Teil 32

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Ein paar Tage nach meinem Krankenhausaufenthalt ging es mir bedeutend besser. Ich hatte Coralie alles gebeichtet und sie hatte mir in einem langen Gespräch klar gemacht, dass sie mich nie verlassen würde, nur weil ich meinen Job verloren hatte. Sie hat es mir wirklich klar gemacht. ,,Ich will, dass es jetzt ein für alle Mal in deinen Kopf geht, dass ich dich liebe und dich erst verlassen werde, wenn ich sterbe", so hatte sie das gesagt. Ab da hatte ich auch versucht aufzuhören mir Gedanken darüber zu machen. Das war leider nicht so einfach.
Vor einigen Stunden hatte dann der Notar angerufen und Coralie die traurige Wahrheit unterbreitet, dass auf dem Haus ihrer Eltern ein hohes Darlehen lastete, welches bis zum Ende des Jahres abbezahlt werden musste. Man könnte das Darlehen zwar begleichen, nur leider reichte dafür das Vermögen ihrer Eltern nicht. Eine Möglichkeit wäre das Haus zu verkaufen und davon das Darlehen zu bezahlen. Kurzer Hand entschied Coralie sich für diese Möglichkeit, jedoch nur wenn von dem Geld, noch etwas übrig blieb um eine neue Wohnung zu finanzieren. ,,Bist du dir sicher?", fragte ich sie vorsichtig. ,,Mir beziehungsweise uns, bleibt nichts anderes übrig oder willst du ab nächstem Jahr auf der Straße sitzen?", sie war den Tränen nahe, weshalb ich sie in den Arm nahm und ihr einen Kuss auf die Stirn gab. ,,Ich sage so etwas ungern, weil es eigentlich dein Part ist, aber wir werden das schaffen". Ich legte meinen Kopf auf ihre Schulter.
In den folgenden Wochen kamen eine Menge an Interessenten auf uns zu, welche das Haus gerne haben würden. Allerdings mussten wir ja auch noch für uns nach einer neuen Bleibe suchen. So kam es, dass wir uns vormittags diverse Wohnungen ansahen und nachmittags dann bei uns die neuen Eigentümer vorbeisahen. Abends ließen wir uns beide erschöpft ins Bett sinken. Coralie hatte sich extra frei genommen und ich vertagte es ein wenig, nach einem neuen Job zu suchen.

Wir waren beide sehr froh, als das Haus endlich in den sicheren Händen eines guten Käufers war und wir endlich eine neue Wohnung gefunden hatten. Klein war diese nicht, 5 Zimmer, 2 Bäder und ein riesiger Balkon, das alles im 12. Stock eines Hochhauses, mit einem grandiosen Blick auf die Stadt. Abends konnte man wunderbar den Sonnenuntergang betrachten und morgens in der Röte genüsslich seinen Kaffee trinken. Auch war es nicht zu laut oder sonstiges, also perfekt!
Trotzdem war der Umzug ein komisches Gefühl. Am meisten für Coralie. Ihr fiel es so schwer, das Haus ihrer Eltern zu verlassen, dass ich sie am Tag des Umzuges hinaus tragen musste. Innerlich war sie einfach zu fertig, um alleine hinaus zu gehen. Den gesamten Tag saß sie nur stumm auf dem noch eingepacktem Sofa und stand nur auf um sich dann schweigend in unser Bett zu verziehen. Ich machte mir ernsthafte Sorgen. Was wenn sie mit dem psychischen Druck nicht klar kam? Wir hatten nach dem Unfall nicht viel darüber geredet und ihre Eltern hatte sie nur ab und zu kurz erwähnt. Ich hoffte sehr dass sie mit allem klar kam, ich wusste aber auch nicht so recht wie ich ihr sonst helfen konnte.
Als Coralie endlich eingeschlafen war, setzte ich mich in die Küche an die Arbeitsplatte und kramte aus meinem Rucksack einen Stapel Papiere heraus. Ich schnappte mir die Kugelschreiber auf Coralies Schreibtisch und widmete mich etwas, dass ich bestimmt seit 4 Jahren vernachlässigt hatte. Das Zeichnen. Ich wollte nicht dass Coralie es mitbekam, aber mein großer Traum war es schon immer Grafiker zu werden. Am liebsten für Cartoons. Mir gefielen die bunten Farben und als Kind hatte ich alle erdenklichen Zeichentrickserien gesehen. Viele hatte ich nachgezeichnet. Trotzdem zeichnete ich auch gerne andere Dinge, die Figuren und Portraits lagen mir aber immer noch am besten. Ich wusste nicht ob meine Zeichnungen gut waren, aber es machte mir Spaß. Auch hatte ich einige von Coralies Fotos bereits abgezeichnet und bewahrte sie sorgfältig in einem großen Ordner auf. Wenn ich fertig war, packte ich alles weg, damit Coralie es nicht sah. Ich wollte nicht mit ihr darüber reden, ich weiß auch nicht ob ich es jemals könnte.

T. I. (N.) E.  This is (not) easyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt