Nervös schaue ich auf die Uhr und immer wieder aus den Fenster.
Es dürfe aktuell noch ungefähr acht Minuten dauern, bis das Sushi kommt und noch ist von Niall nichts zu sehen.
Vor etwa einer viertel Stunde habe ich das letzte Mal etwas von meinem Nachbarn gehört und da war er noch nicht in London - das hat er zumindest behauptet. Aus Prinzip hoffe ich einfach noch immer, dass unser Essen pünktlich ist und Niall sich verspätet.
Eigentlich habe ich nichts gegen Eislaufen, allerdings muss ich auch ehrlich zugeben, dass ich nicht sonderlich große Lust darauf habe. Erneut schaue ich aus dem Fenster und beiße mir auf die Lippen, also ich ein großes schwarzes Auto sehe, welches allerdings nicht hält, sondern zu meinen Glück weiter fährt.
Erleichtert seufze ich - ehrlich gesagt habe ich überhaupt keine Ahnung, aus welchen Auto er überhaupt steigt.... Flöckchen wuselt mir gut gelaunt zwischen den Füßen herum weswegen ich mich bücke und meine Hund anfange zu streicheln. Da sich das Wetter heute einigermaßen gehalten hat, waren wir nach meiner Schicht im Café, drei Stunden im Park zuvor war meine Mutter heute eine Weile mit ihm unterwegs und dennoch habe ich das Gefühl, dass er noch immer viel zu viel Energie hat.
Wer weiß, vielleicht überrede ich Niall nachher noch mit uns eine große Runde in den Park zu gehen, anstatt das ich nur unsere übliche kleinere Abendliche runde gehe. Als sich mein Hund zufrieden zurück zieht, gehe ich in die Küche, spüle die Futterschalen von dem kleinen weißen Wusel, schneide Gemüse für mein Schlappohr und suche anschließend schon einmal Teller und für mich definitiv Besteck, sowie zwei Gläser und Wasser heraus. Sowohl meine Mutter, als auch Penny, einige andere Freunde und auch Niall haben schon so oft versucht mir den Umgang mit Stäbchen nahe zu legen, sind aber bis heute immer gescheitert - und haben es auch tatsächlich mittlerweile aufgegeben. Ich muss es aber meiner Meinung auch nicht können, immerhin gibt es Gabeln oder auch die Finger.
Als es an der Tür schellt, zucke ich zusammen und schaue direkt auf die Uhr. Vier Minuten nach Fünf. Oh bitte, bitte lass es das Essen sein. Ich nehme mein Portmonee und öffne die Türe und erblicke tatsächlich den Typen vom Lieferdienst.
Ha, Wette gewonnen würde ich sagen!
Freudig will ich gerade das Sushi bezahlen, als die Tür zum Fahrstuhl sich erneut öffnet und Niall in den Flur tritt.
"Ha! Zu spät.", gebe ich strahlend von mir und reiche dem Typen das Geld. "Naja das kann man ja sehen wie man will.", erwidert der Ire. Natürlich, nun will er sich fein rausreden, aber definitiv nicht mit mir.
Der Mann vom Lieferdienst, gibt mir das Rückgeld und wünscht mir einen Guten Appetit, bevor er sich verabschiedet. "Du hattest das Essen ja noch nicht mal bezahlt, als sich die Türe vom Fahrstuhl geöffnet hat.", kommentiert Niall als er bei mir ist und mich kurz zu Begrüßung in die Arme geschlossen hat. "Das war aber nicht Inhalt der Wette.", gebe ich von mir und verschränke die Arme vor der Brust.
"Ehrlich gesagt, kann ich mich an den genauen Wortlaut gar nicht mehr erinnern.", lässt er mich wissen. Skeptisch schaue ich ihn an. "Genau! Ich aber." "Ach ja? Und wie war er?", hakt er nach. "Ja: wenn du eher da bist als das Sushi, hast du gewonnen, ist das Sushi eher da als du, habe ich gewonnen.", fasse ich nun zusammen. Grinsend sieht er mich an. "Da bist du dir sicher ja?", versucht er mich zu verunsichern und tatsächlich stocke ich ein kleinen Augenblick, bevor ich mich wieder fange und selbstbewusst nicke.
"Ja, definitiv. Wie hast du es denn in Erinnerung?", frage ich nach und sehe wie er mit den Schultern zuckt. "Ich bringe eben meine Tasche rüber und gehe kurz zur Toilette, dann komme ich rüber zum essen, okay!?", beschließt er und geht dann wirklich zu seiner Wohnungstüre.
"Ähm Niall, du hast mir noch keine Antwort gegeben!", rufe ich ihm nach, als er bereits die Tür aufgeschlossen hat und sehe wie er sich nochmal umdreht. "Was soll ich sagen? Ich brauche eben kurz einen Augenblick, um mir noch ein paar Argumente zurecht zu legen, damit wir am Sonntag doch noch Eislaufen gehen.", antwortet er mir grinsend und verschwindet in seine Wohnung. "Niall, du bist echt unglaublich!", rufe ich ihm noch hinterher und bin mir ziemlich sicher, dass er mich gehört hat. Kopf schüttelnd gehe ich in meine Wohnung und lasse sie angelehnt, damit mein Nachbar gleich direkt herein kommen kann.
Es ist ein großer Vorteil, dass bloß Niall mein direkter Nachbar ist. Ich stelle die Tüten auf den Tisch, gehe in die Küche und bereite das Futter für meine Tiere vernünftig vor und stelle die Schalen an die dafür vorgesehenen Stellen. Als ich wieder ins Wohnzimmer gehe, ist Niall noch immer nicht da. Ich hohle die Schalen aus der Tüte und öffne diese bereits, als ich endlich meine Türe schließen höre. "Was ist denn hier passiert?", will er von mir wissen. "Was meinst du?", stelle ich die Gegenfrage und runzle die Stirn. "Na hier sieht es aus wie in meiner Wohnung.", klärt er mich auf. Ich zeige ihm einen Vogel. "Ganz sicherlich nicht. Bei dir steht viel mehr Kram rum, abgesehen von den gefühlt eintausend Lichterketten. Man wird ja regelrecht geblendet und glaubt, dass man teil eines Weihnachtsbaumes ist.", erwidere ich nun. Beleidigt schaut er mich an.
"Also so schlimm sieht es bei mir auch nicht aus.", versucht er sich zu verteidigen. "Na..." - "Sei nicht immer so gemein zu mir!", unterbricht er mich und lässt sich auf meine Couch fallen. "Tut mir Leid.", gebe ich von mir, bin mir gerade aber selber nicht sicher ob ich es ernst meine oder nicht. So oft bin ich gar nicht gemein zu ihm und das gerade, war nun auch nicht so schlimm. Ich lasse mich neben ihn Fallen.
"Angenommen, wenn wir Sonntag gemeinsam Eislaufen gehen.", informiert er mich. "Oh nein mein lieber, so haben wir nicht gewettet.", lehne ich ab. "Aber..." - "Nein, sei nicht so ein schlechter Verlierer.", falle ich ihn diesmal ins Wort. Er verschränkt die Arme vor der Brust und ich tu es ihm gleich. "Okay, du hast recht. In meiner Wohnung sieht es wirklich schlimmer aus, als hier, aber meine Wohnung gleicht keinen Tannenbaum.", versucht er nun auf mich zuzugehen. Ich zucke mit den Schultern. "Ja meinetwegen.", stimme ich zu.
"Wann warst du Einkaufen?", will er von mir wissen. "Gar nicht. Das war alles in den Päckchen drin, die mir dieser geheimnisvolle Typ schickt.", lasse ich ihn wissen. "Du hast gar nicht erzählt, was du in den letzten Tagen alle bekommen hast.", stellt er nun fest. "Das ganz Weihnachtliche Zeug was hier rumsteht, Kaffee und super leckeren Zusatz, heute habe ich Badekuglen und Kerzen bekommen und gestern Abend hat er mir tatsächlich eine Pizza und super leckeren Wein liefern lassen - ich hatte gestern schon die leiseste Hoffnung, dass sich die ganze Sache erledigt hat, aber ja wie du siehst flattert noch immer täglich ein Packet bei mir ein.", erzähle ich ihm. "Du klingst immer noch nicht wirklich begeistert von der ganzen Aktion.", wirft er ein. Ich zucke mit den Schultern. "Es ist noch wie am Anfang der Woche: ich habe keine Ahnung, was ich wirklich von dem ganzen halte. Einerseits, freue ich mich wirklich täglich über die Päckchen und bin auch immer und immer wieder einfach nur neugierig darauf, was es wohl diesmal ist. Andererseits geht es mir da noch wie am Anfang: es ist irgendwie gruselig und ich habe das Gefühl, es wird immer schlimmer.", fasse ich zusammen.
"Wieso?"
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Christmas? No, thanks!
RandomFinnja ist kein sonderlich großer Weihnachtsfan. Normalerweise geht sie muffelig durch den Advent und ist froh, wenn sie nicht alt so viel von dem ganzen mitbekommt. Sie hasst das hektische Treiben, volle Weihnachtsmärkte und alles was sonst noch da...