Ich stöhnte leise, als ich mich aufrichtete und meinem Retter nun geradewegs in die Augen sah.
Mein Gesicht vor seinem... wir schauten uns lange Zeit einfach nur in die Augen. Keiner sagte auch nur ein Wort.
Ich musste anscheinend ziemlich bescheuert drein geschaut haben, denn nach einer Weile räusperte er sich nur, stand auf und reichte mir seine Hand, um mir ebenfalls aufzuhelfen.
"Danke.", flüsterte ich noch ganz benommen.
"Kein Problem.", antwortete er stumm und drehte sich zu den anderen Elben, die sich um uns herum versammelt hatten, um.
Irgendwie kam er mir bekannt vor... ich kannte ihn irgendwoher. Doch woher? Ich konnte mich partout nicht daran erinnern.
Einer der Kriegern trat aus seinem Versteck heraus und stellte sich vor ihm auf.
"Legolas, der Zwerg ist außer Lebensgefahr. Wir haben seine Wunde gereinigt und mit einer Salbe eingekremt. Was sollen wir nun mit dem Bären tun?", fragte der Soldat.
Legolas? Legolas Grünblatt? Der Thronerbe Düsterwalds? Der Sohn Thranduils? War das der eigentliche König Düsterwalds?
"Gut. Sorgt dafür, dass der Bär keine Probleme bereitet. Sollte er doch irgendein Problem darstellen, dann legt ihn in Ketten.", antwortete Legolas.
"Man muss ihn nicht in Ketten legen. Er tut niemandem etwas.", unterbrach ich ihn hektisch.
Ich wusste, dass Braunholz nichts tun würde, wenn sie ihn in Ruhe lassen würden.
Legolas drehte sich zu mir um und schaute mich irritiert an.
"Das hoffe ich.", entgegnete er bloß und wendete sich dann wieder den anderen zu.
Es wurde schon dunkel, als wir am Palast ankamen, der im Vergleich zu den bisherigen Palästen, die ich gesehen hatte, wirklich klein war.
Er bestand aus einem kleinen Backsteinturm, der von einem flachen Dach umringt wurde und ich sah eine riesen große Türe, die von mehreren Wurzeln umrandet wurde.
Der ganze Palast, war eigentlich mit Wurzeln umwachsen, was das ganze nur noch geheimnisvoller aussehen ließ.
Ich hatte diesen Palast noch nie zuvor gesehen, weshalb ich einigermaßen verwirrt war, als ich das Dorf dahinter entdeckte.
Ich hatte gar nicht gewusst, dass es hier etwas gab, geschweige denn ein so großes Dorf.
"Wo sind wir hier?", fragte ich Legolas, der vor mir auf einem weißen Schimmel ritt.
Er drehte sich nicht um, weshalb ich ihn nur schwer verstehen konnte:
"Wir sind in Eramos."
"Eramos? Davon habe ich noch nie gehört."
Er lachte leise:
"Das liegt wahrscheinlich daran, dass es niemand kennt, außer seine Einwohner selber.
Wir haben es vor 100 Jahren erbaut, als ich von Zuhause fort gejagt wurde."
Ich wusste nicht genau was ich darauf antworten sollte, weshalb redete er von 'vortgejagt'? Es heiß doch, dass er nie zurück gekehrt war.
"Ich kann es nicht fassen, dass mein Königreich von solch einem Narren regiert wird! Ich hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, dass mir meine eigenen Leute so etwas antun könnten!", er schnaubte verächtlich und ich konnte den Hass und die Enttäuschung in seiner Stimme beben hören.
"Ihr hättet euren Thron doch zurück bekommen können, wärt ihr nur zurück gekommen.", korrigierte ich ihn.
Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
Er schaute mich nun direkt an und ich war mir sicher, dass er mich mit seinem Blick hätte töten können, wenn er gewollt hätte.
"Zurück kommen?", in seiner Stimme schwang Wut und Hass mit.
"Zurück kommen?", schrei er nun beinahe.
"Ich wollte zurück kommen! Ich wollte den Platz meines Vaters einnehmen. Ich wollte mein Volk nicht im Stich lassen, doch als ich 'Zuhause' ankahm, erwartete mich nur Ablehnung und Hass.
Thendor, diese falsche Schlange, hatte nach dem Tod meines Vaters die Macht übernommen und gehofft, dass ich ebenfalls im Kampf sterben würde, doch als ich zurück kam, wollte er den Thron behalten.
Er konnte ihn nicht aufgeben und verlangte meinen Tod.", er schnaubte verächtlich.
"Ich bin darauf hin mit meinem Gefolge in diesen Wald gezogen und hier bauen wir uns nun unsere neue Stadt auf.
Dieser Thendor ist ein Verräter und eines Tages wir er und seine Familie dafür büßen."
Ein harter Kloß breitete sich in meinem Hals aus und ein kalter Schauer wanderte meinen Rücken runter. Er hatte es mit einer Überzeugung ausgesprochen, die mich frösteln ließ.
Er wusste nicht, dass ich Thenors Tochter war und das war auch gut so, denn mir war klar, dass ich mit der Wahrheit auf seine Hilfe verzichten konnte. Ich musste den Schein bei behalten, egal was kommen würde. Ich war auf seine Hilfe angewiesen.
Kurze Zeit später saß ich auf dem Bett, in einem kleinen Raum, der mir von einem der Wachen zugeteilt wurde und betrachtete die Decke.
Sie war bunt verziert und überall wurde die Natur wiedergespiegelt. Es war nur zu schwer zu übersehen, dass die Bilder und die Formen aus dem Düsterwald stammten und mir wurde klar, wie sehr diese Leute ihre Heimat vermissten.
Man merkte, dass dieser Platz nur eine Übergangslösung war. Man sah es in den Gesichtern der Elben, wie sehr sie sich nach ihrer Heimat sehnten, nach den Auren ihrer Vorfahren, nach den Wurzeln ihres Lebens und ich konnte es nicht fassen, dass mein Vater so etwas getan hatte, dass er den Elben ihr Zuhause genommen hatte, dass er Legolas auf diese Art und Weise betrogen hatte.
Vor mehreren Tagen hätte ich mir dies nicht einmal im Traum vorstellen können, doch nun konnte ich ihm sogar solch eine schreckliche Tat zutrauen. Mein Vater war unberechenbar. Das wusste ich jetzt. Ich musste ihn aufhalten, bevor er noch schlimmere Dinge tat, nur um an Macht zu kommen.
Hatte Mutter davon gesprochen? Hatte sie das damit gemeint.
Dass es meine Bestimmung war, diese Elben zurück nach Hause zu bringen?
Wenn ja, dann war ich bereit...
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Der Kampf um die Ewigkeit (Herr der Ringe/ Hobbit FF) {PAUSIERT)
FanfictionElîn, die junge Elbin und Thronfolgerin Düsterwalds begiebt sich auf eine spannende Reise, als sie von Zuhause flieht, um nicht heiraten zu müssen. Von da an ändert sich ihr gesamtes Leben und alles, was sie bisher geglaubt hatte. Doch ist sie wir...