Kapitel 48

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Dilan's Sicht:

Es vergingen Stunden in denen ich alleine im Wohnzimmer saß und auf den Fernseher starrte. Ich bekam nichts von dem Film mit der lief, weil ich zu sehr in Gedanken vertieft war. Aber den Fernseher ließ ich trotzdem an, damit ich mich nicht so einsam fühlte und es hier nicht so ruhig war.

Serkan war immer noch nicht zurück und es war bereits 23 Uhr. Ich hatte wieder Stunden geweint,als ich an mein Baby dachte, bis ich keine Tränen mehr zum vergießen hatte. Aber ich glaube das ist gut. Zumindest stand im Internet, dass es gut und wichtig ist seine Emotionen nicht zu unterdrücken und richtig um einen Verlust zu trauern. Nur so wird man darüber hinweg kommen. Deshalb rede ich mir ein, dass mein jetziger Zustand gut ist.

Jetzt bin ich in einer Phase in der ich nichts mehr spüre. Ich spüre keinen Schmerz, keine Trauer und auch keine Wut. Das einzige das ich spüre ist Leere. Ich weiß jedoch nicht ob ich diese Leere mag oder nicht. Irgendwie fühle ich mich dann nicht mehr wie ein Mensch. Eher wie ein Roboter, der emotionslos ist.

Ich wurde von der Tür aus meinen Gedanken gerissen. Jemand raschelte mit den Schlüsseln am Schloss rum, bis schließlich die Tür aufging. Ich sah zur Tür und sah Serkan herein stolpern. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, weshalb ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Ich konnte den Alkohol jedoch bis hier her riechen.

Als er zu mir hochsah, sah ich seine rot unterlaufenen Augen.

„Du bist ja noch wach", lallte er vor sich hin. Er war betrunken. Doch diesmal schien es so als hätte er mehr getrunken als das letzte mal wo er betrunken war.

„Wo warst du und wieso hast du getrunken", fragte ich ihn emotionslos.

„Ich hab nicht viel getrunken. Nur par Gläser um meine Gedanken abzuschalten", sagte er und wollte ins Wohnzimmer laufen, als ihm plötzlich schlecht wurde und er sich an die Wand lehnte.

Ausdruckslos sah ich ihn an. Anstatt normal zu trauern musste er wieder mal zur Flasche greifen. Es schien mir als ob er als Ausweg nur den Alkohol kannte. Am Anfang unserer Ehe hatten wir keine großen Probleme, weshalb ich ihn sehr selten betrunken sah, aber in letzter Zeit? In letzter Zeit war er sehr oft am Trinken.

Als er merkte, dass ich nichts zu sagen hatte, senkte er seinen Blick und lief auf das Sofa gegenüber von mir zu. Je näher er kam, desto intensiver roch ich den Alkohol.

Er setzte sich hin und starrte auf den Boden. Eine ganze Weile saßen wir da und sagten nichts, bis er schließlich zu mir hoch sah.

„Bist du alleine zu Hause",fragte er mich verwundert als er im Wohnzimmer herumschaute und niemanden sah.

„Wer sollte denn noch hier sein",fragte ich ihn.

Er zuckte nur mit den Schultern und sagte nichts. Er wollte wieder was sagen, doch hielt sich plötzlich die Hand vor den Mund und rannte zur Toilette. Aus dem Wohnzimmer hörte ich wie er sich übergab und seufzte nur.

Nach ner Weile hörte ich wie er die Toilette spülte und den Wasserhahn benutzte, als er danach mit schuldigem Blick zurück ins Wohnzimmer kam.

„Es tut mir leid Dilan. Ich weiß wie sehr du es hasst wenn ich trinke und hätte nichts trinken sollen, aber ich wusste nicht wie ich sonst mit diesen Gefühlen umgehen soll",sagte er.

„Es interessiert mich nicht ob du trinkst oder nicht. Ist schließlich deine Sache was du machst und was nicht. Seit wann interessieren dich meine Gefühle überhaupt",fragte ich ihn unglaubwürdig. Er sprach wieder mal unglaubwürdiges Zeug vor sich.

„Dilan deine Gefühle interessieren mich schon immer und das weißt du auch. Ich weiß ich habe einen riesigen Fehler begannen und bereue es zutiefst. Ich weiß auch, dass ich Schuld für den Tod unseres Kindes bin und werde jeden Tag damit verbringen, um deine Vergebung zu kämpfen und alles wieder gut zu machen. Alles wird wieder gut. Ich werde es schaffen, deine Liebe wieder zu gewinnen und wir werden auch wieder Eltern werden. Denn ich liebe dich Dilan", er sprach die ganze Zeit, doch ich reagierte auf keines seiner Worte. Denn das waren alles nur leere Versprechungen. Nichts wird wieder gut werden. Nichts wird wie früher sein.

„Hörst du mich Dilan? Ich liebe dich",als er dies wiederholte, schoss mein Kopf hoch.

„Hör auf das zu sagen Serkan! Du bist betrunken und weißt nicht was du da von dir gibst", antwortete ich ihm nur.

„Dilan ich bin nicht betrunken. Ja ich hatte mehr als ein Par Gläser zu trinken aber ich bin nicht betrunken. Ich weiß ganz genau was ich von mir gebe", sagte er.

„Und wie stellst du dir das alles vor Serkan? Wie soll es weiter gehen? Du kriegst ein Kind mit einer anderen Frau und ich soll trotzdem an deiner Seite bleiben? Ich habe mein Kind verloren und soll zusehen wie du mit einer anderen Frau glücklich ein Kind erwartest? Was dann? Was wenn das Kind dann auf die Welt kommt Serkan? Tagsüber wirst du bei ihnen sein und Abends kommst du dann zu mir nach Hause? So ein Leben werde ich nicht führen Serkan",ich merkte erst jetzt, dass ich wieder am weinen war.

Serkan war jetzt auf den Füßen und lief hin und her, während er seine Hände in den Haaren hatte. Ich versuchte mich zu beruhigen und wischte die Tränen weg.

„Dilan ich erwarte nicht glücklich dieses Kind. Ich will es nichtmal. Ich habe Lisa sch-"

„Hör auf ihren Namen zu sagen", unterbrach ich ihn sofort.

„Ok. Ok es tut mir leid. Ich hab ihr schon gesagt, dass sie mich nicht mehr anrufen soll, bis das Kind erst auf der Welt ist. Ich hab ihr auch gesagt, dass ich mich von dir nicht trennen werde und sie nichts von mir erwarten soll", versuchte er weiter auf mich einzureden.

„Wie herzlos bist du eigentlich? Sie soll nichts von dir erwarten und du willst das Kind nicht? Ihr habt dieses Kind zusammen gezeugt Serkan! Es ist dein Fleisch und Blut und du willst es nicht", wurde ich nun lauter.

„Hättest du so auch auf unser Kind reagiert wenn ich dir erzählt hätte, dass ich schwanger bin? Hättest du das gleiche dann auch zu ihr gesagt? Dass du auch mein Kind nicht willst",schrie ich ihn nun an.

„Nein verdammt nochmal! Ich hab das ihr doch nur gesagt, weil ich dich liebe. Weil ich dich nicht verlieren will und damit sie das versteht! Das wir einen Fehler gemacht haben, aber ich nicht zu lassen werde, dass dieser Fehler zwischen uns kommt", er sprach einfach so dummes Zeug.

„Du bist einfach nur erbärmlich", sagte ich ihm.

„Wenn ich erbärmlich bin nur weil ich dich nicht verlieren will, dann soll es so sein. Dann bin ich halt erbärmlich. Aber ich werde alles dafür tun, um deine Liebe wieder zu gewinnen"

„In dieser Situation kann nichtmal die Liebe uns retten Serkan. Die Liebe wird mich nicht vergessen lassen, dass du ein Kind mit Lisa bekommst", sprach ich ruhig.

„Was soll das bedeuten Dilan? Wirst du mir niemals verzeihen", fragte er mich verzweifelt.

„Ich weiß es nicht Serkan. Ich würde gerne alles vergessen und dir verzeihen. Aber es ich nicht so einfach, wenn ich weiß dass du in wenigen Wochen Vater wirst",diesmal sah ich ihm in seine traurigen Augen.

Er setzte sich wieder aufs Sofa und legte den Kopf in die Hände.

„Ist das jetzt unser Ende? Wir hören einfach so auf umeinander zu kämpfen", fragte er mich mit leiser Stimme.

„Ich... ich weiß es nicht", sagte ich ihm unter Tränen und lief schnell ins Badezimmer, weil ich nicht vor ihm weinen wollte. Kurz nachdem ich die Tür zuschloss, fing ich an zu schluchzen.

Ich weiß nicht ob das jetzt unser Ende sein wird oder nicht. Ich liebe Serkan immer noch, auch wenn ich es jetzt nicht gerne zugeben will. Ich glaube ich werde ihn auch immer lieben aber ein Kind ist einfach etwas zu großes. Mit diesem Kind im Bild würden wir niemals eine normale Ehe führen können und das weiß ich.

Das ist auch der Grund warum ich mich gegen mein Herz und meine Liebe entscheiden muss und auf das hören muss, was mir mein Kopf und mein Gewissen sagt.
***
Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr 🎊🎆
Hoffen wir, dass dieses Jahr besser wird als das letzte!

Hoffe euch gefällt das Kapitel❤️

Was denkt ihr passiert als nächstes? Wofür wird Dilan sich entscheiden?

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