Legolas Pov.
Die Nacht war lange und kalt gewesen und obwohl wir das große Feuer hatten, war mir die Kälte von Zeit zu Zeit immer tiefer in die Knochen gekrochen.
Ich hatte Emelîn über die Nacht hinweg beobachtet. Sie schlief ruhig und gleichmäßeg, wie ein kleines Kind. Naivität und Kindlichkeit, das war es, was ich in ihr sah und dennoch war ich mir nicht sicher, was ich von ihr halten sollte und, ob ich ihr vertrauen konnte. Sie wirkte so vertraut und freundlich, aber dennoch glaubte ich ihr mit ihrer Geschichte nicht. Ich konnte ihr nicht trauen. Ob es an ihrem Blick lag, oder an ihrem Verhalten, wenn sie über Düsterwald redete, ich wusste er nicht, doch was ich wusste, war klar. Sie hatte mir nicht die ganze Wahrheit erzählt und wenn ich mit ihr weiterreisen wollte, musste ich ihr voll und ganz vertrauen können. Egal, wie gutgläubig sie auch aussah.
Räuspernd rutschte ich auf der Decke herum, auf der ich saß. Schwache Sonnenstrahlen kämpften sich über den weiten Horizont, der sich um uns herum erstreckte und erhellte die unendlichen Weiten der braunen Lande. Heute Mittag würden wir an Emyn Muil ankommen und vielleicht waren wir heute Abend auch schon an den toten Sümpfen vorbei. Das kam aber darauf an, wie lange wir für den Abstieg brauchten und wann Elîn endlich aufwachen würde. Doch, da ich dies nicht dem Schicksal überlassen wollte, da ich nicht wusste, wie lange sie noch schlafen wollte, beschloss ich, sie zu wecken. Ich vergrub meine Finger im Boden und suchte nach einem harten Gegenstand. Einem Stein, oder vielleicht einem Stock, doch ich fand nichts, weshalb ich einfach nach dem Wasserbeutel griff und ihn mit etwas Schwung und viel Können an ihre Schulter warf.
Entweder war mein Wurf nicht hart genug gewesen, oder sie hatte keinerlei Gefühle, denn sie hatte meinen Wurf voll und ganz ignoriert. Ich hatte weder ein Stöhnen oder sonst etwas vernommen, was darauf hingewiesen hätte, dass sie den Wasserbeutel bemerkt hätte.
Sie schlief, als wäre nichts gewesen und ohne es zu wollen umspielte ein kleines Lächeln meinen Mund.
Sie strahlte etwas entspanntes aus. Etwas, das einen sofort zum Lachen brachte. Etwas, das nicht jeder hatte. Und eines musste man ihr lassen... mich bekam man nicht so leicht zum lachen.
Ich wusste nicht so recht, was sie mit mir anstellte, aber ich hatte das Gefühl, bei ihr meine gesamte Selbstbeherrschung zu verlieren. Mein ganzer Kopf spielte verrückt und das war alles ihre Schuld. Ich hasste es, nicht mehr alles unter Kontrolle zu haben, nicht mehr Herr meiner Selbst zu sein. Was tat sie da nur mit mir?
"Alles in Ordnung?"
Hektisch wendete ich meinen Blick von ihr ab, als ich bemerkte, wie ich sie mit meinen Blicken durchbohrt hatte.
Räuspernd stand ich auf und drehte mich schnell von ihr weg, sodass sie mich nicht anschauen konnte.
"Alles in Ordnung. Beeil dich, wir müssen los.", sagte ich nur stumpf und machte mich an dem Sattel meines Pferdes zu schaffen.Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als wir kurz vor Emyn Muil von unseren Pferden abstiegen.
"Ab jetzt können wir nicht mehr weiter reiten. Das wäre zu gefährlich für uns und die Pferde. Ab hier müssen sie einen anderen Weg finden. Wir werden sie an dan toten Sümpfen wieder finden."
"Wie lange werden wir brauchen?", wollte Elîn wissen.
"Ich meine, bis wir die toten Sümpfe erreichen?"
"Ich weiß nicht genau. Frodo und Sam haben eine Ewigkeit dafür gebraucht, aber wir werden es deutlich schneller schaffen.", ermutigte ich sie."Wenn wir uns beeilen werden wir morgen früh da sein, schätze ich."
Der Abstieg war schwer. Die harten, glatten Felsen ließen einen immer wieder abrutschen und bremsten uns spürbar aus. Nicht nur unsere Kräfte schwanden schnell, auch die Zeit ging schneller vorbei, als gedacht.
Inzwischen war es schon dunkel geworden und die Weiten von Emyn Muil waren nur noch schwarz-graue Umrisse, die dafür sorgten, dass eine Weiterreise unmöglich war. Wir mussten unser Lager wohl oder übel auf den engen, harten Absätzen verbringen. Es war kaum Platz für uns beide, doch im sitzen war es einigermaßen erträglich.
Elîn setzte sich neben mich und betrachtete mich skaptisch.
"Hier wollen wir verweilen, bis es wieder hell wird?"
"Hast du eine bessere Idee?", antwortete ich ihr, ohne meinen Blick von den dunklein Gesteinsmassen zu wenden, die sich vor uns ausbreiteten.
"Nein, aber..."
"Kein aber. Es gibt nuneinmal nichts besseres.", unterbrach ich sie gereizt.
Dachte sie, mir machte es Spaß, so nah neben ihr schlafen zu müssen. Dachte sie, diese Versuchung, meine Hände in ihren langen, weichen Haaren zu vergraben und sie so leidenschaftlich zu küssen, dass sie die gesammte Härte meiner Wangenknochen zu spüren bekam und sie gleichzeitig so zu küssen, dass sich unsere Lippen nur beinahe berührten, sodass ich ihr keinen Schmerz zufügen konnte, würde in dieser Situation besser werden? Ich wusste nicht, was ich für sie spürte. Ich wusste nicht, was mit mir los war. Im einen Moment wollte ich sie haben. Ich wollte sie besitzen und an mich reißen. Ich wollte sie so hart küssen, dass ihre Lippen platzten und sie vor Schmerz und Leidenschaft aufschrie und im nächsten Moment wollte ich sie so zärtlich streicheln, ihr einen Kuss auf die Wange hauchen und sie einfach nur stundenlang in meinen Armen spüren.
Diese Gedanken waren doch keineswegs normal, oder?
Ein leises seufzen ließ mich aus meinen Gedanken aufschrecken.
"Weißt du, wenn ich mich schon nicht richtig hinlegen kann, dann brauche ich wenigstens ein bequemes Kopfkissen."
Gebieterisch legte sie ihren Kopf auf meine Beine und gähnte erschöpft.
"Schon viel besser.", brummte sie müde.
Kurze Zeit später war sie eingeschlafen. Ihr Atem war ruhig und ihr Brustkorb hob sich rhythmisch auf und ab.
Langsam und sanft ließ ich meine Hand über ihre Haare, ihre Wange gleiten und schließlich auch über ihren leicht gewülbten Rücken gleiten.
Zur Antwort erhielt ich ein leises Grunzen, das mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte.Diese Elbin machte mich beinahe verrückt. Was war hier nur los?
"Elîn?", flüsterte ich.
"Bist du noch wach?"
Ein leises schnaufe verriet mir, dass sie es nicht war, was auch gut so war.
"Gut, denn ich glaube, ich würde mich diesen Satz keines Falls trauen, wenn ich nicht wüsste, dass mich niemand hören konnte. Elîn... ich-ich glaube ich habe mich ein wenig, ein klitze kleines Wenig, in dich ver-verliebt. Puh, jetzt ist es raus. Du machst mich verrückt, weißt du das? Das habe ich bisher noch nie bei jemandem Gefühlt. Obwohl du keinerlei Respekt, geschweigedenn Manieren hast, habe ich mich, glaube ich trotzdem in dich verliebt.", flüsterte ich, so leiße ich konnte, während ich durch ihre Haare fuhr.
Als Antwort bekam ich, wie erwartet wieder ein leises, verschlafenes Grunzen, das sich in gleichmäßiges Atmen auflöste.
Testversuch 1, Tag 5
Die Versuchsperson ist gestern Abend, mitten in der Nacht, unerwartet von uns gegangen. Wir haben den Leichnam heute Morgen entdeckt. Er hatte sich wahrscheinlich, bevor er starb, übergeben, denn auf dem Boden befand sich eine grün, rote Flüssigkeit, die wahrscheinlich auf Blut und Galle zurückzuführen ist. Außerdem waren keinerlei Essensreste darin enthalten, was aber daran liegt, dass das Versuchsobjekt seit mehreren Tagen kaum, bis gar nichts zu sich genommen hatte.
Wie vermutet, ist der Patient an einem Herzversagen gestorben, was im Zusammenhang zu der gealterten Haut steht, die das Herz und den gesammten Bauch eingenommen hat. Nur die Füße und der Rücken sind nicht von ihr befallen. Wahrscheinlich setzt das Herz aus, sobalt dieses von der Alterung betroffen ist.
In den nächsten Tagen versuchen wir, den Leichnam zu untersuchen, um noch mehr und bedeutendere Einzelheiten herauszufinden. Außerdem werden wir morgen eine weitere Versuchsperson mit der Flüssigkeit vertraut machen. Dieses Mal wird es eine Elbin sein, um eventuelle Unterschiede von weiblichen und männlichen Elben festzustellen.
Geschehnisse unerwartet, aber informativ.
Somit ist Testversuch 1 an Tag 5 beendet.
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Der Kampf um die Ewigkeit (Herr der Ringe/ Hobbit FF) {PAUSIERT)
FanfictionElîn, die junge Elbin und Thronfolgerin Düsterwalds begiebt sich auf eine spannende Reise, als sie von Zuhause flieht, um nicht heiraten zu müssen. Von da an ändert sich ihr gesamtes Leben und alles, was sie bisher geglaubt hatte. Doch ist sie wir...