19. Kapitel

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Seit langer Zeit war ich mal wieder auf Party, im Bau um mich abzuregen. Vielleicht, weil ich schon lange nicht mehr unterwegs war. Aber ich glaube eher es lag daran, dass Benjamin in Geschichte mit Jolina zusammenarbeiten musste. Ich war nicht eifersüchtig. Glaube ich. Trotzdem musste ich im Unterricht immer dahin schauen. Und die beiden schreiben auch mit dem Handy. Grrrr. Also kann ich wohl auch in Bau gehen.

Als ich in den Spiegel sah, bekam ich eine Gänsehaut. Schnell nahm ich noch ein Haarband und ging raus. Ich konnte mich nicht ertragen. Sollte ich tatsächlich mehr für ihn empfinden? Nein.

»Schön dich mal wieder hier zu sehen.« sagte Remi, der Einlass. Ich nickte, gab ihm das Geld und ging herein. Unter der Woche waren immer dieselben hier. Aber heute war Samstag und eine große Veranstaltung. Es gab heute 4 offene Floors. Einen wo Bands spielten, einen mit Chartmusik, einen Tecnofloor und dann noch meinen Floor. Natürlich war es nicht wirklich meiner, ich verbrachte nur immer dort die meiste Zeit. Es war der Hippifloor. Hier wurde Reggae aufgelegt, es gab eine Menge Sitzgelegenheiten, die Barleute waren nett und generell sah es hier schön aus. Auf dem Boden war Teppich, alle möglichen Gegenstände waren an den Wänden, wie zum Beispiel ein Dreirad. Und die große Karte. Sie zeigte den nahen Osten. Vor ein paar Monaten haben wir ein paar Orte ergänzt wie Rohan. Es war spaßig.

Die eine Wand war eine Tafelwand wo viel hochgekritzelt war. Ich sah meinen Namen. Wie kann es anders sein.
Lotte mag Lego.

Und nein, ich weiß nicht warum wir das mal angeschrieben haben.

Ich steuerte auf die Bar zu und kippte mir erstmal zwei Kurze hinter und nahm mir ein Bier. Der Abend konnte beginnen.

"Bad Boy Bad Boy.  What you gonna do. What you gonna do if they come for you." klang es laut. Ich ging richtig dazu ab. Spürte den Bass in mir pulsieren. Alles war so einfach. Wie sehr ich das vermisst habe. Ich merkte wie meine Augen von allein zu gingen. Und gab mich nun völlig der Musik hin.

Als ich nach einer weile auf die Uhr sah grinste ich. Es war halb 5.

Der Bau hat es mal wieder geschafft mich völlig einzunehmen. Jonas sah mich an. Er tanzte mir gegenüber. Ich kannte ihn schon länger und immer wenn wir gemeinsam auf Party waren, lief es auf dasselbe raus. Ich spürte seine Hand auf meiner Hüfte und schloss die Augen. Wie schön es doch jetzt mit Benjamin wäre. Und alles kribbelte. Moment. Nein. Augen auf. In Jonas seine grauen Augen schauen. Und atmen Lotte, atmen. Aber es ging nicht. Ich stolperte zurück und sah Jonas entschuldigend an. Dann rannte ich raus, zum nächsten Busch und übergab mich.

...

Klopf, klopf. Warum wird der Idiot denn nicht wach? Genervt klopfte ich nochmal am Fenster. Und dann stand er da. Nur in Boxer und mit verwuschelten Haaren. Ich vergaß fast, warum ich hier war. Wie kann man nur so gut aussehen?  »Lotte?« holte Benjamin mich wieder auf den Boden der Tatsachen. Ich kletterte zur Antwort in sein Zimmer und schloss das Fenster. Es war nicht das typische Jungszimmer. Zwar waren die Wände im dunklen grau gehalten, aber es hingen lauter Zeitungsartikel und Gedichte an ihnen. Sonst war das Zimmer recht ordentlich. Ich wühlte in meiner Tasche nach einem ... ach da. Ich trank noch ein Schluck Berliner Luft und bot Benjamin die Flasche an. Er schüttelte verwirrt den Kopf und fuhr sich durch die Haare. Dann halt nicht. Ich legte meine Tasche ab, zog mich bis auf die Unterwäsche aus, legte mich in das riesige Bett und drehte mich zur Wand. Ich kann es ihm auch morgen mitteilen. Aber jetzt war ich müde.

Ich spürte noch, wie er sich vorsichtig neben mich legte, und dann schlief ich ein.

LavendelregenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt