Teil 7

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Ich war auf dem Rückweg zum Heim. Nick wollte am Montag seine Sachen wieder zurück haben, das war erstmal kein Problem. Jetzt muss ich nur noch Luise davon überzeugen mir etwas Geld vorzustrecken. Ich trat kräftig in die Pedale, wollte so schnell es ging zurück sein. Noch nie hatte ich mich gefreut in das Heim zurückzukehren. Meine Gedanken schweiften wieder ab zu meiner Mutter. Sie war keine gute Mutter gewesen. Eigentlich war sie immer nur mit ihren Freundinnen unterwegs und feiern. Meistens kam sie erst sehr spät nachhause, wenn ich schon schlief. Einmal kam sie, da war ich noch wach und schaute mit meinem Vater etwas im Fernseher an. Anscheinend hatte er nicht gewusst dass sie feiern war, denn er war nicht begeistert. Ihre Haare waren komplett zerzaust und ihr Make-Up war verschmiert. Sie wankte hin und her und kicherte die ganze Zeit. ,,Oooh... ihr seid ja noach wach?.. O-oder bin isch zu früh dran?", sie grinste breit und zog ihre Schuhe aus. ,,Sag mal geht es dir noch gut?! WO WARST DU?!", mein Vater war wütend und schockiert. Er schickte mich sofort ins Bett, wo ich auch direkt hinlief. Damals wollte ich das Gespräch zwischen den beiden nicht hören. Über die Jahre hinweg gewöhnte ich mich daran, doch es mit anzusehen war nicht immer schön.
Ich stellte mein Fahrrad in den Hauseingang von meinem Heim und rannte schon fast die Treppen hinauf. Völlig außer Atem klingelte ich an der Tür und wartete ungeduldig bis diese geöffnet wurde. Als Luise endlich in der Tür erschien , stürmte ich mit den Worten „Du musst mir dringend etwas von meinem Kleidergeld vorstrecken!", an ihr vorbei. ,,Jetzt warte mal Jason, wofür möchtest du das Geld?", fragte sie während sie mir hinterher lief. Vor ihrem Büro hielten wir an. ,,Ich brauche es einfach, musst du den Grund dafür wirklich wissen?", ich schaute sie fragend an. ,,Ja, den muss ich wissen, du weißt wie es bei Samuel ausging", sie stellte sich mit verschränkten Armen vor mich. Ich verdrehte die Augen. Samuel, der drogenabhängige Teenager, welcher immer erzählte er benütze das Geld für neue Computerspiele, doch in Wahrheit gab er es für LSD, Gras und Koks aus. ,,Ich gehe mit einem Mädchen morgen aus, Essen und ins Kino..", ich atmete langsam aus und blickte Luise hoffnungsvoll an. Doch ihr Blick war immer noch fragend auf mich gerichtet. ,,Bist du dir da ganz sicher?" ,, Denkst du ich würde sonst so einen Aufstand darum machen? Krieg ich jetzt das Geld oder nicht?", ich sah wie sich ihr Mund zu einem Grinsen verzog. Sie verschwand im Büro und kam kurz darauf mit dem Geld wieder. ,,Das müsste reichen, um sie in ein mittelklassiges Restaurant auszuführen", sie zwinkerte mir zu und schloss die Bürotür hinter sich. Ich starrte auf das Geld in meiner Hand. Schnell steckte ich es ein und sprintete in mein Zimmer. Jetzt konnte Freitag kommen. Mir fiel ein was Nick vorhin noch über Coralie Freunde gesagt hatte. Kannte er die etwa? Ich griff nach meinem Handy und schrieb ihm.
> J: Ey man, kennst du diese Coralie etwa?<
> N: Nein man, nicht persönlich aber ich schicke dir mal ihr Profil<
Ich sah mir ihre Bilder den ganzen Abend an. Was man über Social Media alles erfuhr. Jetzt wusste ich dass ihre beste Freundin Allison hieß und sie gerne bei diesem „fancy" Kaffeehaus ihren Kaffee holte. Ob mit oder ohne diese Allison. Außerdem war sie schon auf Bali und Fuerteventura gewesen. Ansonsten gab es lauter Gruppenfotos mit ihren „vielen" Freundinnen, ein paar hübsche Fotos von Skylines verschiedener Städte und ihr in Model-Posen. Nick hatte schon Recht, ich passte nicht in ihre Welt. Also was wollte sie von mir?

T. I. (N.) E.  This is (not) easyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt