Gleich hatten wir es geschafft...
Gleich...
Ich sah schon das Licht, das sich durch den, noch leicht bewachsenen Waldteil schlängelte und uns verriet, dass der Wald bald zu Ende war, dass wir bald frei waren.
Ab dem Ende des Waldes hatte mein Vater keine Macht mehr.
Erst dann konnte ich mir sicher sein, dass er mich nicht mehr Jagen ließ.
Ich ließ die Zügel des Pferdes, dass ich Kurzerhand Merilin (Nachtigall) nannte, locker.
Auch Beledas hatte gemerkt, dass sich der Wald nun seinem Ende zu neigte und ließ Braunholz schneller laufen.
Je näher wir dem Waldende kamen, desto mulmiger wurde mein Bauchgefühl.
Ich war noch nie so entschlossen gewesen, von Zuhause fort zu gehen und gleichzeitig hatte ich eine riesen große Angst. Was würde dann passieren... würde ich eines Tages nach Hause zurück kehren können?
"Emelîn!", hörte ich Beledas neben mir Schreien.
Ich schaute zu ihm hinüber und erkannte Angst in seinen Augen.
Immer wieder schaute er nach Hinten und machte mir somit deutlich, dass wir verfolgt wurden.
Ich drehte mich um.
Auf den ersten Blick erkannte man nichts. Nur Bäume, Laub und Moos, doch wenn man genauer hin schaute erkannte man Schatten. Schatten, die mit den Bäumen beinahe verschmolzen und doch immer näher zu kommen schienen.
Elben! Sie verfolgten uns und kamen mit einem gefährlich hohem Tempo auf uns zu.
Ich drückte Merilin meine Stiefel in den Bauch, woraufhin diese ihr Tempo ebenfalls stark erhöhte.
Auch Beledas ließ Braunholz, so schnell er konnte, laufen.
Wir mussten das Waldende erreichen, bevor sie uns erreichten.
Noch knapp 300 Meter trennten uns von der Freiheit...
Noch 200 Meter...
100 Meter...
Ich drehte mich um.
Sie waren jetzt direkt hinter uns.
Ich konnte ihre Gesichter erkennen und stellte zu meinem Entsetzen fest, dass der Anführer kein geringerer war, als Tunor, der Elb, den ich heiraten sollte. Dieser Elb, der mich gezwungen hatte, mich gegen meinen Vater zu stellen...
Er schaute mir tief in die Augen.
Ich konnte förmlich spüren, wie sein Blick mir das Messer an die Kehle hielt und mit einem breiten Grlinsen zu drückte.
Er legte mit dem Bogen an, zielte und schoss.
Merilin wieherte voller Schmerzen auf, rannte aber dennoch weiter.
Sie war stark und sie wusste, dass sie nicht anhalten durfte. Sie wüsste, dass es um ihr und unser Leben ging.
Aus Merilins Bein strömte Blut, doch das schien sie nicht zu interessieren.
Wir hatten es fast geschafft. Die letzten Bäume taten sich vor uns auf. Und dann...
Dann war es vorbei. Der Wald war zu Ende und vor uns erstreckten sich die braunen Lande.
Überall, wo man hin sah, sah man nicht einen einzigen Baum.
Ich schaute hastig nach hinten. Tunor und die anderen Reiter waren am Waldrand stehen geblieben. Das Lächeln aus seinem Gesicht war verschwunden und stattdessen war sein Blick hasserfüllt.
"Wenn du jetzt gehst, kannst du nie wieder zurück kommen. Dann kann ich für nichts mehr garantieren...", schrie Tunor mir zu.
Ich senkte den Kopf, drehte mich von ihm weg und ließ Merilin antraben.
Ich hatte nicht vor, zurück zu kehren. Nie wieder.
Mein Leben ging nun von vorne los. Ich hatte die Chance frei zu sein, alles zu verändern und mein Leben so zu leben, wie ich es wollte.
Ich schaute zu Beledas, der sich auf Braunholz zu mir gesellt hatte.
"Und du willst wirklich nicht zurück?"
Ich schaute ihn überrascht an.
"Nein! Ich möchte nicht zurück. Nie wieder!", schrie ich ihn an.
"Ist ja schon gut. Ich will nur nicht, dass du es später bereust."
"Nein, schon gut. Ich werde es garantiert nicht bereuen.", sagte ich in einem sanfteren Ton.
Er lächelte mich an und wendete seinen Blick gerade aus. Ich schaute ebenfalls nach vorne, betrachtete das unendlich große, braue Land vor uns, das ineinender zu verschmelzen schien.
Jetzt würde mein Leben erst richtig anfangen.
Ich schloss meine Augen und lauschte dem Geräusch der Freiheit. Ich hörte das Rauschen des Windes. Es wurde immer lauter und lauter. Ein leises Pfeiffen.
Ich öffnete meine Augen. Irgendetwas näherte sich uns. Irgendetwas, das immer schneller auf uns zu raste.
Ich fuhr herum, doch es war schon zu spät.
Ein großer Pfeil bohrte sich in Beledas Rücken, der daraufhin schmerzerfüllt aufkeuchte.
Tränen stiegen mir in die Augen, als ich sah, wie sein Körper schlaff wurde und langsam von Braunholz's Rücken herunter rutschte.
"Nein Beledas!", überschlugen sich meine Worte.
Ich sprang von Merilins Rücken herunter. Packte Beledas schlaffen Körper und drückte ihn an mich.
Warmes Blut sickerte durch die Wunde an seinem Rücken, durch meine Finger hindurch und tropfte dann auf den braunen Boden, wo es sich mit dem Dreck zu einer rot, braunen Masse vermischte.
"Bitte Beledas. Du darfst nicht sterben!", flüsterte ich ihm zu. Tränen tropften von meiner Wange auf seine Kleider und vernebelten meine Sicht. Das könnt nicht wahr sein! Das konnte alles ganz und gar nicht wahr sein! Was sollte ich jetzt tun?
Ich spürte, wie sich die Trauer in mir ausbreitete. Meine Stimme bebte und mein ganzer Körper zitterte vor Wut.
Ich schaute auf, zu der Stelle, an der Tunor mit seinen Männern gestanden hatte, doch jetzt war der Platz leer.
"Tunor,, du feiger Mistkerl. Ich werde dich töten, du verdammter Feigling. Ich werde dich verdammt nochmal TÖTEN!", schrie ich aus aller Kraft und ich war mir sicher, dass er es gehört hatte. Ganz sicher.
Mein Blick richtete sich nun wieder Beledas zu, der in unregelmäßigen Abständen den Brustkorb hob und leise keuchte.
Es versetzte mir einen Stich in mein Herz, ihn so liegen zu sehen. Den starken, griesgrämigen Zwerg zu hilflos zu sehen.
Einen Stich, der sich gewaltvoll durch mein Herz bohrte und andauernt herumgedreht wurde.
Di eisige Trauer, vermischt mit meinen Tränen ließ mich alles nur noch verschwommen sehen. Nur noch einzelne Umrandungen.
Vorsichtig hob ich Beledas Körper hoch.
Es stöhnte leise auf.
"Keine Sorge... ich werde dir helfen!", flüsterte ich leise.
"Du wirst es schaffen!"
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Der Kampf um die Ewigkeit (Herr der Ringe/ Hobbit FF) {PAUSIERT)
FanfictionElîn, die junge Elbin und Thronfolgerin Düsterwalds begiebt sich auf eine spannende Reise, als sie von Zuhause flieht, um nicht heiraten zu müssen. Von da an ändert sich ihr gesamtes Leben und alles, was sie bisher geglaubt hatte. Doch ist sie wir...