Ich spürte etwas an meiner Wange. Ganz sanft berührte mich etwas Feuchtes. Ich öffnete schläfrig die Augen und sah zu Markus, der mich auf die Wange geküsst hatte. Ich setzte mich ruckartig auf und sprang aus dem Bett. Grinsend sah ich Markus an, der mich jedoch nur traurig anlächelte. Und in dem Moment schoss mir wieder alles durch den Kopf. Mein Grinsen erstarb und ich setzte mich wütend auf mein Bett. Ich griff nach meinem Kissen und schmiss es mit voller Wucht gegen die Wand. Danach sackte ich in mir zusammen und spürte schon wieder Tränen in meinen Augen. Markus setzte sich zu mir aufs Bett und nahm meine Hand in seine.
«Kommst du frühstücken?», fragte er leise. Ich nickte nur und lief mit Markus in die Küche, wo das Frühstück schon aufgetischt war. Stumm assen wir alle, bis Papa sich zu Wort meldete.
«Hör zu Sam, Amanda hat mich heute angerufen», sagte er vorsichtig. «Sie kommt dich morgen abholen. Du solltest heute noch packen.»
Ich atmete tief durch. Nicht schon wieder anfangen zu weinen. Das bringt mir jetzt auch nichts. Ich sollte mich mit der Sache abfinden. Ich nickte leicht. Als ich fertig mit dem Frühstück war, zog ich mich in mein Zimmer zurück, um schon mal anfangen zu packen. Naja, was heisst packen. Ich stopfte meine wichtigsten Kleider und halt noch anderes Zeugs, welches mir wichtig war, in eine Tasche. Ich nahm den Brief von Mama, den Markus gestern auf meinen Schreibtisch gelegt hatte, und stopfte ihn achtlos in meine Tasche. Dann lief ich wieder nach unten.
«Erledigt», sagte ich nur emotionslos und ging nach draussen. Ich musste meinen Kopf freikriegen. Ich merkte, wie Leon und Markus mir gefolgt waren.
«Lust ein wenig Fussball zu spielen?», fragte ich sie, woraufhin sie begannen, zu grinsen.
«Ich hole die anderen», sagte Leon und rannte davon. Markus und ich liefen schon mal zum Teufelstopf.
«Wie wäre es, wenn wir diesen Tag noch so leben, als wäre er wie jeder andere Tag? Wenn wir jetzt alle traurig sind, bringt das auch nichts. Ausserdem können wir dich vielleicht ablenken», schlug Markus vor.
«Wird schwierig», sagte ich. «Aber tönt gut.»
Markus lächelte und nahm meine Hand in seine. Ich probierte zurückzulächeln, aber es endete nur in einem weiteren Heulkrampf.
«Hey...», sagte Markus leise, blieb stehen und umarmte mich fest. «Ich will nicht, dass du traurig bist.»
Ich schluchzte auf.
«Und ich will nicht weinen», sagte ich und versuchte verkrampft, meine Tränen zurückzuhalten.
«Falls es dir peinlich ist... Das muss es nicht. Wirklich nicht. Du bist bei mir, Sam. Du darfst das.»
«Du bist so süss», flüsterte ich. «Aber was bringt das jetzt noch? Ab Morgen sehen wir uns eh nicht mehr.»
«Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich besuchen komme.»
«Das hast du ernst gemeint?», fragte ich und schaute in Markus Gesicht.
«Natürlich!»
«Aber es sind mehrere Stunden Fahrt nach Stuttgart.»
«Das ist mir doch egal», sagte Markus und lächelte. «Hauptsache, wir sehen uns.»
Ich schniefte und schlang meine Arme nochmal um ihn.
«Dann führen wir also eine Fernbeziehung?», fragte ich.
«Na was denkst du denn?», sagte Markus. «Ich würde dich nie freiwillig verlassen.»
Mein Herz hüpfte auf.
«Ich dich auch nicht», flüsterte ich. Markus löste unsere Umarmung ein bisschen und nahm mein Gesicht in seine Hände. Er strich mit seinen Daumen über meine Wangen und schaute mir tief in die Augen.
«Ich liebe dich, auch wenn du auf der anderen Seite der Welt wärst», flüsterte Markus, beugte sich nach vorne und legte seine Lippen zärtlich auf meine. Ich legte meine Hände um Markus' Hals und er platzierte seine an meinem Rücken und zog mich so noch näher an sich heran. Wir lösten uns ein ganz kleines Bisschen, um uns gleich danach wieder zu küssen. Und wieder.
«He Leute, knutschen könnt ihr später. Wollen wir nicht Fussball spielen?», hörte ich plötzlich die Stimme von Vanessa. Ich löste mich von Markus und sah auf den Boden. Ich wollte nicht, dass die anderen mich so sahen. So aufgelöst und fertig.
«Was ist denn los?», fragte Joschka. Scheinbar hatte Leon den anderen noch nichts gesagt. Ich sah zu Markus rüber, der die anderen traurig ansah. Dann zog ich den zerknitterten Brief aus meiner Tasche und gab ihn Vanessa, ohne ihr in die Augen zu schauen. Dann ging ich wieder zurück zu Markus, der sofort einen Arm um mich legte. Gleich darauf schrie Vanessa auf und drückte den Brief Maxi auf die Brust, um danach zu mir zu kommen und mich in eine Umarmung zu ziehen. Auch Maxi starrte schockiert auf den Brief und umarmte mich dann, genau wie die anderen. Sogar Nerv.
«Können wir bitte einfach versuchen so zu tun, als wenn nichts wäre?», fragte ich und wischte meine Tränen weg. Die Kerle nickten.
Wir liefen zum Teufelstopf und Leon teilte uns in zwei Gruppen ein. Dann begannen wir mit dem Fussball spielen. Doch ich konnte mich nicht wirklich konzentrieren. Ständig musste ich wieder an den Brief denken und daran, was ich alles verlor... Meinen Vater, meine Brüder, meine Freunde, und natürlich Markus... Schon wieder spürte ich Tränen in meinen Augen. An mir lief gerade Joschka mit dem Ball vorbei, den ich ihm eigentlich hätte abnehmen sollen. Doch ich blieb einfach stehen und sah ihm hinterher. Aber niemand nahm es mir übel.
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Die Wilden Kerle, die Könige der Höhlen
FanfictionDer 4. Teil meiner DWK-FF Reihe, bzw. der 6. Teil von DWK ist extra gross. Ich habe sozusagen zwei Bücher geschrieben und diese fusioniert. 1. Teil: Die wilden Kerle campen wieder im Wald und üben Volleypässe, bis sie auf die Idee kommen, mal wieder...