vor drei Jahren

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Es war Abend. Ich war schon in Markus' und meinem Zelt und lauschte mit einem Schmunzeln den Zankereien von Klette und Nerv. Plötzlich raschelte es und Markus stolperte in das Zelt hinein.

«Hörst du das?», fragte ich ihn.

«Was? Klette und Nerv? Die sind ja nicht zu überhören», meinte Markus grinsend.

«Waren wir auch mal so?»

«Gut möglich. Wenn ich daran denke, dass ich dich immer sprachlos mit meinen Sprüchen machen wollte...»

«Sprachlos? Ich wollte immer, dass du denkst, ich sei kein mädchenhaftes Mädchen», sagte ich leise.

«Das habe ich nie gedacht», flüsterte Markus.

«Aber du hast mir immer Prinzesschen gesagt.»

«Ja, weil ich dich damit einfach aufziehen wollte.»

«Danke», murmelte ich sarkastisch.

«Und weil ich deine Aufmerksamkeit wollte», fügte er leise hinzu.

«Ich dachte immer, du würdest mich hassen.»

«Ich hab dich nie gehasst. Am Anfang habe ich Mädchen gehasst. Aber dann kamst du. Ich habe mich nicht von Anfang an in dich verliebt. Ich sah dich einfach als eine Art gute Freundin.»

«Ich war auch nicht von Anfang an in dich verliebt. Aber dann änderte es sich irgendwie...»

Markus zog mich dann etwas näher an sich dran.

«Das war vor drei Jahren, Sam. So lange ist es schon her», flüsterte Markus.

«Ja... Drei wunderschöne Jahre.»

«Und das mit deiner Mutter vergessen wir lieber ganz schnell wieder.»

«Das wird nie mehr passieren», sagte ich leise.

«Nie mehr», flüsterte Markus, beugte sich über mich und stütze sich auf seinen Unterarmen ab, sodass er mir ganz nah war. «Ich will dich nie mehr verlieren.»

«Ich dich auch nicht», flüsterte ich. Markus beugte sich zu mir runter und legte seine Lippen sanft auf meine. Sofort spürte ich wieder dieses Kribbeln in meinem Körper, welches ich schon viel zu lange nicht mehr gespürt hatte. Ich legte meine Arme um Markus' Hals. Er löste sich ein wenig, um mich danach nochmals zu küssen. Und dann noch einmal. Und noch einmal. Ich wurde immer schwächer, mit jedem Mal, in dem Markus seine Lippen auf meine legte und sie wieder sanft löste. Irgendwann liess ich meine Arme kraftlos neben mich fallen. Markus löste sich ein wenig mehr von mir.

«Bist du müde?», flüsterte er.

«Nein...», hauchte ich zurück. «Aber ich habe keine Kraft mehr.»

«Soll ich aufhören?»

«Nein, bitte nicht», flüsterte ich, nahm Markus' Wangen in meine Hände und zog ihn wieder zu mir runter. Markus küsste mich wieder, und wieder, und wieder.

Ich weiss nicht, wie viel Zeit schon vergangen war, als Markus sich endgültig von mir löste.

«Das war schön», hauchte Markus, legte seinen Kopf auf meine Schulter und kuschelte sich an mich.

«Wunderschön», flüsterte ich verträumt und legte meine Arme um Markus. «Ich liebe dich.»

«Ich liebe dich auch», flüsterte Markus zurück. Wenige Sekunden später hörte ich von ihm ein regelmässiges Atmen, welches auch mich langsam in den Schlaf trieb.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lagen Markus und ich immer noch in derselben Pose wie gestern, als wir eingeschlafen waren. Ich musste unwillkürlich lächeln, als ich Markus noch schlafend sah, seinen Kopf nach wie vor auf meine Schulter gelegt. Vorsichtig legte ich meine Hände an Markus' Wangen, hob seinen Kopf ein wenig und drückte meine Lippen zärtlich auf seine. Langsam öffnete Markus seine Augen und schaute in meine. Ich versank direkt in seinen braunen Augen und merkte gar nicht, wie Markus zu lächeln begann.

«Morgen Prinzessin», sagte er leise, richtete sich auf und legte seine Lippen wieder auf meine.

«Markus, Sam, kommt ihr jetzt vielleicht mal?», hörte ich plötzlich Leons Stimme von Zelteingang her. Ruckartig fuhren wir auseinander und starrten Leon geschockt an, welcher aber nur grinsen musste.

«Es wundert mich immer noch, wieso es euch so peinlich ist, wenn jemand sieht, wie ihr euch küsst», sagte Leon belustigt. «Die anderen machen es ja auch ständig.»

«Wie lange bist du schon da?», fragte ich schockiert und bestimmt knallrot.

«Länger als dass du es dir wünschst», antwortete Leon grinsend. «Ich hab alles gesehen.»

Ich wurde noch ein Stückchen röter und stiess Leon vom Zelt weg. Schimpfend lief er zu den anderen zurück. Immer noch rot schaute ich nun Markus an, welcher auch leicht rot war.

«Gehen wir?», fragte er.

«Jap», meinte ich nur und stieg aus dem Zelt. Draussen erwartete uns schon ein grinsender Leon. Ich verdrehte meine Augen.

«Was ein Arschgesicht», raunte ich Markus zu, was ihn zum Grinsen brachte.

«Hast du da gerade was über mich gesagt?», fragte mich Leon und schaute mich prüfend an.

«Nein, das würd ich doch nie tun, Brüderchen», meinte ich sarkastisch und musste grinsen. Leon zog einen Schmollmund.

«Du bist fies.»

«Ich habe nie behauptet, nett zu sein», sagte ich schmunzelnd.

«Ja, gib's ihm, Sam!», hörte ich plötzlich Vanessa. Leon schaute sie fassungslos an.

«Wieso bist du auf ihrer Seite?», fragte er empört. Vanessa zuckte nur schmunzelnd die Schultern.

«Wieso nicht?», fragte ich an ihrer Stelle.

«Toll, jetzt werde ich hier auch noch gemobbt», brummte Leon. Vanessa und ich lachten.

Bald waren alle am Frühstücken. Ich war richtig glücklich, wieder hier zu sein, mit den anderen und nicht bei Mama in der Stadt. Das war einfach nicht mein Leben. Still vor mich hin lächelnd ass ich in Ruhe mein Frühstück auf. Ja, das war mein Leben. Hier mit meinen Freunden, den wilden Kerlen. Und um nichts auf der Welt würde ich das aufgeben.

Die Wilden Kerle, die Könige der HöhlenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt