Verbundenheit

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Eine gefühlte Ewigkeit saßen wir einfach nur da und hielten uns fest umschlungen. Keiner wagte es, den Anderen loszulassen aus Angst, ihn für immer zu verlieren.
Erst, als sich plötzlich die schwere Holztür mit einem lauten Knarzen öffnete, ließen wir voneinander ab und widmeten uns dem jungen Mann, der erstaunt im Türrahmen stand und uns überrascht musterte.
Schließlich verwandelte sich sein verwirrter Gesichtsausdruck jedoch in ein erfreutes Lächeln und er kam fröhlich zu uns rüber gelaufen, während er den großen Leinensack, den er um die Schulter geworfen hatte, neben den anderen Lebensmittelkörben ablegte.

Er musterte mich von oben bis unten, kniete sich dann zu uns runter und legte seine warme, weiche Hand auf meine Stirn.
"Kein Fieber, das ist gut. Ja, sehr gut..." Erleichtert blickte er zu Legolas hinüber, der ihn bedrückt anlächelte.
Schlagartig verfinsterte sich der Gesichtsausdruck des jungen Mannes und er wandte sich nun vollkommen an Legolas, der besorgt auf mich dreinschaute.
"Was ist passiert", fragte er mit ernster Miene.
Legolas schüttelte nur traurig den Kopf, während er versuchte, meinem Blick auszuweichen.
Woher kannten sie sich und wer war dieser Mann? Was war passiert?
"Es war schrecklich.", brummte Legolas, den Blick starr auf den Boden gerichtet. "Es war, als könnte man in in den Thronsaal schauen und all diese Elben, Kinder, Frauen und Männer beobachten und sehen, wie sie gnadenlos umgebracht wurden.", er stockte.
"Wie ist das möglich? Was haben wir gesehen? Und wieso?"
Er sprach die Fragen aus, die mir selbst seit längerem durch den Kopf gegangen waren und ich war erleichtert, dass nicht nur ich keine Antwort auf diese Fragen fand.

"Ihr konntet was?" Der junge Mann verlor nun vollkommen seine Fassung. Er drehte sich mit einem ruck um, griff nach einem Hocker, der vor dem Ofen stand und zog hn zu sich her. Achzend ließ er sich darauf nieder und schaute uns nun auffordernd an.

"Erzählt mir alles, was ihr gesehen habt."

Was wir gesehen hatten? Konnte er sich nicht einmal vorstellen? Ich hatte noch immer keinen blassen Schimmer, was hier vor sich ging.

"Könnte ich vielleicht ersteinmal wissen, wer sie sind und woher ihr beide euch kennt?", unterbrach ich Legolas, der schon zu einer Geschichte anstimmen wollte.

"Oh, verzeih mir. Ich habe ganz vergessen, dass ich mich nie offiziell vorgestellt habe. Verzeih mir meine unfeine Art. Ich wurde äußerst gut von meinen Eltern erzogen, aber die Höflichkeit ist irgendwann an mir vorbeigeflogen.", er lächelte mich selbstbewusst an.

"Mein Name ist Isaac Eisenschmied. Ich bin Zauberer der ersten Generation. Also, das heißt, ich bin der einzige Zauberer meiner Familie, was eigentlich wirklich unüblich ist, denn eigentlich sollte wenigstens ein Familienmitglied etwas mit Zauberern am Hut haben, doch bei mir hat man anscheinend eine Ausnahme gemacht. Tja, das Leben kann manchmal verrückte Wege gehen, nicht wahr?! Auf jeden Fall habe ich dich vor mehreren Monden unten am Wasserfall entdeckt. Du hast sehr stark geblutet und warst kaum mehr bei Bewusstsein. Ich wusste damals noch nicht, was dich so zugerichtet hatte, weshalb ich dich schließlich mit in mein bescheidenes Heim genommen hatte und dort habe ich dann versucht, dich wieder zu heilen. Vor zwei Monden habe ich dann Legolas gefunden. Er ist vollkommen planlos durch den Wald geirrt, hatte eine große Wunde, aus der sehr viel Blut geflossen ist, doch er hat sie gut behandelt, weshalb ich nicht viel für ihn tun musste. Ich habe ihm erzählt, dass ich vor einigen Monden eine junge Elbin gefunden hatte und er wollte sofort, dass ich ihn zu dir bringe.

Und seitdem schwirrt er hier umher, hilft mir ab und zu draußen im Wald, wechselt deine Verbände und sitzt einfach nur herum.", er warf Legolas ein amüsiertes Grinsen zu und schaute dann wieder zu mir.

"Ich glaube du hast diesem Elb wirklich den Kopf verdreht.", meinte er und nickte in meine Richtung.

"Wie auch immer. Nun weißt du diese Geschichte, also könnt ihr mir jetzt auch eure Geschichte erzählen. Was habt ihr gesehen?"

Nachdem ich Isaac von meinem Erwachen, den grausamen Gemetzel im Palast, das Legolas und ich wir durch Geisterhand gesehen hatten, erzählt hatte, lehnte er sich erschöpft nach hinten und betrachtete die Decke. Er sah aus, als hätte er einen Tagesmarsch hinter sich. Anscheinend hatte unser Traum nicht nur uns mitgenommen. Auch er schien verwirrt, jedoch nicht ganz unwissend.
"Was denkst du, was das war? Ist das wirklich passiert? Ich meine, haben wir dieses Gemetzel wirklich miterlebt oder hatten wir nur eine Vorahnung und können das alles noch verhindern?"
Isaac grummelte etwas unverständliches, bevor er mir schließlich enttäuscht in die Augen sah.
"Ich,... ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Es könnte beides gewesen sein. Ich meine, soetwas habe ich noch nie gesehen. Also, dass zwei Elben genau das gleiche sehen. Das ist ohne Magie eigentlich unmöglich."
"Aber mit Magie nicht, also muss es etwas mit die zutun haben.", unterbrach ihn Legolas trocken.
" Ja, es könnte etwas mit mir zutun haben, oder besser gesagt mit meinem Haus. Hier liegt so viel Magie im Raum, dass es gut möglich sein kann, dass soetwas, wie eine Vorahnung zustande kommen kann, doch um beide das gleiche zu sehen, muss euch irgendetwas verbinden und so weit ich erfahren habe, hattet ihr zwei noch nie etwas miteinander zutun, bevor ihr euch kennengelernt habt.
Was also könnte euch verbinden? Was solltet ihr beide sehen?"
Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken herunter. Ich wusste genau, was uns beide verband. Wir hatten beide einen Anspruch auf den Thron. Ich war die Tochter des jetzigen Königs Düsterwald auch, wenn mir diese Tatsache nicht gefiel. Er hingegen was war eigentlich Thronerbe, wenn man nach dem logischen Verstand ging. Das war es, was uns verband. Die Angst um Düsterwald und die Angst um unsere Untertanen ganz gleich, wer schließlich den Thron besteigen würde. Wir hatten es beide im Blut, denn wir waren beide in Absicht aufgewachsen, eines Tages über Düsterwald zu herrschen.
"Vielleicht sind wir durch unsere Wurzeln miteinander verbunden. Vielleicht ist die Tatsache, dass bei beide an diesem Ort aufgewachsen sind, der Grund. Egal, wie wir aufgewachsen sind.", versuchte ich die missliche Lage zu entschärfen.
Ich konnte und wollte Legolas nicht die Wahrheit sagen. Sollte er jemals herausfinden, was meine Geschichte ist und wessen Tochter ich bin, dann würde er mich auf der Stelle töten, davon war ich fest überzeugt. Er hasste meinen Vater und er hatte geschworen, ihn und seine Familie zu töten und dies wollte ich ihm ersparen.
"Nein, das glaube ich nicht.", unterbrach nun Legolas müde Stimme meine Gedanken.
"Wir sind beide viel zu unterschiedlich aufgewachsen. Ich habe das Herz Düsterwalds gesehen und ich habe den Geist in mir aufgenommen. Meine Verbindung zu diesem Ort ist tiefer, als die einer Magd.", sagte er scharf, ohne jegliche Gefühlsregungen.
In mir begann es zu brodeln. Er dachte wohl, er sei der Einzige, der die königliche Prozedur durchlebt hat.
Bei den nachfolgenden Thronerben war es üblich, dass man mit ihnen zu ihrem zwanzigsten Geburtstag an den Mittelpunkt der ganzen Stätte ging und " den Geist Düsterwalds " in sich aufnahm. Danach hatte man, so sagten die Gelehrten immer, eine tiefere und stärkere Verbindung zu diesem Ort und seinen Bewohnern. Das ist es, was einen Herrscher ausmacht. Er kann damit besser und verständlicher herrschen.
Auch ich hatte diese Prozedur durchlaufen, als ich nich jünger war. Auch ich hatte die Geschichte und den Geist in mir aufgenommen und auch ich fühlte mich zu tiefst mit diesem Ort verbunden, wieso also glaubte er, er hätte eine stärkere Verbindung, als ich. Er hatte überhaupt keine Ahnung.
Mit diesen Worten hatte er bei mir einen wunden Punkt getroffen.
"Dann muss es einen anderen Ursprung haben. Vielleicht einen tieferen, von dem nicht einmal ihr etwas wisst.", murmelte Isaac in Gedanken, während er sich mit seiner linken Hand heftig am Kopf kratze, was seine Unentschlossenheit nur noch deutlicher zutage treten ließ.

"Vielleicht...", grummelte ich. "Und jetzt?"
"Ich weiß es nicht. Um mehr über diese Vorahnung zu wissen, muss ich den Ursprung dieser Magie kennen und am Besten sollte ich dafür in euren Kopf schauen."
"In unseren Kopf?" Legolas klang erleichtert. "Also gibt es einen Weg, und erfahren, was wirklich passiert ist oder was passieren wird."
"Mhm, naja.", setzte Isaac an. " Es könnte möglich sein. Zumindest teilweise, doch dafür müsst ihr mich in euren Kopf lassen. Ich brauche jedes einzelne Detail, wenn ich mir sicher sein will. "
"Sicher sein?"
"Ja. Sicher sein. Ich brauch den Ablauf und die Details, um deuten zu können, ob es in der Vergangenheit stattgefunden hat oder ob es erst noch stattfinden wird." Er runzelte die Stirn und schaute uns auffordernd an. Ich nickte Waage, während ich Legolas aus dem Augenwinkel heraus beobachtete. Auch er zögerte noch, doch schließlich war es unsere einzige Hoffnung und das bedeutete, wir mussten alles versuchen, was nötig war auch, wenn das bedeutete, dass irgendein Zauberneuling in unseren Köpfen herum spukte.

Doch was tut man nicht alles für sein Königreich.

Der Kampf um die Ewigkeit (Herr der Ringe/ Hobbit FF) {PAUSIERT)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt