Kapitel 47

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Dilan's Sicht:
Serkan schmiss meine Tasche in den Kofferraum und setzte sich ohne ein weiteres Wort ins Auto. Meine Mutter sah ihn kurz enttäuscht an, doch sagte nichts. Meine Schwiegermutter öffnete mir die Autotür und mit Hilfe meiner Mutter stieg ich langsam ein.

Nachdem beide eingestiegen waren fuhr Serkan los.
Ich sah die ganze Zeit über mit leerem Blick aus dem Fenster und fühlte nichts. Nicht mal den Schmerz spürte ich mehr. Es herrschte Totenstille im Auto, weil einfach niemand etwas sagte. Ich sah kurz zu Serkan, doch dieser hatte seinen Blick starr auf die Straße gerichtet.

Nach einer Weile kamen wir an und ich stieg schweigend aus. Wir liefen zur Tür und Serkan öffnete sie und wir gingen rein. Serkan lief schon in die Wohnung während ich mühevoll und mit Schmerzen im Unterleib die Treppen hochlief. Eine Hand hatte ich am Treppengeländer, die andere hatte meine Mutter in der Hand. Als ich dann endlich oben war betrat ich langsam die Wohnung.

„Komm Dilan geh dich im Bett etwas hinlegen und ausruhen", sagte meine Mutter, doch ich schüttelte sofort den Kopf.

„Nein. Ich... ich will da jetzt nicht rein. Ich-", ich unterbrach mich selber, da ich merkte wie meine Augen sich mit Tränen füllten. Im Schlafzimmer habe ich mein Baby verloren. Ich konnte da jetzt nicht rein.

Meine Mutter nahm mich sofort in den Arm und sagte mir, dass alles wieder gut wird.

Wir liefen ins Wohnzimmer und ich setzte mich auf die Couch, da ich nicht so lange stehen konnte. Meine Schwiegermutter holte mir ein Glas Wasser und setzte sich neben mich. Ich starrte auf den Boden und gab kein Wort von mir.

„Ich weiß das nichts was ich dir jetzt sagen könnte den Schmerz in deiner Brust lindern kann. Aber du musst wissen, dass auch dieser Schmerz vergehen wird mit der Zeit. Die Zeit heilt alle Schmerzen. Es war wohl von Gott nicht so gewollt, dass du jetzt schon Mutter wirst", sagte meine Schwiegermutter und strich mir über den Rücken.

„Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, dann werden du und Serkan wundervolle Eltern", sagte sie weiter. Bei der Erwähnung von Serkan sah ich hoch zu ihm. Er sah mich traurig an. Wenn seine Mutter nur wüsste, dass ihr Sohn auch ohne mich schon Vater wird. Und das in wenigen Wochen.

Bei dem Gedanken stand ich schnell auf. Ich musste raus aus diesem Zimmer, bevor unsere Mütter etwas merkten. Mit Tränen in den Augen ging ich ins Badezimmer, sodass ich für einen Moment alleine sein konnte.

Ich schloss die Tür ab und lies mich an der Tür runter auf den Boden. Meinen Kopf legte ich in die Hände und fing dann auch an laut zu schluchzen. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten.

Serkan wird trotzdem Vater, während ich mein Kind verloren habe. Er wird mit einer anderen Frau eine Familie gründen, während meine kleine Familie die ich mit ihm gründen wollte, zerstört wurde.
Weil ich so stark weinte bekam ich kaum noch Luft und massierte mir mit der Hand den Hals, um mich zu beruhigen. Ich atmete einige Male tief ein um meinen Atem zu regulieren.

Plötzlich hörte ich ein leises Klopfen an der Tür.
„Dilan", hörte ich Serkans Stimme.
Ich schluchzte leise weiter und antwortete ihm nicht.

„Dilan bitte mach die Tür auf", sprach er leise weiter.

Ich stand von dem Boden auf und lief zum Spiegel. Meine Augen waren rot vom weinen, meine Haut ganz blass und trocken. Meine Haare waren zerzaust und ihren Glanz hatten sie auch schon lange verloren. Ich erkannte mich nicht wieder. Werde ich jemals wieder so wie früher werden? Sah so eine Frau aus, die ihr Baby verloren hatte?Wird der Schmerz wirklich mit der Zeit vergehen?

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