20. Nur du und ich

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Er saß auf einem umgekippten Baumstamm und warf Steine ins Wasser. Beim Näherkommen bemerkte ich, dass er nur ein dünnes Langarmshirt trug. Ich selbst trug Bluse, Pullover und Umhang und fror jetzt schon, schließlich war Dezember.

„Es ist kalt hier", meinte ich, als ich nur noch zwei Meter von ihm entfernt war. Ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte. Kyle sah kurz auf, schnaubte und drehte sich wieder weg, um einen weiteren Stein ins Wasser zu werfen.

„Was willst du hier?" „Reden", antwortete ich. Da ich mich ziemlich unbeholfen fühlte, lehnte ich mich an einen Baum. „Du hast mehrfach deutlich zum Ausdruck gebracht, dass du nicht mit mir reden willst", erwiderte er, weiterhin ohne mich anzusehen. Wo er Recht hatte, hatte er Recht.

„Ich hab mit Susan geredet", sagte ich nach kurzem Schweigen. Das brachte ihn dazu immerhin kurz überrascht aufzuschauen. „Warum das?" „Albus hat es arrangiert", gab ich ehrlich zu. „Die beiden sind der Meinung, dass es dir schlecht geht." Er schnaubte wieder. „Du warst nicht in Zaubertränke" Diesmal zuckte er mit den Schultern. Es schien ihm wirklich nicht gut zu gehen, so hatte ich ihn noch nie erlebt.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Eine Weile lang war das einzige Geräusch das regelmäßige Platschen, das ertönte, wenn ein weiterer Stein im Wasser landete.

Schließlich setzte ich mich mit etwas Abstand neben ihn auf den Baumstamm und begann ebenfalls Steine ins Wasser zu werfen.

„Was hat Susan dir gesagt?", fragte er endlich. „Sie hat mir erzählt, dass sie dich geküsst hat, weil sie wollte, dass ich euch sehe. Sie wollte dich für sich haben." „Ich wollte aber nichts von ihr." „Das hat sie auch gesagt." Ich hörte auf, Steine ins Wasser zu werfen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. „Und ich wollte dir nicht glauben... Es tut mir leid, Kyle!"

Langsam begriff ich, was ich da angerichtet hatte. Hätte ich ihn ausreden lassen, hätte ich ihm etwas mehr vertraut, dann hätten wir uns eine ganze Menge Mist erspart. Doch ich hatte mich von seinem Ruf täuschen lassen und uns dadurch beide verletzt. Dabei hatte ich mich einfach nur selbst schützen wollen. Doch jetzt sah ich ein, dass ich schon viel früher mit ihm hätte reden müssen.

Ich hörte Schritte und plötzlich spürte ich seine Hände, die nach meinen Armen griffen. Kyle zog sanft meine Hände von meinem Gesicht und sah mir in die Augen. „Heißt das, du glaubst mir jetzt?", fragte er und ich sah Hoffnung in seinen Augen aufleuchten. Vorsichtig nickte ich. „Erzähl mir bitte, was passiert ist!", bat ich ihn.

„Wir waren in Hogsmead, Scorp, Al und ich. In den Drei Besen haben wir ein paar Mitschüler getroffen, unter anderem Susan. Wir haben zusammen ein Butterbier getrunken und uns alle unterhalten und irgendwann hat sich die Gruppe aufgeteilt. Irgendwie blieben Susan und ich übrig. Wir sind zusammen aus dem Lokal raus und dann hat sie mich plötzlich einfach geküsst. Ich habe das überhaupt nicht erwartet und war voll überrascht. Deshalb hat es auch ein bisschen gedauert, bis ich reagiert habe. Aber dann hab ich mich sofort von ihr losgemacht, sie gefragt, was das soll und ihr erklärt, dass ich nichts von ihr will. Danach bin ich zurück nach Hogwarts, wo ich dich getroffen habe. Naja, der Rest ist Geschichte."

„Die Ohrfeige tut mir leid!", warf ich an dieser Stelle schnell ein. Ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Wäre es wirklich so gewesen, wie du gedacht hast, hätte ich sie verdient gehabt." „Ich hätte dir zuhören müssen", meinte ich und blickte nach unten.

„Was ist danach passiert? Es gab ein paar Gerüchte", fragte ich schließlich weiter.

„Als mir klar würde, dass ich keine Chance mehr bei dir hatte, wollte ich dich vergessen. Ich hab es mit anderen Mädchen versucht, nicht so viele wie rumerzählt wurde, nur ein oder zwei, aber das war nichts. Es fühlte sich einfach falsch an. Ich konnte nicht mal flirten, ohne dabei an dich zu denken, geschweige denn sie küssen." Er atmete einmal tief durch und sah mir dann direkt in die Augen. „Du bist mir verdammt wichtig geworden, Roxy. Es tut mir leid, dass du wegen mir so leiden musstest."

In dem Moment brachen sämtliche Wände in mir zusammen. Während Kyle vor mir hockte, meine Hände hielt und mir seine Gefühle gestand, kamen all die Ereignisse der letzten Wochen in mir zusammen und die Gefühle brachen aus mir heraus. Ich fiel in seine Arme und begann zu heulen, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich ließ einfach alles raus. Da Kyle mich im Hocken nicht halten konnte, zog er mich auf die Füße und nahm mich in die Arme.

Ich umklammerte ihn so fest ich konnte und ließ den Tränen freien Lauf. Ich weinte, wegen dem Schmerz, den ich verspürt hatte, als ich gedacht hatte, Kyle hätte mich nur benutzt. Ich weinte, weil Kyle darunter gelitten hatte, dass ich ihm nicht vertraut hatte. Ich weinte, weil ich selbst darunter gelitten hatte, dass ich ihm nicht vertraut hatte. Ich weinte, weil es wehtat, dass Shawn mich nur für eine Wette benutzt hatte. Ich weinte und weinte und weinte und Kyle war da und streichelte mir beruhigend über die Haare und den Rücken.

Irgendwann ließ der Schmerz nach und die Tränen ebbten ab. „Jetzt geht's mir besser", murmelte ich in sein nass geheultes Shirt. „Mir auch", erwiderte er leise und gab mir einen Kuss auf den Kopf.

Auf einmal kam mir eine Idee. Ich löste mich von Kyle und machte einen Schritt nach hinten. Kurz wischte ich meine übrigen Tränen weg, dann setzte ich ein Lächeln auf und hielt ihm meine Hand hin. „Ich glaube, wir müssen nochmal von vorne anfangen. Ich bin Roxanne!" Er lachte und schüttelte dabei den Kopf, doch auf meinen auffordernden Blick hin ergriff er schließlich meine Hand. „Ich bin Kyle." „Freut mich sehr!" „Du spinnst, Weasley!" Ich grinste ihn an. „Pass auf, was du sagst, Zabini, ich bilde mir gerade meinen ersten Eindruck über dich. Und jetzt lass uns endlich reingehen! Hier draußen holen wir uns ja den Tod."

Er lachte wieder und hielt mir seine Hand hin, die ich ergriff. „Na dann komm!"

Gemeinsam liefen wir zurück zum Schloss und ich fühlte mich endlich, als wäre ich kurz vor einem Happy End. Trotzdem waren noch viele Dinge zwischen uns ungeklärt und die Wunde von Shawns Verrat war frisch.

Kurz vor dem Schloss hielt Kyle an und machte Anstalten, mich zu küssen, doch ich hielt ihn zurück. „Hey, ich küsse keine Fremden!" Es fiel mir ein bisschen schwer, doch ich wollte es langsam angehen lassen. Diesmal sollte alles richtig laufen. Kyle sah mich erst verwirrt an, doch dann machte es sichtbar bei ihm „Klick".

„Na dann... Ich würde Sie gerne näher kennenlernen, Miss Weasley. Würden Sie mir die Ehre erweisen, mich auf ein Date zu begleiten?" Das Grinsen auf meinem Gesicht hätte nicht größer sein können. „Ich bitte darum!"

Wir liefen weiter, diesmal ohne Händchen zu halten, und betraten das Schloss. Dort trennten sich unsere Wege erstmal. „Ich werde dich um halb neun vor deinem Gemeinschaftsraum abholen", meinte Kyle, bevor er sich in Richtung Kerker aufmachte. „Okay! Aber du, ich hab noch eine Idee. Wir erzählen erstmal niemandem etwas, okay? Nur du und ich und dann sehen wir, wo uns das hinführt." Ich legte meinen Kopf schief und lächelte ihn an. Er lächelte zurück. „Nur du und ich, das klingt gut!"



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Ari 

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