𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟏𝟎: 𝐖𝐞𝐫 𝐬𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐏𝐟𝐞𝐫𝐝𝐞 𝐥𝐢𝐞𝐛𝐭...

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Mir wurde erst bewusst, in was wir uns da reingeritten hatten, als wir am nächsten Morgen mit einer Karawane aus Pferdeanhängern nach Maienfeld aufbrachen. Gestern hatten meine Mutter und Ernst Beyeler sowohl den Tierschutz, als auch den Gestütsbesitzer und den Schlachthof angerufen, um sicherzugehen, dass die zwölf Pferde nicht geschlachtet würden und jeder begriffen hatte, dass wir sie heute abholen kämen. Und Urs hatte dafür gesorgt, dass noch vor unserer Abfahrt seine Mutter und seine Tante mit einem Eimer voller Karotten, im Schlepptau der drei von Elin herbeorderten Reitmädchen, auf dem Erlhof ankamen, die Gesichter voller Tatendrang.
„Ich kann das kaum glauben. Das geht alles so schnell...", murmelte ich zitternd, die Arme trotz des milden Morgens fest um den Oberkörper geschlungen. Es schien, als hätte jeder einfach alles stehen und liegen gelassen, um bei dieser überstürzt entschlossenen Sache mitzuhelfen. Fabienne sass schon auf dem Beifahrersitz des grauen Subarus, seit gestern war sie kreidebleich wie ein Bettlaken und ich glaubte, unter ihren sonst so leuchtenden Augen Tränensäcke zu sehen, die meine Befürchtung bekräftigten, dass sie die halbe Nacht mit Wachliegen verbracht hatte. Elin hingegen packte mit grimmiger Miene mit an, verkuppelte die letzten Hänger mit den Autos und kontrollierte zum dritten Mal, ob wir auch ja Longen eingepackt hatten, um die wir beim Einladen von widerspenstigen Pferden durchaus froh sein könnten. Schliesslich sah auch sie ein, dass es nichts mehr zu tun gab, sondern dass wir nur noch auf Ernst Beyelers Zeichen warten mussten.
Dieser hatte schon jetzt mehr für dieses wahnwitzige Unternehmen, das aus einem mir unbekannten Grund niemand anzweifelte oder hinterfragte, geleistet, als ihm je jemand vergelten könnte. Zusammen mit dem Geld für den Kauf der zwölf Schützlinge hatte er auch vier Anhänger organisiert, da der Erlhof nur über zwei zu verfügen schien. Das war genug, um alle Pferde in einem Rutsch von Maienfeld rüberzubringen. Meine Mutter hatte beim hastigen Frühstück erklärt, dass wir rund vierzig Minuten Wegzeit hinter uns zu bringen hatten, da war es besser, wenn wir nur einmal fahren mussten.
Als der grauhaarige Mann schliesslich zwei Daumen in die Luft reckte und synchron mit den drei mir unbekannten andern Fahrern in seinen Wagen stieg, begannen meine Knie so sehr zu beben, dass ich mich beeilte, schleunigst ebenfalls einzusteigen, bevor jemand merkte, wie nervös ich war. Gestern noch hatte ich geglaubt, es wäre die einzige Option, aber jetzt begriff ich langsam, wie dumm und unüberlegt es eigentlich war. Wir bürdeten uns zehn Pferde auf, die wir nie zuvor gesehen hatten. Keiner von uns kannte sie, keiner von uns hatte eine Ahnung, was uns erwartete. Jeder ging lediglich mit der Sicherheit, dass sie bei uns besser aufgehoben waren als auf dem Gestüt Falknis, über das ich offen gestanden ebenfalls nichts wusste. „Das passiert, wenn du nicht nachdenkst, Sereina Pignatelli!", rügte mich meine innere Stimme und ich zog den Kopf ein, während dem ich die Autotür zuschlug und mich neben einer förmlich qualmenden Elin anschnallte. Sie war sofort Feuer und Flamme für das Unterfangen gewesen und hatte mich sogar in meiner Überzeugung tatkräftig unterstützt.
Meine Mutter setzte sich ans Steuer und winkte Urs zu, der gerade mit dem einen unserer Anhänger startete. Geübt schleuste Urs sich hinter die vier Fahrzeuge des Stalls Beyeler, dann hängten wir uns an den Schluss, noch ein letztes Mal den drei Reitmädchen zuwinkend, die zusammen mit Anna Brunner und Esther Schmucki hier ausharren und auf uns warten würden. Die Auffahrt runter, raus ins Dorf. Von allen Seiten der Strassen beobachteten uns Menschen, Kinder zeigten auf uns. Es musste ein komischer Anblick sein, dachte ich mir.
Nachdem wir den Dorfkern verlassen und in die Autobahn eingespurt hatten, reichte meine Mutter mir eine Mappe nach hinten. „Hier, Sereina. Die hat Ernst mir gegeben, es ist ein Verzeichnis der zwölf Pferde. Ich hatte noch keine Zeit, reinzuschauen, würdest du das bitte vorlesen?", bat sie mich mit rauer Stimme aber bemüht zuversichtlich. Auch sie hatte wohl letzte Nacht keinen Schlaf gefunden. Stirnrunzelnd nahm ich das durchsichtige Mäppchen entgegen und sah mir die Zettel an. Angeheftetes Bild, kurze Beschreibung. Räuspernd begann ich beim Ersten zu lesen: „Arnhem Land CH, Wallach, 13 Jahre. Eher schlechter Allgemeinzustand. Kopper/Weber." Ich sah mir das Bild an, das einen langbeinigen Dunkelbraunen mit schmaler, unregelmässiger Blesse zeigte. Er sah ein wenig aus wie Arango mit seiner rauchigen, fast schwarzen Felltönung. Ungläubig fragte ich mich, ob der Grund dafür, dass ihn bis jetzt niemand wollte, das Koppen oder das Weben war.
Mein Blick huschte kurz zu Elin rüber, die starr aus dem Fenster schaute und der Landschaft folgte, mir aber ganz deutlich zuzuhören schien. Wir fuhren in Richtung Schlund, dorthin, wo das Tor zu den Bergen sich öffnete, so viel konnte ich erkennen, auch, wenn ich nicht wusste, wo Maienfeld lag. Seufzend blätterte ich weiter und fuhr fort. „Awan Du Rhin CH, Wallach, 13 Jahre. Bis auf eine fortgeschrittene Strahlfäule verhältnismässig guter Allgemeinzustand. Leichte Fehlstellung der Vorderbeine", las ich vor. Auf dem Bild, das leicht verwackelt war, sah ich einen massigen Fuchs mit auffälligen Abzeichen, der offenbar gerade etwas am Kauen war. Diesmal war ich mir fast sicher, dass der letzte erwähnte Punkt der Grund für die fehlenden Interessenten war. Der Fakt, dass Awan auf dem Foto unvorteilhaft grüner Sabber über die Mundwinkel rann, war es nämlich höchstwahrscheinlich nicht. Weiter.
Das nächste Pferd war ein hübscher Apfelschimmel mit einem Namen, den ich kaum lesen konnte. „Celui Qui Attrape L'Oiseau CH", entzifferte ich und war froh, im Französisch gut aufgepasst zu haben. Der den Vogel fängt... Eigenartiger Name. Kopfschüttelnd fuhr ich fort: „Wallach, 5 Jahre. Mittelmässiger bis schlechter Allgemeinzustand. Äusserst schwieriger Charakter." Nach dem letzten Punkt sah ich mir das Foto nochmals etwas genauer an und erkannte eine dünne Führkette, die durch das hellblaue Halfter des vielleicht etwas nervös wirkenden Apfelschimmels geschlungen war.
Ich blätterte weiter und las: „Ganymed vom Nebeltal, Wallach, 14 Jahre. Verhältnismässig guter Allgemeinzustand. Halbwegs verheilte Bänderverletzung im rechten Vorderlauf, springuntauglich." Auf dem Bild scharrte ein eher kleiner Dunkelbrauner mit grossen Fohlenaugen und Ponykopf über eine Stallgasse. Süss. Leise mit der Zunge klackend nahm ich mir den nächsten Zettel vor.
„Go Down Moses CH, Stute, 6 Jahre", murmelte ich. Ein hübsches, helles Fuchsstütchen. Als ich fortfahren wollte zu lesen, stutzte ich und zögerte einen Moment lang, das auszusprechen, was dort stand. Elins Blick richtete sich bedrohlich langsam auf mich, als ahnte sie, dass mein Zaudern nichts Gutes bedeutete. Schliesslich nahm ich mir ein Herz und verkündete: „Mittelmässiger Allgemeinzustand, psychisch leicht angeschlagen. Akzeptiert kein Gebiss mehr nach Kieferbruch infolge eines Unfalls mit einer Kandare." Luftschnappen rechts von mir, gefolgt von einem bitteren Stöhnen. Meine Mutter stiess ein leises ‚scheisse' aus. Schnell sah ich mir den nächsten Zettel an, um die Worte nicht nochmals lesen zu müssen, aber sie hatten sich schon in meine Netzhaut gebrannt. Wer brach denn bitte einem jungen Pferd mit einer Kandare den Kiefer? Was für ein Unmensch tat so etwas? Klar, ich hatte auch schon scharfe Gebisse verwendet und klar, ich war durchaus streng am Zügel, das wusste ich, aber einem Pferd den Kiefer brechen? Dazu brauchte es immense Gewalt und einen durch und durch bösen Willen. Nicht einmal mein Vater hätte so etwas tun können.
„Jeriga CH, Stute, 14 Jahre. Mittelmässiger Allgemeinzustand. Kehlkopfpfeifen", fuhr ich mit einem Kloss im Hals fort. Auf dem Foto war eine nicht besonders ansehnliche Rappstute abgebildet. Obwohl sie einen ganz hübschen Kopf hatte, wirkte sie mit ihren eher kürzeren Beinen und dem leicht flauschig-struppigen Fell nicht gerade anmutig.
Auf dem nächsten Zettel sprang mir sofort das Bild ins Auge, denn das Pferd darauf war farbtechnisch ein kleiner Hingucker. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein Fliegenschimmel, der sich in Matsch gewälzt hatte, dann erkannte ich, dass es die Färbung war, die so aussah. Vielleicht ein Schimmel mit Pigmentstörung? Oder ein stichelhaariger Overo-Dunkelfuchs? Keine Ahnung. „Kramer's Lord Baelish CH", las ich vor und musste schwach schmunzeln, weil mir als Spitzname sofort Littlefinger einfiel. „Wallach, 13 Jahre. Schlechter Allgemeinzustand. Gallen."
Das nächste Pferd war wieder unspektakulärer, ein grosser Fuchs mit breiter Blesse, der auffallende Ähnlichkeit mit Awan hatte. „Lacrima Du Rhin CH, Stute, 21 Jahre. Äusserst schlechter Allgemeinzustand. Unreitbar", verkündete ich. War sie mit Awan verwandt? Vielleicht die Mutter oder eine Schwester oder ähnlich? Ich räusperte mich und bemerkte, dass Elin mich immer noch ansah, die Augenbrauen gerunzelt. Mit Seitenblick auf sie blätterte ich weiter und las vor: „Mendelssohn's Boudicca CH, Stute, 16 Jahre. Mittelmässiger Allgemeinzustand, Endometrose und Heustauballergie."
Weil ich aus den Augenwinkeln sehen konnte, wie Elin sich leicht zu mir rüberbeugte, hielt ich das Mäppchen schräg, sodass sie mitschauen konnte. Das Foto der schwarzbraunen, vorne an den Nüstern schon leicht angegrauten Stute betrachtete sie ausgiebig, als könnte sie in ihrem leicht kühlen Ausdruck mehr lesen als ich. Nach ein paar Sekunden schob ich den Zettel dann doch nach hinten und nahm den nächsten in Angriff. Oben war mit rotem Kugelschreiber markiert, dass Ernst Beyeler dieses Pferd übernehmen würde.
„Neodym CH, Wallach, 23 Jahre. Äusserst schlechter Allgemeinzustand. Arthrose, nur noch schwach belastbar", las ich ab. Neodym war ein unscheinbarer Brauner, der zumindest auf dem Foto jünger aussah, als er offenbar war. Auch, wenn ich nicht davon ausging, dass das Foto besonders neu war, denn dort sah er noch überzeugend gesund aus.
Ein Lastwagen fuhr neben uns vorbei, weshalb ich kurz, erschrocken über das laute Geräusch, zusammenfuhr und bemerkte, dass wir schon viel weiter waren, als ich erwartet hatte. Der Federi zog bereits an uns vorbei und ich sah unweigerlich den Schlund näher kommen. Ich liess mir einen Moment, um ehrfürchtig die steinernen Kolosse zu begutachten, deren Anblick mir hier offenbart wurde. Als wir dann nicht nach rechts ins Glarnerland abbogen, sondern geradeaus weiterfuhren, war ich erstaunt und versuchte, aus der Frontscheibe hinauszusehen, um dort etwas zu erkennen, aber alles, was ich sehen konnte, waren noch mehr Berge und ein weiteres Tal, das sich dort öffnete. Die Anhängerkolonne vor uns versperrte die Sicht auf alles andere, also widmete ich mich wieder den Zetteln.
Das nächste Bild zeigte einen stattlichen Rotbraunen, dessen nach unten hin breiter werdende Blesse seine Nase rosa färbte. „Oneida vom Nebeltal CH, Stute, 15 Jahre. Mittelmässiger Allgemeinzustand. Schwerfuttrig, beinahe blind auf einem Auge", fuhr ich fort. Elin sah sich das Ganze nur kurz an und winkte dann weiter zum letzten Pferd. Ein dunkler, aber von weissen Haaren durchsetzter Fuchs mit hängendem Kopf.
„Tulpenfieber CH, Wallach, 23 Jahre. Äusserst schlechter Allgemeinzustand. Unreitbar", las ich ab. Auch dieses Pferd war oben markiert. Hatte Ernst Beyeler absichtlich die beiden ältesten Tiere ausgewählt? Damit nahm er vermutlich den grössten Teil der Arbeit auf sich, denn so, wie ich Pferdebesitzer, die ihre Exemplare loswerden wollten, kannte, wurden die Fakten nur beschönigt. Es konnte durchaus möglich sein, dass Neodym und Tulpenfieber bereits dem Tod näher waren als dem Leben. Für Lacrima galt dasselbe, aber die würde unser Problem sein. Ansonsten schienen nur noch Arnhem Land und der Apfelschimmel mit dem bescheuerten französischen Namen eine gewisse Gefährdung aufzuweisen.
Seufzend legte ich das Mäppchen weg und lehnte mich zurück. „Das waren alle. Stall Beyeler übernimmt Tulpenfieber und Neodym, der Rest gehört uns", murrte ich geistesabwesend. Der Rest gehörte uns. Das fühlte sich so unwirklich an. Ich war eine Woche hier und hatte erwartet, die drei Monate meiner Haft auf dem Erlhof vor lauter Langeweile nicht zu überleben, aber jetzt passierte das hier... Es war auf brutale Weise aufregend, in diesem Auto zu sitzen, auf dem Weg, um zehn misshandelte Pferde abzuholen.
Durch die Infos auf den Zetteln hatte in mir eine leise Wut hochzukochen begonnen, die danach verlangte, irgendjemandem ins Gesicht zu schlagen. Eine ganze Weile lang lehnte ich einfach nur meinen Kopf gegen das Fenster und war nahe dran, einzunicken, hielt mich aber mit den in mir brodelnden Fragen wach. „Was ist dort eigentlich passiert?", fragte ich schliesslich gepresst, ohne nach vorne zu meiner Mutter zu sehen. Stattdessen beobachtete ich das Geschehen draussen, wo hinter Fetzen von hohem Gestrüpp die unnatürlich blaue Oberfläche eines Sees zu schimmern begann. Meine Mutter holte tief Luft und wir fuhren mit lautem Rauschen in einen Tunnel.
„Naja, das weiss ich auch nicht so genau. Offenbar hat eine Nachbarin seit längerem bemerkt, dass die Pferde auf dem Gestüt vernachlässigt wirken und kaum noch nach draussen kommen. Bereiter und Pfleger wurden alle entlassen, vermutlich aus Geldgründen, und der alte Peter Zanugg konnte unmöglich die ganze Arbeit selber machen. Ich meine, als ich da die Lehre zur Pferdewirtin gemacht habe, hatte er um die vierzig Pferde inklusive trächtiger Stuten. Jedenfalls sind die Tiere unterernährt und stehen in dreckigen Stallungen, so viel habe ich mitbekommen. Am Ende hat der Zanugg sich meines Wissens nach auch selbst an den Tierschutz gewendet, weil er eingesehen hat, was da passiert", erklärte sie. Seufzend schüttelte sie den Kopf. „So schade um das Gestüt Falknis. Zu seinen Zeiten war es eine der angesehensten Warmblutzuchten in der ganzen Ostschweiz, aber jetzt... Irgendwie sind plötzlich die Erfolge ausgeblieben, und dann ist alles den Bach runter."
Ich biss zornig die Zähne zusammen und sah auf den seltsam petrolfarbenen See, der nun wieder links von uns auftauchte. Eingebettet in die Umklammerung einer steil aufragenden Reihe von Gipfeln, die wie Wächter über dem leuchtenden Wasser thronten. „Und, Fäbe, kännsch noch alli Churfirschtä uuswändig?", fragte meine Mutter betont aufmunternd an das dunkelhaarige Mädchen gewandt. Lächelnd nickte sie zu den Bergen rüber. Fabienne hob nur leicht den Kopf und sah müde aus dem Fenster. „Selun, Frümsel, Brisi, Zustoll, Schiibästoll, Hinterrugg, Chäserrugg, Trischtächolbä und Gamserrugg", zählte sie lustlos auf, die blassen Lippen kaum bewegend. „Super!", lobte meine Mutter sie, schien aber zu merken, dass ihr Ablenkungsversuch gescheitert war. Ihre jüngere Stieftochter würde erst dann nicht mehr dein Eindruck erwecken, sie müsste gleich aus dem Wagen kotzen, wenn alle unserer zehn Pferde sicher im Erlhof standen.
„Den müsste man einsperren!", knurrte ich zornig, wohl wissend, dass ich dadurch die Stimmung im Auto nicht gerade heben würde, „Ich meine, wer einem Pferd den Kiefer mit einer Kandare bricht, dem wird auch nicht verziehen, wenn er sich eigenhändig stellt!" Das Bild von Moses wollte mir nicht mehr aus dem Kopf. Kein Wunder, dass sie psychisch angeschlagen war. Wäre ich auch, wenn man mir mit einer Eisenstange den Unterkiefer zertrümmern würde.
„Das war seine Tochter, Mia Gualser. Die hat einen Dressurreiter aus dem Unterengadin geheiratet und glaubt jetzt, sie wisse alles über die Ausbildung von jungen Dressurpferden. So, wie ich das verstanden habe, ist die Stute ihr durchgegangen und sie wollte sie mit der Kandare bremsen. Peter würde so etwas nie tun, der liebt seine Pferde", versuchte meine Mutter mich zu beruhigen. „Dann sollte man eben sie einsperren! Und wer seine Pferde verhungern lässt, der liebt sie doch nicht", fauchte ich, zügelte mich dann aber selbst und zwang mich dazu, die Stirn wieder gegen das Fenster zu lehnen. Eine leise Stimme in mir drin fragte mich spöttisch, was ich denn davon wusste, was es hiess, ein Pferd zu lieben.

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