von ihm trösten lassen und meine Tränen versiegelt, um wieder über seine eigentlich unlustigen Scherze zu lachen. Aber diesmal konnte ich es ihm nicht sagen.

,,Wenn ich bloß selbst wüsste, was los ist. Ich weiß nicht, warum ich weine... Ich weiß nur, dass es mir vorhin nicht besonders gut ging, also wollte ich hier etwas Zeit alleine verbringen... Und dann fing ich plötzlich an, zu weinen."

Nach diesem Geständnis flossen mir die Tränen nur noch stärker über die Wangen. Ich sah zu dem Oranghaarigen neben mir. Die Tränen ließen meine Sicht verschwimmen.

𝟭𝟬 𝗟𝗘𝗧𝗧𝗘𝗥𝗦 PAINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt