Im Verließ

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Die Wachen brachten mich tief unter die Erde. Sie schubsten mich in eine Zelle und verschlossen die Tür hinter mir.

Ich blieb lange Zeit einfach nur regungslos auf dem Boden sitzen.

Was hatte mein Vater gemach? Er war mein Vater verdammt ! Ich spürte, wie sich eine Träne aus meinem Auge stehlen wollte, doch das leiß ich nicht zu. Ich wollte nicht wegen meinem Vater weinen! Niemals!

Schnell wischte ich mit dem Handrücken über mein Auge.

"Na sieh mal einer an! Jetzt schmeißen die Elben auch noch ihr eigenes Volk ins Verließ... habt ihr denn nichts Besseres zu tun, als euch selbst zu vernichten?", lachte jemand neben mir in der Zelle.

Ich stand auch und schaute durch ein Loch in der Wand in den anderen Kerker.

Dort stand ein Mann. Ein kleiner Mann besser gesagt.

Dann ging mir ein Licht auf! Er war ein Zwerg.

Ich musste leicht schmunzeln.

Ich hatte noch nie einen Zwerg gesehen, meine Mutter hatte mir, als ich noch ein Kind war oft die Geschichte von Bilbo Beutlin erzählt, wie er den Zwergen geholfen hat, ihren Schatz zurück zu gewinnen.

Auch die Geschichte mit Frodo und dem Ring hatte sie mir oft erzählt.

Nach diesem Krieg, als der eigentliche Thronerbe, Legolas Grünblatt, nicht zurück gekehrt war, war mein Vater König von Düsterwald geworden.

"Das muss euch nicht interessieren!", antwortete ich dem Zwerg nun.

"Oh, eine feine Umgangssprache hat sie also auch...", provozierte mich der Zwerg besserwisserisch.

"Und ihr solltet ein bisschen mehr Respekt haben, Zwerg!"

Auch, wenn ich in Kerker saß, war ich noch immer die Thronerbin des Düsterwalds und Tochter des Königs.

"Wieso sollte ich? Ihr habt genauso viel Rechte wie ich... nicht mehr und nicht weniger.", entgegnete er.

"Das glaubt ihr, wisst ihr eigentlich, wer ich bin? Ich bin...", ich hielt inne.

Wenn er nicht wusste, wer ich war, würde es mir vielleicht mehr nutzen, sollte ich einmal seine Hilfe brauchen...

"Ja?", riss der Zwerg mich aus meinen Gedanken...

"Wer bist du denn jetzt, dass du dich so aufspielst?"

"Ich... bin niemand. Ihr habt Recht. Ich habe genauso wenig Recht, wie ihr.", antwortete ich stattdessen.

Der Zwerg schaute mich verwundert, aber zufrieden an.

"Was muss eigentlich ein Elb machen, um in den Kerker geworfen zu werden?", fragte mich der Zwerg nun.

"Ich, ich habe dem König die Gehorsam verweigert.", sagte ich nur.

"Du meinst dem stellvertretenden König!", korrigierte mich der Zwerg.

"Stellvertretender König? Was wollt ihr damit sagen?"

"Ich will damit sagen, dass Legolas der eigentliche Thronerbe ist und sollte er zurück kommen und den Thron in Anspruch nehmen, dann wird ihn niemand daran hindern.", antwortete mir der Zwerg.

"Legolas Grünblatt? Er lebt?"

"Aber sicher", schmunzelte der Zwerg.

Ich konnte den Worten des Zwerges nur schwer meinen Glauben schenken. Immerhin war ich mein ganzes Leben davon ausgegangen, dass dies nur ein Märchen war und Legolas Grünblatt schon längst Geschichte war, doch wieso sollte der Zwerg denn lügen? Er hatte keinen Grund zum lügen, also musste ich ihm wohl oder übel meinen Glauben schenken.

"Ach, wie unhöflich von mir... ich bin übrigens Beldas, Sohn von Belegar. Und wer seid ihr?"

"Ich? I-ich bin... mein Name ist...", ich konnte ihm nicht meinen richtigen Namen sagen, sonst konnte ich meinen Plan vergessen!

"Emelîn!", antwortete ich ihm.

"Schön dich kennen zu lernen, Emelîn!", nickte Beldas.

"Die Freude ist ganz meinerseits."

Wir unterheilten uns noch eine Weile. Er erzählte mir Geschichten, vom Auenland, von den Eisenbergen, von Bruchtal und von den braunen Landen.

Ich hörte ihm gespannt zu und war fasziniert von seinen Geschichten und wo er schon überall war.

Ich war noch nie aus Düsterwald heraus gekommen, doch ich wollte schon immer weg, etwas erleben und herumreisen, doch mein Vater hatte es mir verboten.

"Beldas?", fragte ich ihn nach einer Weile.

"Ja, Emelîn?"

"Wenn wir hier raus kommen würden, würdest du mich dann mitnehmen? Mir die verschiedenen Länder und Wesen zeigen?"

"Wenn wir hier jemals rauskommen, geh ich mit dir von mir aus überall hin, aber der elbische Kerker ist dafür bekannt, Gefangene nicht nach unter 100 Jahren frei zu lassen und das kann noch eine Weile dauern."

"Das werden wir ja noch sehen!", meinte ich nur.

"Elônas! Bitte, helf mir!"

"Elîn, du weißt, dass mir die Hände gebunden sind! Ich kann dich nicht aus dem kerker holen ohne, dass Vater das mitbekommt. Und sollte er das mitbekommen, bekommst du noch mehr Ärger! Glaube mir."

"Bevor er mitbekommt, dass ich aus dem Kerker raus bin, bin ich schon längst hier weg!"

"Du willst gehen?"

"Ja. Ich werde gehen! Ich möchte mein Leben nicht hier, im Schloss verbringen. Ich möchte reisen und etwas erleben! Bitte Elônas!!! Helf mir..."

"Na gut! Ich werde es versuchen! Aber erhoff dir nicht zu viel. Morgen früh werde ich die Wachen nach unten schicken und ihnen befehlen, dich zu Vater zu bringen. Sollten sie mir Glauben schenken und dich holen, kannst du deine Chance nutzen und von hier verschwinden! Mehr kann ich nicht für dich tun. Den Rest musst du selber schaffen!"

"Danke Bruderherz! Ich liege tief in deiner Schuld..."

"Schon gut. Und jetzt verschwunde aus meinem Traum und lass mich in Ruhe weiter schlafen!!!"

Ich wachte mit einem Grinsen im Gesicht auf.

Ich liebte meinen Bruder. Ich konnte einfach immer auf ihn zählen. Sogar, wenn ich ihn Nachts in seinen Träumen besuchte, half er mir.

In diesem Moment war ich einfach nur überglücklich, diese Gabe zu besitzen und in die Träume anderer zu gelangen.

Leider war meine Anzahl an Personen begrenzt. Ich konnte nur in die Träume von Personen, die ich kannte und die mich kannten.

Ich drehte mich zufrieden auf die andere Seite und schloss meine Augen, um noch ein wenig zu schlafen, bevor sich Morgen mein Leben ändern sollte.

Der Kampf um die Ewigkeit (Herr der Ringe/ Hobbit FF) {PAUSIERT)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt