Folgenschwere Autofahrt

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Lena POV:
Jetzt waren es nur noch 3 Wochen bis zum ausgerechneten Termin. Wir wurden immer aufgeregter und auch körperlich konnte ich es kaum noch aushalten und wünschte mir so sehr, dass diese drei Wochen jetzt endlich um gingen.
Heute hatte ich bzw. wir wieder einen Termin beim Arzt. Mark fährt mich immer, da ich aufgrund meines Bauches gar nicht mehr richtig ans Lenkrad drankomme.

Mark POV:
"Leni, wir müssen jetzt los. Der Termin ist schon in 15 Minuten. Sonst kommen wir zu spät."
Lena kam aus dem Bad gehetzt und auch wenn eigentlich keine Zeit dafür war stoppte ich sie kurz.
"Stress dich nicht. Ich weiß grade hab ich sowas gesagt, aber das ist nicht gut für dich und auch nicht für das Baby."
Sie lächelte mich kurz an und erwiederte:
"Keine Sorge. Schwanger sein bedeutet nicht krank zu sein. Außerdem hast du ja Recht. Wir kommen sonst noch viel zu spät."
Sie nahm meine Hand und zog mich mit sich bis wir bei unserem Auto angekommen waren.
Wir stiegen ein und ich fuhr los.
Es war total viel Verkehr für einen Donnerstag Vormittag. Der Termin sollte in 5 Minuten beginnen, das konnten wir niemals schaffen.
Ich blickte besorgt zu Lena rüber. Ich hasste es zu spät zu kommen. Sie war in der Hinsicht um einiges entspannter.
Lena merkte meinen Blick und legte ihre Hand auf meinen Oberschenkel.
"Mach dir nicht so einen Stress. Wir sagen der Ärztin einfach, dass wir im Stau standen. Das wird sie schon verstehen."
Ich schaute sie ein wenig skeptisch an und legte dann meine Hand auf ihre.
"Hoffentlich hast du Recht.", erwiederte ich nur.

Jetzt waren wir fast da. Wir mussten nur noch über eine Kreuzung. Wenn ich in dem Moment schon gewusst hätte, was mir diese verdammte Kreuzung für Ärger und Sorgen machen würde, hätte ich vor ihr abgebremst und wäre mit Lena zu Fuß die letzten Meter gegangen.
Leider kam es anders.
Wir bekamen gerade grün und ich fuhr los über die Ampel. Aufeinmal sah ich von Rechts ein Auto, viel zu schnell auf uns zu kommen. Es sah nicht so aus, als würde den Fahrer die rote Ampel daran hindern weiterzufahren. Ich schaute nur noch panisch zu Lena, sie griff meine Hand und dann wurde alles schwarz.

...

Als ich wieder aufwachte, lag ich in einem
Krankenhaus Bett. Zuerst war ich total verwirrt, doch dann fiel mit alles wieder ein. Ich hatte dolle Kopfschmerzen und mein Bein tat weh, aber das war mir in dem Moment egal. Das einzige was ich wissen wollte war, wo Lena ist.
Ach du scheiße nicht nur Lena, sondern auch das Baby. Ich hatte panische Angst. Um die beiden. Und es machte mich verrückt nicht zu wissen, wo die beiden sind. Warum bin ich nicht mit Lena zusammen auf ein Zimmer gekommen?
Zum Glück kam irgendwann eine Ärztin rein.
"Wie geht es ihnen, Herr Cwiertnia?"
"Mein Kopf tut ziemlich weh und mein linkes Bein, aber das ist egal. Ich muss unbedingt wissen, wo meine Frau und das Baby sind! Darf ich bitte zu ihr?"
"Sie liegt auf einer anderen Station. Sie musste Not operiert werden und ist noch nicht wieder aufgewacht."
Ich merkte wie mir die Tränen in die Augen stiegen.
"Sie ist was?", fragte ich nach.
"Sie können trotzdem zu ihr gehen. Sie scheinen so weit wieder in Ordnung zu sein."
Ich nickte nur und die Ärztin deutet mir an ihr zu folgen. Ich tat dies und nahm nichts um mich herum wahr. Ich war wie in Trance. Als sie eine Tür öffnete und ich Lena erblickte, musste ich mich am Türrahmen festhalten, da ich sonst zusammengesackt wäre.
Wie sie da lag, sie sah schrecklich aus.
Ich ging zu ihrem Bett und kniete mich davor. Ich nahm vorsichtig ihre Hand in meine und strich darüber.
"Ihre Frau wird bald wieder aufwachen."
Erleichtert blickte ich zur Ärztin, doch ihre Miene verdunkelte sich.
"Das Baby hat es leider nicht geschafft."
Ich schaute sie an und konnte gar nicht begreifen, was sie da gesagt hatte.
"Aber..." mehr konnte ich nicht sagen, denn dann brachen die Tränen über mich herein.
Ich hörte im Hintergrund, wie die Ärztin das Zimmer verließ und achtete wieder nur auf Lena.
Wenigstens sie würde wieder aufwachen.
Was hatte ich nur getan? Ich hab unser Kind getötet.
Ich hätte besser aufpassen müssen, auch wenn die Ampel grün war. Ich bin so ein Idiot.
Völlig in Gedanken versunken, merkte ich nicht, wie Lena langsam ihre Augen öffnete.
"Hey Mark", sagte sie schwach.
Als sie mein Gesicht erblickte, erschrak sie.
"Was ist passiert?", fragte sie besorgt.
Ich musste wieder anfangen zu weinen und sie zog mich sofort in ihre Arme.
Ich konnte es ihr nicht sagen. Ich bin auch noch schuld daran. Ich hab unser Baby getötet.
"Marek, was ist los?" , fragte sie sanft. Ich konnte trotzdem ihre Angst in den drei Wörter raushören.
"Das Baby...es ist...es hat es...nicht geschafft." Ich konnte nicht in ihre Augen blicken. Sie zitterte am ganzen Körper und fing schrecklich an zu weinen. So hatte ich sie noch nie weinen gesehen. Ich zog sie in meine Arme und hielt sie einfach fest.

Lena POV:
Mein ganzer Körper zitterte und ich weinte so stark, wie bisher noch nie. Mark schlang seine Arme um mich und hielt mich einfach nur fest.
Ich konnte es nicht glauben, was er mir da grade gesagt hatte. Unser Kind ist tot?!
Dabei wäre es doch schon in drei Wochen auf die Welt gekommen. Es war alles so perfekt. Es war gesund.
Irgendwann fragte ich:
"Weißt du wieso?"
Mark schüttelte den Kopf. "Die Ärztin meinte nur, dass du wieder aufwachen wirst, aber dass das Baby es nicht geschafft hat."

...

Vier Tage später wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Die Ärztin hatte uns gesagt, dass das Baby leider tot auf die Welt gekommen ist, was 3 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin eigentlich praktisch unmöglich ist, aber durch einen Unfall immer mal passieren kann.
Mark sagte mir jeden Tag, wie schuldig er sich fühlt, und ich versuchte vergeblich ihm klarzumachen, dass er rein gar nichts dafür kann.
Ich kann nicht in Worte fassen, wie weh das tut. Es wären nur noch drei Wochen gewesen. Wäre dieser dumme Idiot einfach an der Ampel stehengeblieben, dann wäre unser Kind jetzt noch am Leben. Es tut so weh.
Es ist eine andere Art von Schmerz einen Menschen zu verlieren, ohne dass man ihn gekannt hat. Man fühlt sich verantwortlich für seinen Tod, auch wenn wir eigentlich nicht viel dafür können.
Diese Schuldgefühle werden immer bleiben glaub ich.
Aber Mark und ich können das schaffen, so wie wir alles zusammen schaffen können. Wir müssen füreinander da sein, drüber sprechen, weinen, schreien, fühlen und es einfach verarbeiten.
Das braucht Zeit und ganz viel Kraft.

Ihr wolltet Drama, hier ist es.
Ich weiß es ist krass und macht die Story irgendwie traurig.
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Ich lieb dich so eiskalt♥️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt