21. Kapitel

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Ich starrte auf meinen Eintrag. Mhm. Ist das wirklich? Ich glaube, Wörter sind nicht so meins. Trotzdem verspürte ich Erleichterung. Es war gesagt. Als ich es mir nochmal durchlas, spürte ich mein Herz springen. Liebte ich Benjamin? Nein. So war ich eigentlich nicht. Liebe ist nicht so mein Ding. Ich bin ein Einzelgänger.

Aber wenn es wirklich so ist. Wenn ich Benjamin wirklich liebte, musste sich etwas ändern. Schnell.

...

Unruhig setzte ich mich auf die rote Couch, auf der ich schon so oft saß. Gegenüber von mir saß Dr. Fischer. Sie war meine Psychologin mittleren Alters. Ein bisschen tat sie mir Leid, einen Patienten zu haben, der nicht spricht ist sicher nicht so einfach. Ihr dunkles Haar war wie immer hochgesteckt und ihre Augen blickten mich normalerweise durch ihre rote Brille hoffnungslos an. Aber diesmal waren sie aufmunternd. Lag vielleicht daran, dass ich das Gespräch gesucht habe. Was nie passierte. Es war still und ich wusste, dass Dr. Fischer mir Zeit ließ. Ich glaube durch mich hat sie gelernt, noch geduldiger zu sein.

Im Hintergrund tickerte eine Uhr. Tick tack, tick tack. Ich räusperte mich und kaute auf meiner Lippe. Zuhause habe ich mir sorgfältig meine Worte überlegt. Ich musste nur einen Anfang wissen.

»Sie haben eine Schweigepflicht?« piepste eine Stimme. Meine Stimme. Dr. Fischer atmete auf und nickte. Sie war erstaunt und ich wusste, dass sie innerlich einen Freudentanz aufführte, ihn aber für mich unterdrückte.

Ich nahm ein Schluck Wasser. Und dann begann ich zu reden.

...

Als ich das Gebäude verließ, bekam ich mein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Das ich geredet habe, ist so unglaublich. Zwar hatte ich nicht vor, es an die große Glocke zu hängen und so eine Labertante zu werden, aber immerhin.

Ich fühlte mich frei und ein Stein fiel mir vom Herzen. Das sagt man zwar immer so, aber nun wusste ich, was eigentlich gemeint habe. Es war wie die fluffigen großen Schneeflocken, die sich grade den Weg in meinem Haar suchten. Ich lachte nur. Still wie immer, aber ein Fortschritt. Eine Mauer wurde durchbrochen. Und ich liebte es.

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