No. 18 Niall

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"Du?"
....

Der Plan Finnja über den Advend mit kleinen Päckchen zu überraschen und ihr so die Zeit vielleicht ein wenig zu versüßen, stand für mich schon am Anfang des Jahres fest. Ich wollte sie überraschen. Ihr freude bereiten. Ihr ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

In all den Jahren in denen wir uns bisher kannten, war ich meistens im Dezember kaum bei mir zu Hause. Mich zog es zu Weihnachten immer zu meiner Familie, während ich vor und nach den Feiertagen meist hier und da noch ein paar Termine hatte.

Meine Nachbarin, und mittlerweile sehr gute Freundin, und ich, blieben dennoch immer in Kontakt, sodass ich ihre Abneigung Weihnachten gegenüber dennoch mitbekommen habe. Egal was ich aus der Ferne versuchte, bessere Laune konnte ich ihr definitiv nicht verbreiten.

Ich konnte es verstehen, immerhin verbindet sie mit der Adventszeit viel schlechtes und das ihre Mutter, Weihnachten auch nie große Bedeutung geschenkt hat, hat auch nicht gerade geholfen. Ich verstand es nicht, war es für mich dich immer eine Zeit, die ich definitiv mit der Familie verbringen wollte und für mich in den letzten Jahren auch definitiv zum Vorsatz wurde, zumindest zu den Feiertagen daheim zu sein.

Über das Jahr hinweg, habe ich Ideen gesammelt mit denen ich Finnja überraschen konnte und gab mir doch Mühe dabei zu Versuchen, dass sie nicht gleich auf mich kam. Wir verbrachten diese Jahr so verdammt viel Zeit miteinander, dass es für mich nicht wirklich schwer war Dinge zusammen zu stellen, die ihr mit Sicherheit Freude bereiten. Dennoch wollte ich schon das neben diesem Kalender, Weihnachten zumindest ein wenig bei ihr einzog, weshalb ich mich nicht nur auf Dinge beschränkte, von denen ich mir sicher war, dass sie sie lieben würde.

Relativ früh stand fest, dass sie die Feiertage dieses Jahr definitv alleine verbringen würde, weshalb ich meinen Vorsatz zum trotz, meine Pläne dieses Jahr änderte. Meine Familie war nicht begeistert, verstand es dann aber schon irgendwie. Vielleicht war mein Plan auch nicht ganz eigenützig, denn schon seit einiger Zeit ist von meiner Seite definitiv mehr als nur reine Freundschaft und ich bin mir ziemlich sicher, dass es auf Gegenseitigkeit beruht und Finnja bloß einen Stoß in die richtige Richtung benötigt.

Als ich die erste Päckchen zusammen packte, war ich mir noch nicht sicher, ob ich mich als Versender erkennen geben wollte oder nicht. Ich wollte ihre Reaktionen Abwarten und beschloss dann aber bereits nach den ersten drei Päckchen es nicht zu tun.

Irgendwie hatte ich mit einer ganz anderen Reaktion gerechnet. Mit welcher genau kann ich noch nicht einmal sagen - mir war schon klar, dass sie nicht gleich Luftsprünge machen oder über den Versender der Päckchen Lobeshümden singen würde, aber ihre eigentliche Meinung über das ganze, kann ich bis heute irgendwie nicht einschätzen.

Mal sprach sie immer und immer wieder davon, dass es ziemlich gruselig und es ihr auch irgendwie unangenehm ist, von einem völlig fremden diese ganz persönlich abgestimmten Päckchen zu bekommen, Mal wollte sie ihn einfach nur kennen lernen um sich zu bedanken und dann sprach sie ab und an auch davon wie bescheuert sie das ganze dann doch fande.

Gerade weil ihre Päckchen, dann doch immer und immer mehr persönlich abgestimmt waren und ihr durchaus immer und immer mehr bewusst wurde, dass der Versender der Päckchen, sie schon irgendwie kennen musst, traf es mich schon, dass sie einfach nicht darauf kam, dass es auch einfach ich sein könnte. Zumindest machte sie bisher nicht den Eindruck.

Sie warf mir vor, demjenigen Tipps zu geben, fragte mich jedoch nie direkt, ob vielleicht ich hinter den Packeten stecke.

Mittlerweile war es mir lieber, sie hätte niemals heraus gefunden, dass ich es war. Das sie es einfach darauf belassen würde und nach dem vierundzwanzigsten Päckchen mit der Sache abschließen würde. Das sie nun ausgerechnet heute, wo es eh schon komisch zwischen uns war und wir noch immer nicht die Chance hatten über den Kuss am Sonntag zu reden, ist natürlich nicht so schön.

Ich lasse das Päckchen, welches ich ihr gerade vor der Tür stellen wollte los und richte mich auf. "Hey.", gebe ich leise von mir und gehe ein paar Schritte zurück. In den letzten Tagen sind wir uns beide irgendwie aus dem Weg gegangen. Die eine sicherlich bewusst, der andere eher unbewusst...

Ich beobachte wie sie die Stirn runzelt, erst mich und dann das Packet vor ihren Füßen anschaut. "Du kennst ihn doch!", sagt sie und hört sich verärgert an. "Schon. Irgendwie.", lasse ich sie wissen. "Irgendwie? Mir scheint es als hättest du das Päckchen gerade vor meiner Tür gestellt.", stellt sie fest. Mehr als ein Stimmt, bringe ich dann nicht zu stande. "Erklär es mir.", fordert sie von mir. "Ich....ähm.....", gebe ich stockend von mir und mir mir nicht ganz sicher, ob ich gleich mit der Tür ins Haus fallen soll, oder ein wenig ausschweifen soll." Grimmig schaut sie mich an. "Hat dir etwa ein unbekannter dieses in die Hand gedrückt und meinte "Stell es Finja vor die Tür, ist ja eh dein Weg?"", will sie von mir wissen und sieht noch immer nicht das eigentlich offensichtliche. "Nein, so war es nicht.", beharre ich.

Mit hochgezogenen Augenbrauen schaut sie mich an. "Wie dann? Steckt ihr doch unter einer Decke?", will sie von mir wissen. Nun bleiben mir nur zwei Möglichkeiten - lügen oder ihr das eigentlich offensichtliche um die Ohren hauen. "Da stecke ich eher alleine drunter." Ziemlich verwirrt schaut sie mich an. "Alleine? Wie meinst du das?", will sie von mir wissen. Ich gebe ein stöhnen von mir. Ist es wirklich so abwegig, dass ich hinter all dem stecke. Traut sie mir sowas wirklich nicht zu? "Mensch, Finnja. Ich habe dir alle Päckchen zu kommen lassen. Ich stecke hinter all den Geschenken. Den Ideen."

Ziemlich überrascht schaut sie mich an. "Du?" "Ja und ich Frage mich wirklich, ob du es wirklich mit keiner Münze in Erwägung gezogen hast, dass ich der "geheimnisvolle" Versender stecke.", gebe ich von mir. "Du...du hast gesagt..." - "Das ich niemanden mit irgendwelchen Informationen versorge.", unterbreche ich sie. Sie öffnet den Mund und schließt ihn gleich darauf wieder. "Willst du mich eigentlich verarschen?", hakt sie nach.

Ich schüttle den Kopf. "Finja..." - "Du hast mich belogen.", fällt sie mit diesmal ins Wort. Wieder schüttle ich den Kopf. "Du hast mich niemals auch nur annähernd gefragt, ob ich hinter all dem stecke. Du hast mich lediglich gefragt, ob ich "ihn" kenne.", stelle ich klar - den Schuh einer Lügners ziehe ich mir nämlich ganz sicherlich nicht an.

"Ach und das macht die ganze Sache besser?", will sie von mir wissen. "Nein, ich...." Entschuldigen schaue ich sie an und weiß ehrlich gesagt nicht genau, was ich sagen kann, was die Sache dann auch besser macht. "Ich habe mich bei dir über all das ausgelassen. Ich habe dir ganz am Anfang erzählt, dass ich es ziemlich gruselig finde.", erinnert sie mich. Ich nicke. "Und was hast du dir von der ganzen Sache versprochen?" Überrascht schaue ich sie an. Nun geht das ganze vielleicht doch in die falsche Richtung. "Nichts. Wirklich. Ich wolle dir lediglich, jeden Tag eine kleine Freunde machen. Vor allem im letzten Jahr, hast du mir immer und immer wieder erzählt, wie sehr du es hasst, in der Adventszeit im Café zu stehen und all die gestressten Leute zu Bedienen. Das du es gerade im Dezember extrem anstrengend findest. Ich wollte einfach, dass du etwas hast, auf das du dich freust.", versuche ich ihr zu erklären, finde in ihrem Gesicht allerdings alles andere als Verständis.

Einen langen Augenblick schauen wir uns einfach nur an. Ich habe Hoffnung, dass sie es vielleicht doch noch irgendwie nachvollziehen kann und gleich mit mir über die ganze Aktion lacht.

"Sorry....aber....ich...."', sie stockt, schüttelt den Kopf und dann geht alles ganz schnell. Ehe ich mich versehe, geht sie ein paar Schritte zurück und schließt die Tür schneller als ich überhaupt reagieren kann. Damit habe ich nun überhaupt nicht gerechnet.

Ich klopfe an ihrer Tür. "Komm schon. Mach die Tür auf.", fordere ich von ihr, klopfe erneute und setze ein, lass uns drüber reden nach.

Ich wiederhole das ganze und erhalte weiterhin keine Reaktion. "Du kannst mich doch jetzt nicht einfach ausschließen!"

Christmas? No, thanks!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt