6 | Der Umzug.

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Seufzend stand ich vor meinem Kleiderschrank und packte meine Koffer. Meine Eltern meinten das anscheinend sehr ernst mit Berlin, sonst würde ich schließlich nicht vor meinem Schrank stehen und packen. Seitdem sie mir verkündet hatten, dass ich nach Berlin ziehen würde, hatte ich kaum Worte mit ihnen gewechselt, was ich im Moment auch für richtig hielt. Da Jonas davon Bescheid wusste, wollte er mich noch einmal sehen, bevor ich fuhr.

"Du hast Besuch!" Rief meine Mutter von unten und ich wusste, dass es sich nur um Jonas handeln konnte. "Er soll hochkommen!" Rief ich zurück und im nächsten Moment ging meine Tür auf und Jonas kam rein. "Hey!" Er umarmte mich zur Begrüßung und setzte sich auf mein vollgepacktes Bett. "Hey", murmelte ich etwas traurig, da ich ihn jetzt schon vermisste. "Sei nicht traurig, ich renn ja nicht weg und wir werden Kontakt halten, versprochen." Er tätschelte meine Schulter, weshalb ich kurz lächelte. Ich seufzte und packte nebenbei meine Klamotten in den Koffer.

"Ich hab noch ein Abschiedsgeschenk für dich." Er holte aus seinem Rucksack eine verpackte Box raus und befahl mir sie erst zu öffnen, wenn ich in Berlin wäre. "Du hast da auch sicherlich keine verschimmelten Sachen reingepackt?", hakte ich mit hochgezogener Augenbraue nach, weshalb er lachte. "Nein, hab ich nicht." Lachte er. "Das will ich stark für dich hoffen!" Grinste ich.

Ich packte meinen Koffer zu Ende und holte zwei Kisten raus, wo ich Bücher, Bilderalben, mein Tagebuch, mein Laptop und weiteren Krimskrams reinlegte. Auch für meine Schminke fand ich einen passenden Karton und lagerte sie mit Jonas ins Auto. "Soll ich echt nicht mit deinen Eltern reden, um sie zu überreden?", fragte er und ich schüttelte den Kopf. "Mike hat das schon versucht – er wurde herausgeworfen." Lachte ich amüsant und erinnerte mich an die Situation heute Morgen, als er plötzlich vor meiner Tür stand, nachdem ich ihm gesagt hatte, dass ich nach Berlin zog.

"Gott, die sind auch echt stur. Du bist achtzehn und die machen so ein Theater." Er seufzte und umarmte mich fest. "Ja, ich weiß." Gab ich nur als Antwort, ehe wir beide in mein halb so volles Zimmer gingen. "Ich will, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin", fing er an zu reden, "Egal, wie weit wir voneinander entfernt sind." Ich seufzte. "Jonas, du musst wissen", ich überlegte, um die richtigen Worte zu finden, "Dass unsere Beziehung lieber eine Freundschaft bleiben sollte", fuhr ich fort und schaute ihn ernst an, "Ich hab dich echt gern, aber ich will unsere Freundschaft nicht zerstören. Und als Emmy noch am leben war, hat das ja auch gut geklappt. Bitte belassen wir es dabei." Irgendwo hoffte ich, dass er das genauso sah wie ich. "Ja, du hast recht." Stimmte er mir zu und lächelte. "Dann bin ich eben immer da für dich, als Freund versteht sich." Grinsend schlug ich ihm auf die Schulter.

"Delilah, wir fahren gleich los." Platzte meine Mutter in mein Zimmer und ich schnalzte mit der Zunge. "Kann man nicht klopfen?", fuhr ich sie genervt an. "Dann sollte ich wohl besser gehen." Ich seufzte. "Ja, das solltest du anscheinend." Nickte ich und wurde von ihm bis zum Auto begleitet. "Pass auf dich auf und schreib mir, wenn du in Berlin angekommen bist", lächelte er und kratzte sich am Hinterkopf. "Mach ich und du auch." Ich setzte mich ins Auto und öffnete mein Fenster. "Oh und öffne die Box wirklich, wenn du in Berlin angekommen bist!" Grinste er und ich lachte auf. "Ja ja, mach ich." Lächelte ich und meine Mutter setzte sich ins Auto.

Ich winkte ihm noch zu, ehe meine Mutter den Motor startete und ich Jonas ansah. "Warte!" Stieß er aus und streckte den Kopf durch das Fenster. Anschließend drückte er seine Lippen auf meine, was mich erschreckt nach Luft schnappen ließ und ich meine Hand auf seine Wange legte. "Scheiß auf Freundschaft", murmelte er leise, sodass nur ich es verstand. "Delilah!" Meine Mutter tippte ungeduldig auf dem Lenkrad rum, weshalb ich mich löste und seufzte. "Ciao", hauchte Jonas, ehe er wegstellte und meine Mutter losfuhr.

"Anscheinend ist da doch was zwischen euch." Fing meine Mutter an, was ich jedoch ignorierte, indem ich meine Kopfhörer rausholte und sie in mein Handy stöpselte. Anschließend drückte ich auf irgendeinen Song und lehnte meinen Kopf an der Fensterscheibe ab. Ich beobachtete die vorbeiziehenden Straßen, welche zu Landschaften wurden, was mich müde machte. Ich hasste lange Autofahrten und schlief immer recht schnell ein, was ich als positiv empfand.

Ich schlief wieder einmal ein und wurde durch ein Rütteln wach, was meine Mutter war, die mich versuchte zu wecken, um mir zu signalisieren, dass wir angekommen waren. Ich legte meine Kopfhörer ab, legte sie in meine Hosentasche mit meinem Handy zusammen und stieg aus dem Auto. Zuerst streckte ich mich ordentlich durch und bemerkte wie städtisch Berlin war: So viele Straßen und Häuser. Überall waren volle Straßen und Lichter. Die Straßen waren eng und ich sah kaum Bäume.

Meine Mutter klingelte an der Tür zu einer Wohnung, die meiner Oma gehörte. Als Kind war ich zweimal in Berlin, aber je älter ich wurde, desto seltener sprach ich mit meiner Oma. Wir hörten uns höchstens an Feier oder Geburtstagen, aber ich hatte sie trotzdem unheimlich gern, da sie mir als wir Weihnachten hier verbracht hatten Schokoladenkekse mit Karamell gebacken hatte.

Wir stiegen die Treppen hoch und begrüßten meine Oma. "Hallo Mama, schön dich zu sehen." Meine Mutter gab ihrer einen Kuss und lächelte. Jetzt standen hier drei Generationen im Treppenhaus, was ich eigentlich total witzig fand. Jedenfalls zeigte mir meine Oma mein Zimmer und ich trug die Sachen aus dem Auto in die Wohnung. "Wie geht's dir, meine Kleine?", fragte meine Oma und ich zuckte mit den Achseln. "Ach, alles bestens", log ich, "Und bei dir?", entgegnete ich und lächelte. "Je älter ich werde, desto unbeschwerter ist mein Leben." Antwortete sie lachend und meine Mutter musste ebenfalls schmunzeln.

"Delilah, ich muss wieder zurück. Die Fahrt dauert sehr lange und ich möchte heute noch Zuhause ankommen." Ich nickte und verkroch mich in meinem neuen Zimmer, welches sehr neutral eingerichtet war. Anschließend klopfte meine Oma an und musste seufzen: Endlich jemand, der das Wort 'Anklopfen' kannte. "Komm rein!" Rief ich und meine Oma trat in mein Zimmer. "Deine Mutter hat mir erzählt, wieso du zu mir ziehst", fing sie an und setzte sich auf das ordentliche Bett, "Jeder war jung, aber das heißt nicht, dass ich das nicht befürworte", fuhr sie fort. Musste ich mir jetzt eine Moralpredigt anhören? "Aber ich wollte dir nur sagen, dass deine Mutter alles Schulische geregelt hat. Ich werde dich am ersten Tag zur Schule bringen, dann lernst du den Weg hoffentlich selbst." Lächelte meine Oma und ich nickte.

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Ich räumte am Abend die letzten Klamotten in den Kleiderschrank und schmiss mich erschöpft auf das Bett, ehe ich mein Laptop herholte und Netflix schaute.

Jonas [21.08.2020, 21:13 Uhr]:

Na, schon in die Box geguckt? ;)

Delilah [21.08.2020, 21:13 Uhr]:

omg nein! hab ich total vergessen, liegt noch in der einen box, die ich morgen auspacken wollte, aber dann mach ich das gleich lol

Jonas [21.08.2020, 21:13 Uhr]:

Bedank dich später bei mir :)

Ich stand also wieder auf und holte die letzte Box und packte sie in die Schubladen und Regale ein, bis mir die Box in die Hand gelang. Vorsichtig zog ich die Plastikschleife ab und öffnete die Box. Ich staunte und grinste, als ich bemerkte, dass es zwei Pillen war und eine kleine Grasknolle.

Delilah [21.08.2020, 21:43 Uhr]:

OMG JONOS

JONAS*

DANKE!!!

ISDFOJAJFAPJAF

DAS HAT MIR DEN START IN BERLIN ERLEICHTERT HIHIHIHI

Jonas [21.08.2020, 21:43 Uhr]:

HAHAHAHAHAHH Gerne gerne ;)

Ich versteckte die Box in meiner Schreibtischschublade und setzte mich anschließend ins Wohnzimmer. "Kleines, hast du Hunger?", fragte sie und im nächsten Moment knurrte mein Magen, da ich seitdem ich im Krankenhaus war nichts mehr gegessen hatte, was man mir auch deutlich ansah. "Ja, aber ich bestell mir ne Pizza." Antwortete ich. Ich bekam noch meine neue Adresse und bestellte mir dann eine große Käsepizza.

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steglitz. | kasimir1441 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt