Feigling. Angsthase.
Beides trifft wahrscheinlich ganz gut auf mich zu. Statt mich mit Niall auszusprechen, habe ich nicht nur die Tür vor ihm verschlossen, sondern bin auch ganz spontan gestern mit meiner Mutter und Jeffrey nach Liverpool gefahren.
Es ist gut, die Kinder des Freundes meiner Mutter kenne ich bisher noch nicht, aber so wirklich auf die nächsten Tage einlassen kann ich mich noch nicht.
Zu meiner Überraschung haben sich sowohl meine Mutter, als auch der Mann an ihrer Seite sich gefreut, als ich zugesagt habe, nachdem meine Mum es vorgeschlagen hatte.
Mittlerweile, bin ich mir ziemlich sicher, dass es eine ziemlich bescheuerte Idee. Ich mag den neuen Lebensgefährten und musste feststellen, dass seine beiden Kinder, die beide sieben und acht Jahre älter sind wie ich, auch ziemlich nett sind, dennoch kann ich mich hier irgendwie so überhaupt nicht entspannen.
Ehrlich gesagt, habe ich mich glaube ich viel zu sehr auf die Tage mit Niall gefreut. Das wir dann auch noch ohne uns auszusprechen auseinander gegangen sind, macht die Sache auch nicht viel besser.
Das ich daran selber schuld bin, ist mir durchaus bewusst. Dass ich lediglich mein Handy in die Hand nehmen müsste um, meinen Nachbarn einfach anzurufen ist mir durchaus bewusst.
Mittlerweile bin ich nicht mehr sauer. Vielleicht ein wenig enttäuscht - aber in erster Linie von mir selber. Immerhin habe ich nicht einmal auch nur in Erwägung gezogen, dass er hinter all den Päckchen steckt.
Ich denke Mal, dass er mittlerweile ziemlich sauer und enttäuscht ist, schließlich bin ich es die ihn ausgesperrt hat und ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, verschwunden ist.
Ich ziehe die Füße auf den Stuhl und die Decke ein wenig enger um mich. Ich brauchte gerade einfach Mal ein wenig Zeit für mich, weswegen ich mich mit einer dicken Decke auf die Terrassen zurück gezogen habe und G
Flöckchen dabei beobachte wie er neugierig durch den Garten marschiert.Jeffreys älteste Tochter, wohnt in einem ziemlich großen Haus, am Stadtrand von Liverpool, mit einem wirklich imposanten Garten. Mir wäre es alles ein wenig zu groß, gerade weil man wahrscheinlich ewig benötigt um zu seinen Nachbarn zu kommen.
"Hier bist du.", höre ich meine Mutter sagen, die mit zwei Tassen heraus kommt. Eine stellt sie kurz ab um die Terrassentür zu zumachen. "Ich hab dich gesucht. Lenni meinte sie hätte vor eine halbe Stunde gesehen, wie du raus gegangen bist.", informiert sie mich und reicht mir eine Tasse heißen Tee, bevor sie sich auf einen der Stühle setzt.
"Ich brauchte Mal ein wenig Zeit für mich. Drinnen ist so viel wusel, dass bin ich gar nicht mehr gewohnt.", lasse ich sie wissen. Immerhin haben beide Töchter bereits drei Kinder in Alter von drei bis acht Jahren. "Da hast du Recht, aber es ist doch auch schön, findest du nicht?" Ich zucke mit den Schultern. "Wenn ich ehrlich bin, singen die Zwerge mir viel zu viel mit viel zu guter Laune.", gebe ich nun zu und bringe doch ein Lächeln zu stande.
"Sie freuen sich halt, dass wir alle da sind und besonders auf Weihnachten." Ich nicke und trinke ein Schluck von dem warmen Tee. "Okay Finja, willst du mir endlich sagen was los ist? Irgendwie kaufe ich dir es nicht mehr ab, dass du zugestimmt hast, weil du Weihnachten nun doch nicht von mir getrennt feiern willst. Ich hatte eher das Gefühl, dass du dich darauf gefreut hast, nicht mit zu fahren.", gibt sie von sich.
Meine Zustimmung kam auch eher spontan, aus dem Bauch heraus um Niall weiterhin aus dem Weg gehen zu können. Als Jeffrey mich erneut Fragte, ob ich mich ihnen nicht doch anschließen will, hab ich ohne groß zu überlegen mit doch geantwortet. Beide waren daraufhin so überrascht und gleichzeitig begeistert, dass ich dann doch keinen Rückzieher mehr machen wollte.
Ich zucke mit den Schultern. "Ich hatte eigentliche geplant, die Tage mit Niall zu verbringen. Wir haben uns auf eine Mischung von Weihnachten und nicht Weihnachten geeinigt.", erzähle ich ihr und sehe wie sie die Stirn runzelt die Stirn. "Hat er dir abgesagt?", will sie mit mir wissen. Ich schüttle den Kopf. "Wir reden seit etwas mehr als einer Woche nicht mehr wirklich viel miteinander.", antworte ich ihr. Sie runzelt die Stirn. "Wie kommt es?"
Ich zucke mit den Schultern. "Es gibt da mehrere Punkte, die wir eigentlich klären müssten, aber wie du siehst habe ich lieber die Flucht ergriffen.", gebe ich von mir. Überrascht schaut sie mich an. "Willst du mir erzählen, worum es ging?", fragt sie mich. Ich schüttle meinen Kopf. Meine Mum und ich haben noch nie über solche Sachen ausführlich gesprochen und ehrlich gesagt habe ich aktuell auch nicht wirklich das Bedürfnis vor ihr alles auszubreiten.
"Okay. Weißt du was mich schon lange brennend interessiert?", will sie von mir wissen. Innerlich verdrehe ich die Augen. "Niall und ich sind nur Freunde.", antworte ich ihr ohne das sie mir die Frage stellt. "Bist du dir sicher? Ihr beide verbringt so verdammt viel Zeit miteinander und seid so vertraut, da kann man schon Mal etwas anderes Denken. Selbst Jeffrey hat mich gefragt, was zwischen euch läuft, also er Anfang November mitbekommen hat, das Niall dich Abends vom Café abgeholt hat.", erzählt sie mir. "Das Café liegt eh auf seinem Weg nach Hause.", informiere ich sie und erhalte einen skeptischen Blick.
Diesmal verdrehe ich wirklich die Augen. "Vielleicht ist das auch ein Thema welches wir näher besprechen sollten.", gebe ich zu. Abwartend schaut sie mich an und erwartet anscheinend auf eine weitere ausführliche Erläuterung. "Wir haben uns geküsst, danach sind wir uns ein paar Tage aus dem Weg gegangen und dann habe ich heraus gefunden, dass er mir diese Päckchen seit Anfang Dezember schickt.", führe ich nun weiter aus.
"Ich hatte schon so eine Ahnung, nachdem du mir erzählt hast, dass es ein Typ ist." "Ernsthaft? Penny hat das selbe gesagt." Sie nickt und lässt mich dann wissen, dass es doch eigentlich offensichtlich war, da ihr sonst niemand einfallen würde, der sowas veranstalten würde. "Ganz am Anfang habe ich tatsächlich Jeffrey im Verdacht gehabt, weil er wusste, dass ich es schon schade finde, dass du nicht mit hier hin wolltest, eben weil du absolut keine Lust auf den ganzen Weihnachtskram hast.", gesteht sie mir. Ich runzel die Stirn. Auch auf ihn wäre ich überhaupt nicht gekommen. Vielleicht hatte Penny Recht, als sie meinte ich würde manchmal einfach mit geschlossenen Augen durch die Welt spazieren und um mich herum nicht Mal ansatzweise alles mitbekommen.
"Ruf Niall an und oder fahr wieder heim und klär das mit ihm. Ich denke, das wird euch beiden gut tun und wer weiß, vielleicht stellst du ihn mir dann auch endlich Mal als seinen Freund vor.", fordert sie von mir. "Sicherlich ist er sauer. Ich könnte mir vorstellen, dass er nun nicht ans Telefon geht und bereits auf den Weg nach Irland zu seiner Familie ist." "Das mein Kind, findest du nur heraus, wenn du endlich den Mut findest und ihn anrufst. Von mir aus Ruf ihn auch an und lade ihn ein." Ich verziehe das Gesicht. Ich denke dies ist definitiv die falsche Umgebung.
"Vielleicht rufe ich ihn doch mir an und Frage ob er noch in London ist, wenn es für dich in Ordnung ist, dass wir die Feiertage wahrscheinlich doch nicht zusammen verbringen." "So lange du glücklich bist und wer weiß, vielleicht kommt ihr beiden ja doch noch Mal gemeinsam rum.", erwidert sie nun, steht auf und nimmt mir die mittlerweile leere Tasse ab. Bevor sie wieder nach drin verschwindet, drückt sie mir noch einmal die Schulter und versicherter mir, dass schon alles gut werden wird - wenn nicht jetzt dann eben zur gegebenen Zeit.
Als ich höre wie die Terrassentür geschlossen wird, ziehe ich mein Handy aus der Jackentasche. Kurz überlege ihm einfach mir per Nachricht zukommen fragen, ob er noch Zuhause ist, entscheide mich dann aber doch kurz bei ihm anzurufen.
Es dauert nicht lange, da nimmt er schon ab. "Finja?"
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Christmas? No, thanks!
RandomFinnja ist kein sonderlich großer Weihnachtsfan. Normalerweise geht sie muffelig durch den Advent und ist froh, wenn sie nicht alt so viel von dem ganzen mitbekommt. Sie hasst das hektische Treiben, volle Weihnachtsmärkte und alles was sonst noch da...