Abschied

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Ich spürte den Aufprall ins Wasser. Ich wusste genau, dass es jetzt eine wilde Wasserschlacht geben würde. Also blieb ich unter Wasser uns zog erstmals Leon am Fuss runter. Ich tauchte auf und wurde gleich darauf von jemandem runtergedrückt. So ging das immer weiter, bis wir keuchend aus dem Wasser stiegen.

«Und Nerv? Fühlst du dich jetzt wie ein wilder Kerl oder musst du noch einmal springen?», fragte Leon und wir lachten.

«Am besten nochmal neben Klette, nicht wahr?», zog ich ihn auf.

«Genau. Sonst würde er sich wahrscheinlich in die Hose scheissen», sagte Markus und lachte.

«Wir haben es auch gesehen», mischte sich Raban ein.

«Ja Nerv. Du kannst jetzt nicht mehr abstreiten, dass du auf Klette stehst», meinte Vanessa grinsend.

«Was?!», rief Nerv und riss die Augen auf. «Nein!»

«Oh doch», sagte nun Maxi. «Er redet zu Hause nur noch von ihr.»

«Gar nicht wahr!», rief Nerv nun wütend. Er war ein wenig rot geworden.

«Hey, war doch nur Spass!», probierte Leon ihn zu besänftigen. «Vielleicht», raunte er uns dann zu. Ich lachte.

«Sam?», rief plötzlich jemand. Ich fuhr herum und sah Papa etwas weiter weg stehen. Und neben ihm... Mama. Mein Blick verfinsterte sich.

«Kommt», sagte Leon leise und lief auf Papa zu. Wir folgten ihm und als wir bei Papa waren, schaute ich Mama nur kalt an. Ohne etwas zu sagen liefen wir weiter, zu unseren Motorrädern und fuhren zu uns nach Hause. Wie ich sehen konnte, waren meine Sachen schon in Mamas Auto. Meine Mutter und Papa kamen auch gleich darauf mit Papas Auto angefahren. Ich merkte wieder, wie sich meine Augen mit Wasser füllten. Jetzt war es soweit. Ich musste von allem Abschied nehmen. In einer halben Stunde würde ich wahrscheinlich neben Mama in ihrem Auto sitzen und vor mich hin schmoren. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Als ich mich umdrehte, sah ich Vanessa. Sie umarmte mich fest.

«Bis irgendwann», sagte sie und lächelte mir zuversichtlich zu. Ich lächelte auch und Vanessa übergab mich schliesslich an Joschka. Ich umarmte alle und stand irgendwann vor Leon.

«Ich werde dich vermissen», flüsterte ich und spürte eine Träne meine Wange runterlaufen. Leon nahm mich fest in seine Arme.

«Ich dich auch kleines Schwesterlein», sagte er. Ich musste wieder lächeln.

«Sag Marlon bitte einen Gruss von mir.»

«Mach ich», versprach Leon. Und so stand ich schlussendlich vor Markus. Ich sah ihn durch einen Tränenschleier an. Auch er hatte wässrige Augen. Ich schlang meine Arme um ihn und schluchzte auf.

«Nicht weinen», flüsterte Markus.

«Ich kann nicht anders», hauchte ich zurück. Markus löste sich nach einiger Zeit ein wenig von mir.

«Bis bald», sagte er lächelnd, beugte sich nach vorne und drückte seine Lippen ein letztes Mal auf meine. Ich legte meine Hand auf Markus' Wange und probierte, die letzten Sekunden noch zu geniessen. Plötzlich wurde ich von jemandem zurückgezogen. Markus, dessen Lippen immer noch auf meinen gelegen hatten, kam noch einen Schritt auf mich zu, wurde dann aber von Leon zurückgehalten. Ich sah, dass auch ihm eine Träne über die Wange lief.

«Ich liebe dich», sagte ich noch, bis ich von meiner Mutter ins Auto gezogen wurde.

Die Wilden Kerle, die Könige der HöhlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt