Ein leises Klacken ließ mich aufschrecken. Irgendwo in der Nähe hörte ich das Bröckeln von Geröll und herabstürzenden Steinen, die durch irgendetwas oder irgendwen in Bewegung gesetzt wurden.
Plötzlich spürte ich einen Finger auf meinen Lippen und ein leises scht wies mich an, ruhig zu sein. Auch Legolas war von den Geräuschen wach geworden.
Was mochte sich dort draußen verbergen? Waren es nur harmlose Gestalten, die hier in der Nacht ihr Unwesen trieben? Auf jeden Fall musste es groß sein, denn je länger wir einfach nur da saßen und dem Geräusch in der Dunkelheit folgten, desto lauter wurde es und desto gewaltiger hörten sich die Felsbrocken an, die in die Tiefe kullerten und, so schien es, ins Nichts fielen.
Zu gerne hätte ich gesehen, was dort draußen vor sich ging, doch die Nacht war heute so finster, dass ich nicht einmal Legolas Umrisse richtig deuten konnte.
"Was denkst du, was es ist?", flüsterte ich so leise ich konnte in seine Richtung.
Zur Antwort bekam ich nur zum zweiten Mal seinen Finger auf meinen Mund gepresst.
Ich musste der Versuchung wiederstehen, ihm einfach in seinen rauhen, eingebildeten Finger zu beißen und ihn so auf mich aufmerksam zu machen, doch die Hinsicht, dass wir erstens Besseres zutun hatten und zweitens, ein Finger gar nicht wirklich eingebildet sein konnte, ließ mich dann doch zur Vernunft kommen.Er wusste es selbst nicht, das merkte man an seiner Haltung, die er nun einnahm. Er schob sich zurück und stellte sich leiße zwischen mich und die Geräusche, immer konzentriert und angriffbereit.
Würde er wissen, mit was wir es zutun hatten, würde er sich nicht so schützend vor mich knien, denn wenn er wüsste, was dort draußen auf uns lauerte, hätter er es schon längst getötet.
Schon wieder krachte ein Felsbrocken unmittelbar vor uns in die Tiefe und löste sich, den Geräuschen nach zu urteilen, in ein dunkles, schweres Nichts auf. Ich hörte ein leises, tiefes Schnauben und konnte sogar den warmen, eisernen Luftzug auf meiner Haut spüren, den das Wesen gerade vor uns ausgestoßen hatte.
Es stand unmittelbar vor uns, nur wenige Fuß entfernt und dennoch konnte ich es nicht sehen, es war, als wäre es unsichtbar, einfach ein Teil der Nacht, der darauf wartete uns mit seinem riesigen Schlund zu verschlingen.
Meine Hand glitt langsam an meinem Rock herunter, bis sie an der eisernen Klinge meines Schwertes zum Stillstand kam, immer bereit, es zu zücken und tödlich zuzustechen.
Wieder hörte und spürte ich dieses dunkle, tiefe, furchteinflösende Schnauben, das unmittelbar auf uns gerichtete war.
Legolas, der immernoch schützend vor mir kniete, zog bei diesem gänsehauterregenden Geräusch scharf die Luft ein und ich spürte, wie sich sein Körper anspannte und diese verdammte Ungewissheit,die dort draußen auf uns lauerte, sorgte nicht gerade dafür, dass er sich wieder entspannte.Ich wagte es kaum mehr zu atmen, denn jedes Geräusch konnte uns verraten, falls es uns nicht schon lange entdeckt hatte.
Und dann sah ich es. Ein großer, haariger, schwarzer Umriss verriet mir, dass das, was uns gerade gegenüberstand, mindestens vier Köpfe größer und um einiges breiter war, als wir.Auch Legolas erkannte die Gestalt nun und verlagerte sein Gewicht nach vorne, um schneller und kräftiger zustoßen zu können. Jetzt, da er wusste wo es sich genau befand, war es ein Leichtes die Gefahr zu eliminieren.
Bevor ich die Situation auch nur ansatzweise richtig einschätzen konnte hörte ich auch schon das leise, klirrende Geräusch seines Schwertes und Metall, das sich in Fleisch bohrte. Sofort richtete sich mein Körper reflexartig auf und ehe ich erkannte, was dort vor mir stand, wurde ich mit einer enormen Wucht wieder zu Boden gedrückt und von einem haarigen, warmen Körper beinahe erdrückt.
Stoßweise rang ich nach Atem und nutzte die etwas unbewegliche Situation, um meine Gedanken wieder klar ordnen zu können.
Meine Hand klammerte sich noch immer um den Griff des Schwertes, das unter dem Gewicht des haarigen Etwas zu Boden gedrückt wurde.
Ich bäumte mich mit aller Kraft gegen den schweren Körper und versuchte mich, unter dessen Gewicht hervorzuzwängen.Wieder hörte ich Metall, dass in warmes, frisches Fleisch schnitt und wenige Sekunden später einen ohrenbetäubenden, schrillen Schrei, der von der haarigen Gestalt ausging.
Sofort lies sie von mir ab und wandte sich Legolas zu, der sich nun vor der Kreatur aufbaute.
Sofort war ich wieder auf den Beinen und mit wenigen Schritten stand ich neben Legolas und schaute der aufgebrachten Kreatur entgegen.
"Was ist das?", flüsterte ich so leise ich konnte, was in dieser Situation reichlich unnötig war.
"Ich hab keine Ahnung. Es muss vielleicht eine Art Bär sein, oder ein großer Wolf." Doch wieso sollte sich solch ein Tier hier auf Emyn Muil aufhalten? Hier lebte normalerweise garnichts...
Auch die Art, wie es sich verhielt, konnte nicht von einem Bären stammen. Es stand auf zwei Beinen, richtete sich nun in aller Größe vor uns auf und stieß einen so hohen, schrillen Schrei aus, dass man das Gefühl hatte, man müsse seinen Kopf zusammenhalten, dass er nicht einfach auseinander platzte.Nein, das war kein Bär und ein Wolf war es erst recht nicht, doch was war es dann?
Nun holte das haarige Etwas mit seiner großen Pranke aus und schlug mit einer verblüffenden Schnelligkeit nach uns.
Sie schellte mit einer extremen Wucht an meiner Brust vorbei und ich spürte, wie sich warmes Blut auf meiner Kleidung ausbreitete. Es musste mich mit einer seiner Krallen erwischt haben, doch ich ignorierte den brennenden Schmerz und wich einem erneuten Schlag der Kreatur aus.
Trotz der hohen Geschwindigkeit, die dieses Ding aufbringen konnte, war es dennoch während dieser Bewegung angreifbar. Man sah, dass es viel Kraft aufbringen musste, um sich auf zwei Beinen halten zu können, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.
Ich nutzte diese kleine Schwäche aus und warf mich mich mit aller Kraft gegen den schwarzen Schatten, der wie der Teufel selber wirkte.
Doch leider zeigte es nicht die Wirkung, die ich erhofft hatte. Statt durch den Schwung umgeworfen zu werden, schwankte sie nur leicht, fing sich aber sofort wieder und plötzlich erkannte ich auch, weshalb sie nicht nach hinten gefallen war.
Die Kreatur war nicht nur groß und haarig, sie hatte auch Flügel und einen Schwanz, der am Ende eine große, runde Kugel besaß, mit der es locker einen Schädel zerschmettern konnte.
Was, bei allen Mächten, war das? Ich hatte noch nie in meinem Leben von solch einem Wesen gehört.
Völlig überrumpelt von dieser Erkenntnis, bemerkte ich die Pranke des Tieres erst, als sie sich in meinen Rücken bohrte und mich fest an den starken Körper drückte.
Entsetzt musste ich feststellen, dass ich mein Schwert hatte fallen lassen, sodass ich der Kreatur vollkommen ausgeliefert war.
Seine Krallen hatten sich nun so stark in meinen Rücken gebohrt, dass ich mich kaum mehr bewegen konnte, ohne damit rechnen zu müssen, jede Minute vor Schmerz aufschreien zu müssen.
Vollkommen bewegungslos rang ich nach Luft und schaute mich hektisch nach Legolas um.
Auch er hatte eine tiefe Schnittwunde, die sich von seinem Schenkel, bis zu seiner Brust hinaufzog und besorgniserregend stark blutete.Wir waren beide nicht auf diese Kreatur vorbereitet gewesen und hatten unsere Fähigkeiten in diesem Fall beide überschätzt.
Ich war am Ende meiner Ideen. Wie sollten wir dieses Ding töten, wenn wir beide kaum in der Lage waren, zu kämpfen. Sein Blick schien genau das gleiche zu sagen. Wir schauten uns lange in die Augen, nicht fähig, weiter zu handeln, bis die Kreatur schließlich die Stille durchbrach und mit einem lauten Schrei seine Flügel ausbreitete. Lange, große Federflügel, die im Glanz des Mondes bedrohlich funkelten.
Krampfhaft versuchte ich, mich aus seinem Griff zu befreien, doch je stärker ich mich bewegte, desto mehr verlor ich das Gefühl in meinen Beinen. Meine Kraft war vollkommen aufgebraucht.
Hinter mir vernahm ich einen lauten Aufschrei, als die Kreatur plötzlich mit einem starken, kräftigen Flügelschlag in die Lüfte abhob.
Ich spürte, wie sich mein Körper immer weiter vom Boden entfernte und hörte Legolas Schreie, die ich jedoch nicht mehr verstand. Alles schien mit einem Mal so unbedeutend und so unendlich weit weg.
Meine Augen wurden mit jedem Flügelschlag schwerer und trüber, bis ich schließlich dem beruhigenden, rhythmischen Flugbewegungen nachgab und mich in eine Welt verlor, die frei von jeglichen Schmerzen und Gefühlen war. Wo nur die Dunkelheit herrschte und mich langsam und vorsichtig, immer tiefer und tiefer in sich hineinzog.
Doch ein Wort ließ mich in diesem Dunkeln immer wieder zurückkehren.
Legolas...
Was würde nun mit ihm passieren? Was konnte uns noch retten?
Mit der letzten Kraft, die ich aufbringen konnte, erinnerte ich mich an die Worte, die er im Dunkeln zu mir geflüstert hatte, als mein Kopf auf seinem Körper gelegen hatte und dem beruhigenden Geräusch seines Herzens zugehört hatte.
Ich erinnerte mich an die Lieblichkeit seiner Stimme und die Sehnsucht seiner Hände, die mich verliebt gestreichelt hatten.
"Ich liebe dich auch Legolas. Ich liebe dich von ganzem Herzen!"
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Der Kampf um die Ewigkeit (Herr der Ringe/ Hobbit FF) {PAUSIERT)
FanfictionElîn, die junge Elbin und Thronfolgerin Düsterwalds begiebt sich auf eine spannende Reise, als sie von Zuhause flieht, um nicht heiraten zu müssen. Von da an ändert sich ihr gesamtes Leben und alles, was sie bisher geglaubt hatte. Doch ist sie wir...