das Loch

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«Schaut mal! Hier ist ein Loch, das in die Erde hinab führt», sagte Raban aufgeregt.

«Sam, reich mir bitte mal einen Stein», forderte Joschka. Ich sah ihn erst nur verstört an, doch dann bemerkte ich, für was er einen Stein brauchte. Er wollte testen, wie tief das Loch war. Ich ging ans Seeufer und suchte nach einem Stein. Raban liess ihn dann runterfallen.

«Habt ihr was gehört?», fragte Klette.

«Nein, der Boden muss erdig sein. Raban, Joschka, holt die Taschenlampen», sagte Maxi. Raban und Joschka rannten zu ihren Motorrädern und holten ihre Lampen. Als sie wieder bei uns waren, leuchteten sie in das Loch herunter.

«Scheint tief zu sein», bemerkte ich, denn der Boden war nicht zu sehen.

«Ich geh da runter», sagte Leon plötzlich.

«Nein, das ist viel zu gefährlich!», versuchte Joschka ihn davon abzuhalten.

«Joschka! Vanessa ist da unten!», rief Leon.

«Ja, und Markus. Und Nerv. Ich komme mit», sagte ich.

«Und ich auch!», meinte Klette.

«Nein, Klette, du bist zu klein. Du wirst eher verletzt als die anderen», sagte Maxi.

«Du kannst mich nicht davon abhalten», beharrte Klette.

«Na schön. Ich gehe zuerst. Dann Sam und am Schluss Klette. Wir müssen probieren, Klette aufzufangen», befahl Leon.

«Hört auf, mich wie ein kleines Kind zu behandeln!», rief Klette wütend. Ich musste schmunzeln, obwohl mir das momentan nicht zumute war. Doch Leon ignorierte Klette und liess sich vorsichtig ins Loch hinunter.

«Leon! Geht's dir gut? Siehst du da unten etwas?», fragte Maxi, als Leon einige Zeit später immer noch nichts gesagt hatte.

«Mir geht's gut. Es ist zwar ganz schön tief, aber man landet weich», rief Leon von unten. Ich sah das als Aufforderung, jetzt nach unten zu gehen. Ich liess mich genau wie Leon vorhin vorsichtig in das Loch. Ich fiel etwa drei Meter, dann landete ich auf etwas Weichem.

«Leon? Bist du da?», fragte ich laut in die Dunkelheit.

«Ja. Verdammt, wir haben die Taschenlampen vergessen!», rief Leon irgendwo neben mir ins Loch hinauf.

«Klette, nimm du eine Lampe», hörte ich Maxis Stimme dumpf von oben.

«Ich komme!», rief Klette plötzlich und landete wenig später direkt vor mir.

«Klette! Mach die Lampe an!», forderte ich sie auf. In Sekundenschnelle durchflutete das Licht der Taschenlampe eine grosse Höhle. Mitten in der Höhle sassen drei Personen. Sie konnten sich nicht bewegen und nicht sprechen, da sie gefesselt und geknebelt worden waren.

«Markus!», rief ich, als ich einen blonden Haarschopf erblickt hatte. Ich rannte auf ihn zu und probierte, ihn von seinen Fesseln zu lösen. Ich bemerkte, dass auch Klette zu Nerv und Leon zu Vanessa gegangen waren, um sie zu befreien. Markus machte irgendwie einen komischen Eindruck, als ob er mir etwas sagen wollen würde. Also nahm ich ihm den Knebel aus dem Mund.

«Passt auf! Sie sind hinter euch!», rief Markus sofort. Ruckartig fuhren Leon, Klette und ich herum und sahen im Licht der Taschenlampe ein paar Personen, etwa gleich alt wie wir. Sie standen selbstsicher da und stemmten sich die Hände in die Hüfte oder verschränkten sie vor der Brust. Als ich durch die Runde ging, sah ich plötzlich das Mädchen, welches damals bei uns war, um uns herauszufordern.

«Was soll das?», fragte ich sie und deutete auf Markus, Vanessa und Nerv.

«Ihr müsst ja irgendwie unser Stadion finden», meinte ein Junge mit braunen Haaren.

«Wir sind nicht hergekommen, um Mannschaftsmitglieder zu verlieren!», sagte Leon wütend. Nerv lief zurück zum Loch, wo wir heruntergefallen waren.

«Leute! Kommt runter, es ist nicht gefährlich!», schrie er ins Loch hinauf. «Und nehmt die Taschenlampen mit!»

Es ging nicht lange, bis die ganze Mannschaft unten war.

«Und wo ist jetzt euer Stadion?», fragte Raban.

«Wir sind nicht gekommen, um Verstecken zu spielen», sagte Joschka.

«Wir sind gekommen, weil wir Fussball spielen wollen!», rief Nerv.

«Dann begleitet uns in unser Revier», sagte das blonde Mädchen. Gleich darauf lief die ganze gegnerische Mannschaft davon. Wir Wilden Kerle folgten ihnen langsam. Die Umgebung veränderte sich von Erde zu Stein. Wir mussten in einem Höhlensystem sein. Hoffentlich verirrten wir uns nicht!

«Wir dürfen uns nicht verirren! Keine Ahnung, wo die anderen sind. Hat jemand ein Stück Kreide oder einen Faden dabei?», fragte ich. Raban nahm ein Knäuel Schnur aus seiner Hosentasche und band es an einen grossen Stein in der Höhle. Wir liefen weiter in die Richtung der anderen Mannschaft und legten uns eine Spur mit dem Knäuel. Plötzlich blieb Klette, die zuvorderst lief, abrupt stehen.

«Stopp! Vorsicht!», rief sie. «Hier geht es steil abwärts.»

Wir schauten alle gebannt den Abgrund runter. Und wir sahen... schwarz.

«Wie kommen wir weiter?», fragte Maxi.

«Wir müssen herausfinden, wie die anderen weitergekommen sind», sagte ich.

«Hier drüben! Da ist ein Spalt in der Wand», rief Nerv. Wir liefen näher an den Spalt heran und sahen, dass dahinter ein weiterer Gang versteckt war.

«Das ist ein richtiges Labyrinth», bemerkte Leon.

«Ach was, du Blitzmerker!», kam plötzlich eine Stimme aus dem Spalt.

«Kommt ihr jetzt oder müssen wir noch länger auf euch warten, damit ihr wisst, wohin ihr müsst?», redete die Stimme ungeduldig weiter.

«Wir kommen ja schon», sagte Raban genervt.

Die Wilden Kerle, die Könige der HöhlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt