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Das typische Klicken ertönte als der Gurt einrastete. Ich lehnte mich zurück und schloss kurz die Augen, sobald sich der Flieger zu bewegen begann. Jetzt gab es für mich kein Zurück mehr und das war auch gut so. Natürlich hatte es weh getan, Grace weinend zurückzulassen, doch einen besseren Abschluss hätte es kaum geben können. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie mich küssen würde, doch genauso wenig hatte ich erwartet, dass ich es in diesem Moment exakt so wollte. Im ersten Moment war ich überfordert gewesen, als sie zu weinen begann, doch ich konnte nichts anderes tun, ich konnte sie einfach nur an mich ziehen und hoffen, dass es helfen würde. Letztendlich hatte sie mich geküsst und ich war wirklich überrascht gewesen, dass sie diejenige war, die diesen Schritt gemacht hatte.
Jetzt saß ich hier auf meinem Fensterplatz und spielte mit dem zusammengefalteten Zettel zwischen den Fingern herum, während ich meine Kopfhörer noch um den Hals trug. Ich wollte sie erst aufsetzten, wenn wir abgehoben hatten, sonst würde der Druck auf meinen Ohren zu heftig werden. Mein Blick ging nach draußen und ich musste schlucken.
War sie noch am Flughafen? Nein, sicherlich war sie bereits nach Hause gefahren, zurück zu Jaz und Jeremy, er brauchte schließlich Hilfe bei seinem neuen Look.
Aus dem Fenster konnte ich bereits die Startbahn sehen und im nächsten Moment fuhren wir noch um die letzte Kurve. Ich spürte, wie das Flugzeug kurz zum Stehen kam und ich lehnte mich noch ein bisschen mehr in meinen Sitz. Ich liebte das Fliegen, aber den Start hatte ich nie gemocht. Der Flieger setze sich langsam in Bewegung und nahm nach und nach an Geschwindigkeit zu, sodass ich in meinen Sitz gedrückt wurde. Ich schloss die Augen und einige Sekunden später hatten wir Kontakt zum Boden verloren. Ich wartete noch einen Moment, bis das Druckgefühl nachließ, öffnete wieder die Augen und richtete mich auf. Anschließend setzte ich mir die Kopfhörer auf und holte mein Handy aus meinem Schoß.
Der oberste Song in meinen Favoriten, das hatte sie gesagt...
Es brauchte einen Moment, bis es lud, doch dann öffnete sich meine Playlist endlich.
Der Song hieß "HER" von einer Band mit dem Namen Chase Atlantic, von der ich bis jetzt noch nie gehört hatte. Als ich das Lied gestartet hatte, starrte ich auf den Zettel in meiner Hand.
Grace sagte, du könntest ihn entfalten, wenn sich das Flugzeug in Bewegung gesetzt hatte. Mittlerweile bist du in der Luft, mach ihn auf!
Sicherlich spielte ich noch eine Minute damit herum und hörte dem Sänger zu, wie er von einer Frau erzählte, in die er sich verliebt hatte.
Jetzt mach ihn schon auf, du Angsthase, was soll denn drin sein?
Ich nahm einen tiefen Atemzug und entfaltete den Zettel mit leicht zitternden Händen. Ich starrte und starrte und starrte. Mein Blick bohrte sich in die auf dem Papier stehenden Zahlen und ich versuchte einen Sinn darin zu erkennen.
Ich starrte noch immer auf ihre Telefonnummer, während London unter mir immer kleiner wurde und die letzten Zeilen des Songs zu hören waren.

"But I can make the pain better
All I need is one more day with her..."

ENDE

Cookies, was soll ich sagen? Das war "24 HOURS" und ich kann es kaum fassen, dass es tatsächlich vorbei ist. Als ich die Idee durch den oben genannten Song hatte und mit dem Schreiben anfing, steckte ich mitten im Abitur. Jetzt, wo ich diese Worte schreibe, studiere ich seit eineinhalb Jahren. Ich habe unglaublich viel Gefühle und Gedanken in dieses Buch fließen lassen, die ich vermutlich auf keine andere Weise äußern würde. Der gesamte Schreibprozess hat mir manchmal ziemlich viel abverlangt. Egal ob einen kleinen Wasserfall an Tränen oder Wutausbrüche, die dann plötzlich zu Glücksgefühlen. Danke an die Personen, die sich mit mir hingesetzt und mir noch vor der Veröffentlichung Feedback gegeben haben.
Ruby und Grace habe ich ins Herz geschlossen, genauso wie jede andere Figur, die im Laufe der Zeit dazu gekommen ist. Kaum zu glauben, dass unser kleiner Rotschopf im ersten Entwurf der Story nur als Sidekick gedacht gewesen war. Ein Glück habe ich mich noch einmal anders entschieden.
Ich hoffe, dass euch die 24 Stunden mit Grace und Ruby gefallen haben und euch vielleicht was mitgeben konnte.
Mir haben sie beigebracht, dass es andere Menschen gibt, die im Stande sind, die eigenen Mauern zum Einsturz zu bringen, selbst wenn mensch glaubt, dass es nicht möglich wäre.
Danke für alles.
Mo ❤️

24 HOURSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt