7 | Die neue Hölle.

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Ich wohnte nun in einer Großstadt, aber in der langweiligsten Gegend der Hauptstadt. Überall waren Rentner und nachts waren die Junkies draußen. "Oma?", fragte ich, als ich meinen Kopf durch die Wohnzimmertür steckte, "Habt ihr in Berlin Fahrkarten?", ich zog die Augenbraue hoch und sie lachte. "Ja, du kriegst deine von der Schule." Lachte sie. Seufzend ging ich in mein Zimmer, damit ich mich umziehen konnte. Ich konnte nicht einmal die Stadt erkunden, bis auf die Gegend um mich rum. Nun ja, besser als nichts, oder?

Also stand ich auf, zog mir eine breite Stoffhose, ein Bandeau Top und meine Sneakers an und ging in den Flur, wo meine Oma mich fragend ansah. "Wohin gehst du?", sie legte den Kopf schief. "Die Gegend erkunden, sonst sterbe ich hier vor Langeweile." Ich zog mir meine kurze Lederjacke an. Anschließend griff ich nach meinem Handy, meinen Kopfhörern, meinen Schlüsseln und ging raus.

Ich merkte mir wie eine Paranoide die Straßen, die ich langging und machte sicherheitshalber Fotos, damit ich mich nicht verlaufen konnte. An mir gingen kleine Kinder auf Rollern oder Fahrrädern, Rentner mit Rollatoren, Mütter mit Kinderwagen und Typen, die mir auch dauerhaft hinterherpfiffen lang. Ich kam vor einem Park an und setzte mich auch, da ich etwas Ruhe habe wollte.

"Boar, guck dir die mal an." Flüsterte jemand hinter mir und ich drehte mich mit einem skeptischen Blick um, um abzuscannen, wer jetzt gaffte. Zwei Jungs in meinem Alter grinsten und alberten wie kleine Kinder rum und der eine biss sich auf die Lippe, als ich ihn ansah. Berliner Jungs waren anscheinend schamlos und ziemlich widerlich. Ich verdrehte genervt die Augen und drehte mich zurück. "Ey Mädchen!" Schrie der Junge, was ich gekonnt ignorierte. "Ey, du!" Schrie er erneut, was ich wieder versuchte zu ignorieren, was er bemerkte und sich zu mir gesellte. "Hörst du mir nicht zu?", er drehte sich zu mir. "Nein, ich hab das auch gerade nicht nötig." Fauchte ich angepisst. Seine dunkelbrauen Augen starrten mich an und ich stieß ein genervten Seufzer aus. "Du bist unnormal hübsch, können wir Nummern austauschen?", ich verdrehte wieder meine Augen. "Du bist unnormal nervig, kannst du gehen?", konterte ich und er schmollte. "Du findest mich bestimmt total geil." Zwinkerte er. "Aber ist okay, wenn du's nicht zugeben willst" fügte er noch hinzu, "Das höre ich nicht zum ersten Mal." Zwinkerte er grinsend. "Ich find dich gerade einfach nur nervig und vielleicht eingebildet und überheblich." Konterte ich und zwinkerte ebenso zurück.

Da ich auch keine Lust auf sein Gerede hatte, stand ich auf und ging einfach weg. Seine weiteren Rufe ignorierte ich auch, da ich kein Hund war, den er zu sich rief. Ich ging die ganzen Straßen zurück und kam (Wer hätte es gedacht) ohne mich zu verlaufen bei meiner Oma an. "Du bist ja schnell zurück." Stellte sie fest und lachte. "Hab nur was vergessen." Gab ich knapp von mir und ging in mein Zimmer, um mir das Gras herauszuholen, welches mir Jonas geschenkt hatte. Anschließend verschwand ich wieder und ging in irgendeine Seitengasse. Ich baute mir einen Joint und zündete ihn auch sofort an, da ich nicht von den Cops gepackt werden wollte.

Als ich nicht mehr so nüchtern zurückkam, bestellte ich mir wieder eine Pizza, weshalb meine Oma nur seufzte. "Schatz, ich kann auch für dich kochen." Ich winkte ab. "Nein, das brauchst du nicht. Ist schon genug, dass ich bei dir leben muss." Antwortete ich und sie lächelte. "Ich finde es schön, dann hab ich mal Jemanden, der mir Gesellschaft leistet." Sie umarmte mich, während ich den Augenkontakt zu ihr vermied, da ich extreme rote Augen hatte.

Ich bestellte mir dann eine Pizza, zog mir einen übergroßen Hoodie und keine Hose an und zog mir 'On My Block' weiterhin rein, bis meine Pizza kam. Nachdem ich dem Lieferanten das Geld passend gegeben hatte, verschanzte ich mich wieder in meinem Zimmer und aß meine Pizza, während ich Netflix schaute. "Du hast morgen deinen ersten Schultag!" Rief meine Oma und ich schaute empört auf meinen Bildschirm. "Wie?!" Ich riss meine Zimmertür auf und starrte entsetzt zu ihr rüber.

"Anderes Bundesland, andere Ferien." Ich kratzte meinen Nacken. Das hatte ich gar nicht bedacht. Toll, dann würde ich wohl morgen zur Schule gehen und hatte wirklich keine Lust. Also beschloss ich ausnahmsweise früh schlafen zu gehen, was auch daran liegen könnte, dass ich stoned war. Mein Schlafrhythmus war dennoch so im Eimer, dass ich erst um halb sechs Uhr morgens einschlief.

Eineinhalb Stunden später weckte mich meine Oma und ich machte mich fertig; Schminke, übergroßes Shirt, Baggy Jeans, mein Lieblingsgürtel und ein großes Hemd. Ich zog mir noch meine Biker Boots an und marschierte mit meiner Oma los. "Ich hab dir dein Brot in die Tasche gelegt." Lächelte meine Oma und ich nickte. "Danke", murmelte ich und schaute mir die Gegend an. Anscheinend musste ich mit der Bahn zur Schule fahren, da wir in den Untergrund gingen. Als meine Bahn kam, verabschiedete sich auch meine Oma von mir, da sich die Bahnstation anscheinend hinter der Schule befand.

Als ich dort ankam, suchte ich etwas planlos das Sekretariat, was ich auch leicht fand. Ich fragte nach meiner Klasse und sie schaute mich prüfend an und wollte meinen Namen wissen. Ich gab ihr die Information, die sie brauchte, ehe ich auch meine bekam. Anschließend suchte ich mich dumm und dämlich und hatte jetzt schon schlechte Laune, da ich fast zu spät kam. Ich setzte mich auf irgendeinen freien Platz weit hinten und hoffte, dass dieser auch nicht besetzt war.

Der Lehrer kam rein und wir begrüßten ihn. "Wir haben eine neue Schülerin bekommen", fing der Lehrer an zu erzählen, "Ich weiß ehrlich gesagt erst seit heute Morgen davon, aber stell dich erst einmal vor." Lächelte mein Lehrer. Ich stand also auf, um nach vorne zu gehen und sah ein Gesicht, was meine schlechte Laune weiterhin förderte. Dieser Typ vom Park gestern. Ehrlich gesagt wunderte es mich, dass er auf ein Gymnasium ging – für so schlau hätte ich ihn niemals eingeschätzt.

"Ich bin Delilah", stellte ich mich vor, "Und bin erst vor kurzem hergezogen." Murmelte ich und verzog meine Lippen zu einem Strich. Ich setzte mich anschließend mit der Erlaubnis des Lehrers hin und kramte mein ausgeliehenes Englischbuch, ein College Block und mein Etui raus. Immer hin hatten wir ein Fach, welches sogar ganz erträglich war: Englisch.

"Psst, Delilah", flüsterte der Typ von gestern und drehte sich zu mir, da wir Aufgaben bekamen. Eigentlich wollte ich ihn ignorieren, aber er würde mich weiterhin ansprechen, was der Grund dafür war, dass ich hochsah und ihn anschaute. "Das ist Schicksal", ich zog eine Augenbraue hoch, "Dass du in meine Klasse gekommen bist. Gott hat dir ein Zeichen gesendet: Ich bin halt geil." Flüsterte er erneut, weshalb sein Sitznachbar kichern musste. "Gott sollte dir endlich ein Zeichen geben, dass du die Fresse halten und mich nicht nerven sollst." Konterte ich und jetzt lachte auch meine Sitznachbarin. "Kasi, nerv sie nicht." Fuhr meine Sitznachbarin ihn an. Kasi? Käse?

"Ich bin übrigens Ayla." Lächelte sie. Ihre Art erinnerte mich sofort an Emily und das war der Grund, wieso ich auf ihre Unterhaltung einging. "Halt dich da raus, du wandelnder Meter." Fauchte Kasi. "Hör nicht auf ihn, der würde alles ficken, was bei drei nicht aufm Baum ist." Grinste sie. "Kasi? Ist das n Spitzname?", fragte ich neugierig und flüsternd, da der Lehrer zu uns schaute. "Sein richtiger Name ist Kasimir." Flüsterte sie zurück und ich nickte.

Nach der Englischstunde hatten wir Pause, die ich eigentlich verbringen sollte, aber Ayla leistete mir kurzzeitig Gesellschaft, ehe ihr Freund kam und sie mit dem wegging. "Na, ganz allein hier?", fragte eine allzu bekannte Stimme. Oh nein, nicht der schon wieder... Ich drehte mich um und sah ihn mit einem unveränderten Gesichtsausdruck an: Genervt. "Kannst du eigentlich auch mal freundlich gucken? Du Griesgram." Fragte er neugierig und ich schüttelte den Kopf. "Ich hab keinen Grund gute Laune zu haben, wenn ich nur eine Stunde geschlafen habe und jetzt verpiss dich." Knurrte ich. Seufzend verschränkte Kasimir die Arme vor der Brust. "Du stehst doch safe auf mich. "Wovon träumst du nachts?", fragte ich und legte meinen Kopf schief. "Von uns beiden, wie wir am Altar stehen." Zwinkernd lehnte er sich an der Tischtennisplatte ab. "Hoffnungen hinterlassen Leid, solltest dir nicht zu viel versprechen." Antwortete ich auf seine Aussage und drehte mich um, um seine Visage nicht mehr zu betrachten.

Wäre ich auf der alten Schule gewesen, hätte ich mitleidige Blicke bekommen, weil sie wussten, dass Emily meine beste Freundin war, seitdem wir klein waren. Also hatte dieser Schulwechsel auch einen Vorteil: keine bemitleidenswerte Blicke und falsche Freundlichkeit. Emily war immer jemand, mit der man sich sofort verstand, das erklärte auch, wieso sie so populär auf unserer Schule wurde. Jeder wollte mit ihr befreundet sein und sie war fast wie Alison aus Pretty Little Liars nur, dass sie um einiges netter und freundlicher war als Alison.

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Kasimir ist endlich da! (: Lasst doch gerne ein Sternchen und ein Kommentar da ♥

steglitz. | kasimir1441 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt