11 | Besoffen zu offen.

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"Kasimir?", murmelte ich in die Decke hinein, um zu horchen, ob er noch wach war. "Ja?", kam es von ihm, sodass ich mich in seine Richtung drehte. "Bist du noch wach?", fragte ich. "Nein, es war wieder der heilige Geist, der dir geantwortet hat." Schmunzelte er und drehte sich auch zu mir. "Ich kann nicht pennen." Maulte ich und seufzte. "Same." Antwortete er. Wir schwiegen für einen Moment und starrten uns an. Dass Kasimir nicht so betrunken war, wusste ich. Anscheinend vertrug er eine Menge Alkohol.

"Ich kenne dich so gut wie gar nicht - Warum bist du nach Berlin gezogen?", fragte er nach einer Weile des Schweigens. Ich überlegte, ob ich ihm das erzählen sollte, aber so betrunken wie ich war, handelte mein Mund schneller als mein Kopf. "Meine Eltern hatten die Schnauze voll von mir." Antwortete ich und er hob die Braue hoch. "Wie?", hakte er nach. "Nun ja, diesen Sommer, vor einigen Wochen ist meine beste Freundin verstorben, weshalb ich mies abgerutscht bin, bis ich im Krankenhaus mit einer leichten Überdosis lag", erzählte ich und er staunte, "Mein Magen wurde ausgespült und deshalb wurde ich nach Berlin zu meiner Oma geschickt." Er staunte. "Ich bleibe aber nur bis zu meinem Abschluss, dann bin ich wahrscheinlich wieder weg. Als wäre ich nie da gewesen." Grinste ich und zog das 'i' von 'nie' in die Länge.

"Das tut mir leid", nuschelte er und ich seufzte. "Bitte erspar mir dein Mitleid - Das nervt einfach nur und klingt so unglaubwürdig." Stieß ich aus und starrte die Decke an. "Nein, das meine ich nicht", er brach ab und seufzte, "Dass ich dich so blöd angemacht hatte, wegen deiner Freundlichkeit. Ich war zu voreilig und gemein. Sorry." Ich nickte. "Ist okay", hauchte ich und lachte anschließend auf. "Dafür, dass du so viel Müll redest, bist du ganz nett." Komplimentierte ich ihn und hörte sein kurzes Kichern. "Heißt das, ich habe Chancen?", fragte er und grinste. "Erhoff dir mal nicht zu viel, Kasimir." Ich zwinkerte, wobei ich wusste, dass er aufgrund der Dunkelheit nichts erkennen würde.

"Du hast zwar keine Chance, aber du bist betrunken erträglicher als im nüchterne Zustand." Gestand ich ihm ehrlich und er lachte leise auf. "Ist das jetzt ne Beleidigung oder ein Kompliment?", fragte er schmunzelnd. "Nimm's wie du's willst." Grinste ich. "Ach ja?", raunte er und zog mich im nächsten Moment ganz eng zu sich. Sein Körper war warm und unsere Köpfe wurden durch ein paar Millimeter getrennt. Ich schluckte und war relativ überrascht davon, aber es hielt mich nicht davon ab, das Spiel mitzuspielen, weshalb ich diese Millimeter durchbrach und meine Lippen auf seine legte.

Anscheinend hatte er nicht mit dieser Reaktion gerechnet, da er sich kurz löste und mich verdattert ansah. "Warte", er starrte mich ungläubig an, aber ich ignorierte es und küsste ihn erneut. Dieses Mal viel länger und wilder, sodass seine Zunge meine Unterlippe lang fuhr. Seine Hände wanderten meine Seiten entlang und fanden anschließend Platz auf meinem Hintern. Grinsend legte ich meine Hände auf sein Brustkorb und löste mich anschließend. "Du bist verwirrend." Stieß er nach einer Weile aus und ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. "Das bin ich immer." Kicherte ich und schloss die Augen, ehe ich endlich einschlief.

Ich versuchte meine klebrigen Augen zu öffnen und mich von Kasimirs Armen zu lösen. Mein Kater überrumpelte mich, sodass ich mir an die Schläfe fasste und diese etwas massierte, in der Hoffnung, dass es weniger werden würde. Anschließend setzte ich mich auf. Wieso zur Hölle lag ich mit Kasimir halbnackt auf der Couch? Ich seufzte und stand auf, um an Aylas Zimmertür zu klopfen. "Komm rein." Rief sie, ehe ich die Tür aufmachte und in ihr Zimmer ging. "Guten Morgen, Sonnenschein!" Grinste sie, weshalb ich kurz schmunzelte. "Hast du gut gepennt?", fragte sie und ich zuckte mit den Schultern. "Ich kann mich zwar an gestern nicht erinnern, aber ich hab n Filmriss." Murmelte ich leise, da Can noch schlief. "Waren wir laut?", fragte sie flüsternd. "Was?", hakte ich verwundert nach. "Ach so... Alles gut." Grinste sie und im nächsten Moment wurde Can auch wach. "Morgen", nuschelte ich und grübelte. Wieso hatte ich Sex mit Kasimir?

"Wollen wir nicht zur Schule?", fragte Can und Ayla lachte. "Nein, lass uns aber gemeinsam frühstücken." Antwortete sie nun. Wir alle waren dafür, weshalb Can aufstand und Kasi wecken ging. "Ich glaube, ich hatte Sex mit dem." Seufzte ich und war irgendwo verzweifelt. "Wie?", Ayla machte große Augen. "Ich quetsch den mal gleich aus, während du mit Can Brötchen holen gehst, okay?", schlug sie vor und ich nickte. "Danke." Kicherte ich und bekam von Ayla eine Jogginghose und ein Top. Anschließend zog sich Can auch an und wir gingen gemeinsam Brötchen holen.

"Lief da gestern was zwischen euch?", fragte Can und fuhr sich durch seine Locken. "Ich hab keine Ahnung." Seufzte ich und zuckte mit den Achseln. "Wie? Filmrisse?", grinste er und ich lachte ebenso auf. "Yessir." Stieß ich aus. "Fändest du es schlimm, wenn da was gelaufen wäre?", fragte er und ich zuckte erneut mit den Schultern. "Keine Ahnung... Irgendwie ja, aber irgendwie auch nein." Fügte ich als Antwort noch hinzu.

Wir kamen mit einer Tüte Brötchen und Kaffee für alle bei Ayla an und setzten uns an den gedeckten Tisch. Währenddessen hatten Kasimir und ich kaum ein Wort miteinander gewechselt, was sich als ziemlich unangenehm herausstellte. "Ich gehe gleich Nachhause", teilte ich den anderen nach einer Weile des Schweigens mit. "Soll ich dich bringen?", fragte Kasimir und ich zuckte mit den Schultern. "Wenn's dir keine Umstände macht." Er winkte ab. "Quatsch, wohnen ja im selben Bezirk." Sein verschmitztes Lächeln war kaum zu übersehen. Ich nahm den letzten Bissen von meinem Brötchen, ehe ich aufstand und in Aylas Zimmer ging, um mich umzuziehen, weshalb sie mir natürlich hinterherrannte.

"Ihr hattet kein Sex." Murmelte sie, nachdem sie die Tür schloss. "Ihr habt euch geküsst, aber mehr nicht." Fügte sie hinzu, weshalb ich aufatmete. "Wer hat wen geküsst?", hakte ich neugierig nach. "Du ihn", grinste sie belustigt, weshalb ich ihr die Jogginghose ins Gesicht warf. "Was meinte er dazu?", fragte ich weiter. "Nun ja... Er fand es gut." Grinste sie. Ich seufzte. "Danke." Hauchte ich, ehe ich mich in meine Klamotten schlüpfte und in den Flur ging, wo Kasi schon auf mich wartete. "Können wir los?", fragte er und bekam ein Nicken als Antwort.

Auf dem Weg schwiegen wir uns für eine Weile an, ehe er die Stille durchbrach und anfing zu reden. "Gestern Nacht", setzte er an und hielt eine kurze Denkpause ein, "Das war, äh... Schön." Stammelte er und ich musste mir ein belustigtes Grinsen verkneifen. Kasimir, der sonst immer eine große Klappe hatte, verlor bei diesem Gespräch seine Sprachkenntnisse.  "Was ist passiert, dass es doch so schön war?", hakte ich etwas belustigt nach. "Oh... Nichts, wir haben uns unterhalten." Antwortete er etwas enttäuscht. War anscheinend nicht die Antwort, die er hören wollte. "Nun ja, was auch immer gestern vorgefallen war, es lag am Alkohol." Redete ich weiter und er nickte. "Ja, warst ja auch ziemlich rille." Kommentierte er nur, ehe wir in meine Straße einbogen. "Musstest du nicht in die andere Richtung gehen?", fragte ich und lenkte somit vom Thema ab. "Ich wollte dich noch bis zur Haustür bringen." Stammelte er schüchtern hervor und ich fand das Ganze eigentlich relativ amüsant. "Na gut", wir kamen vor meiner Haustür an, weshalb ich meine Schlüssel rauskramte, "Ich wohne hier." Er lächelte mich kurz an. "Wir sehen uns morgen!" Verabschiedete ich mich von ihm und breitete die Arme aus, in die er hineinkroch. "Wir sehen uns, Kleines." Nuschelte er in meine Haare und löste sich von mir.

Ich drehte mich um und schloss die Tür auf, um hochgehen zu können. Kasimir war die ganze Zeit nervös gewesen, als hätte er eine Präsentation, die er jeden Moment vortragen würde und ich fragte mich wieso. Dachte er etwa, weil wir uns geküsst hatten, würde da mehr laufen? Ich hoffte jedenfalls, dass er keine Gefühle für mich haben würde, da ich sie nicht erwidern würde.

Ich sah auf meine Handyuhr und bemerkte, dass meine Oma gar nicht zu Hause war. Anscheinend fand sie es nicht schlimm, wenn ich mal eine Nacht wegblieb - Also, relativ entspannt. Nebenbei tippte ich kurz auf WhatsApp und sah, dass Jonas meine Nachrichten ignoriert hatte, was ich am blauen Haken erkannte, welcher für 'gelesen' stand. In meinem Kopf bildete sich ein Fragezeichen: Wieso ignorierte er mich? 

Delilah:

wieso ignorierst du mich

Delilah:

hab ich irgendwas getan? :/

Delilah:

falls das so sein sollte, kannst du mir das auch gerne persönlich sagen anstatt mir aus dem weg zu gehen, danke.

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hoffe, euch gefällt das kapitel ^^ feedback? (: -pr0tag0nist

steglitz. | kasimir1441 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt