Seufzend lehnte ich mich in den schwarzen Samtstuhl zurück. Mein Kleid kratzte mich am ganzen Körper und ich ertrug diese Stimmung hier nicht. Meine Augen brannten höllisch und man sah bestimmt die verlaufene Schminke. "Schatz", meine Mutter riss mich aus meinen Gedanken, "Ihr Sarg wird gleich weggetragen. Verabschiede dich noch von ihr." Ich nickte schniefend und stand auf. Mit schweren Schritten machte ich mich auf den Weg zu ihrem offenen Sarg.
"Emily", fing ich an und legte meine Hand an den Rand des Sarges, "Du warst so jung. Wieso?", schniefte ich. Mir entfuhr ein zitterndes Seufzen. Ihr Gesicht war bedeckt mit Schrammen und sie war zugedeckt. Was wahrscheinlich daran lag, dass ihre Beine abgetrennt waren. Das war wohl einer der Ergebnisse, wenn man sich vor einen rasenden Zug warf.
Ich holte aus meiner schwarzen Tasche ein Armband raus und legte es ihr um die kühle Hand. Im großen Ganzen sah sie aus wie eine Wachspuppe; ihre Haut war so matt und weiß, sodass ihre blauen Lippen blau ganz besonders zum Vorschein traten. "Du wirst immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben", flüsterte ich und hatte für eine Sekunde das Gefühl, dass sie ihre Augen öffnete und losschrie, dass das alles nur ein blöder Witz war.
Sicherlich machte sie sich über mich lustig, mit Gott zusammen. Sie lachte mich bestimmt aus, weil ich ihr solche Worte sage. Oder ist sie das gar nicht mehr? Das war nur noch eine leblose Hülle – Ihre Seele schwirrt irgendwo draußen herum. Vielleicht ist das auch nur meine Vorstellung vom Leben nach dem Tod.
"Delilah", vernahm ich von hinten, weshalb ich mich umdrehte und meine Mutter mir verdeutlichte, dass wir Nachhause fahren würden. Ich bewegte mich zu meiner Mutter und ging schon mal zum Auto, da ich keine Lust mehr auf diese erdrückende Stimmung hatte. Ich setzte mich auf die Bank vor der Kirche und steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren. Anschließend dröhnte irgendein Lied aus meiner Playlist, während sich eine Gestalt zu mir gesellte. Die Person tippte mich an und ich sah, dass es Emmys älterer Bruder Jonas war.
"Mein Beileid." Piepste ich heiser und weinerlich. "Danke, aber ich glaub, ich hab das für heute genug gehört." Antwortete Jonas. "Wie geht's dir?", fragte er anschließend. "Sehr gewagte Frage, dafür, dass wir vor einer Kirche sitzen." Schmunzelte ich unter Tränen. "Wie geht's dir?", fragte ich nun. "Ich fühle mich beschissen", fing er an und starrte ins nichts, "Meine Eltern haben das falsche Kind verloren. Emmy war wichtiger für sie, als ich." Antwortete er und presste seine Lippen aufeinander. "Nein, sag das nicht." Wisperte ich. "Scheiß darauf. Wir verabschieden uns heute Nacht von Emily. Wir feiern in der Waldhütte meines Vaters. Du bist eingeladen." Informierte er mich und ich nickte. "Schatz! Wir müssen los!" Meine Mutter stand am Auto und ich stand auf. "Bis heute Abend. Ich hol dich ab!" Antwortete Jonas, ehe er auch aufstand und mich zur Verabschiedung umarmte.
Auf der Rückfahrt war es genauso still, wie auf der Hinfahrt. "Ähm...", setzte ich an, "Ich bin bei Jonas heute Abend. Wir wollen in die Waldhütte von seinem Dad und da chillen." Meine Mutter nickte. "Schläfst du dort?", ich zuckte mit den Schultern. "Wahrscheinlich." Sie nickte erneut, konzentrierte sich aber auf die Fahrbahn. Jonas und ich waren mal zusammen, aber wegen Emily beendeten wir die Beziehung und blieben Freunde oder so etwas in der Art. Nach Emilys Tod fanden wir wieder zueinander, aber wir waren nicht zusammen. Wir hielten unser Kontakt auch nur in Grenzen und führten im Gröbsten eh nur Smalltalk. Dennoch waren die Gefühle für ihn da.
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Am Abend, bevor mich Jonas abholte, suchte ich mir Klamotten raus. Ich entschied mich dabei für eine schwarze zerrissene Strumpfhose, meine Biker Boots und dazu ein weißes bauchfreies Top mit einer kurzen Shorts aus schwarzem Jeans. Anschließend setzte ich mich an meinen Schreibtisch und fing an mich zu Schminken. Ich trug eigentlich nur Smokey-Eyes mit Eyeliner und dunklen Lippenstift.
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steglitz. | kasimir1441 ✓
FanfictionDelilah ist nach dem Tod ihrer besten Freundin Emily in ein so ein tiefes Loch gefallen, dass sie sich im Rausch der Drogen und des Alkohol verfing und sich nur noch auf Partys herumtrieb. Bis ihre Eltern einen Schlussstrich zogen und sie zu ihrer O...