27. Malfoy?

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„Roxy, jetzt komm schon, wach auf!" So unsanft war ich lange nicht mehr wachgerüttelt worden. Rose Stimme dröhnte in meinem brummenden Kopf, als hätte sie auf mich eingeprügelt. Ich stöhnte und presste mir das Kissen aufs Gesicht, um mich vor dem viel zu hellen Licht zu verstecken. „Na endlich! Es ist schon Nachmittag und ich muss unbedingt mit dir reden." Langsam wurde ich richtig wach. Was war denn so wichtig, dass Rose mich am Silvestermorgen aus dem Bett scheuchte? Vorsichtig nahm ich das Kissen vom Gesicht und versuchte, die Augen zu öffnen. „Wasser" „Schon hier, zusammen mit Kopfschmerz-Trank." Rose erschien in meinem verschwommenen Blickfeld und reichte mir ein Glas. Langsam setzte ich mich auf, nahm das Glas entgegen und trank einen großzügigen Schluck. Sofort ging es mir besser. „Du weißt nicht, wie lange ich schon versucht habe, dich sanft wachzukriegen...", meinte Rose und ließ sich zu mir aufs Bett fallen. „Sanft war das jetzt nicht gerade", erwiderte ich. „Sanft hat auch nicht funktioniert. Hast du mal auf die Uhr geschaut? Wir haben schon Mittag gegessen." „Du kannst mir nicht erzählen, dass ich die Einzige bin, die am 01.01. um zwei noch schläft." Rose rollte mit den Augen und stand wieder auf. „Ne, ausnahmsweise mal nicht. James und Fred werden wahrscheinlich um fünf noch schlafen. Aber du bist die einzige hier, mit der ich reden kann." „Was gibt es denn so Wichtiges?" Mit jedem Schluck ging es mir besser und langsam wurde ich neugierig.

Meine Cousine lief aufgedreht im Zimmer hin und her und rang mit ihren Händen. „Es geht um Scorpius", platzte es schließlich aus ihr heraus. „Malfoy?" Ich war noch etwas benebelt und verstand nicht ganz, worauf sie hinauswollte. „Ja Malfoy, Scorpius Malfoy. Sohn von Draco Malfoy und Astoria..." „Rosie!", unterbrach ich sie, da ihr nervöses Geplapper drohte meine Kopfschmerzen zurückzubringen. „Komm zum Punkt! Ich weiß wer Scorpius ist." „Ich weiß, ich weiß. Ich... Argh!" Langsam begann mein Gehirn wieder normal zu funktionieren und ich verstand, worauf sie hinauswollte. Irgendwas war zwischen den beiden vorgefallen. Irgendwas, das ihre Gefühle durcheinandergebracht hatte. Rose und Scorpius... wenn ich so drüber nachdachte, passten die beiden eigentlich super zusammen. Ich lächelte wissend und klopfte vor mir auf die Matratze. „Jetzt komm mal her und erzähl mir ganz in Ruhe was los ist!" Rose fuhr sich durch die Haare und ließ sich wieder zu mir aufs Bett fallen.

„Also schön. Du weißt ja, dass ich ihn nie sonderlich leiden konnte." „Ja, euer kleiner Konkurrenzkampf ist glaube ich niemandem verborgen geblieben." Rose verdrehte die Augen und fuhr fort. „Jedenfalls weiß ich überhaupt nicht mehr warum eigentlich. Ich schätze ich war als Kind einfach sauer auf ihn, weil er mir irgendwie Al weggenommen hat?" „Außerdem kannst du es nicht leiden, wenn jemand besser ist als du", ergänzte ich schmunzelnd. „Er ist nicht besser als ich!", empörte sie sich sofort, bemerkte dann aber, was sie gesagt hatte und wurde rot. „Gut, vielleicht hast du Recht. Jedenfalls hat weder das eine noch das andere mit ihm als Person etwas zu tun." Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. Ich nickte also zustimmend. „Und woher kommt diese Erkenntnis plötzlich, wenn ich fragen darf?" „Also pass auf! Gestern auf der Party da bist du mit Zabini verschwunden, Claire hatte Mike, Al hatte Ria..." An dieser Stelle stockte sie kurz.

„Seit wann sind eigentlich alle außer mir in einer Beziehung? Naja, jedenfalls blieben nur Scorpius und ich übrig und irgendwie haben wir die meiste Zeit des Abends zusammen verbracht und er war... nett. Ich hatte erstaunlicherweise sogar ein bisschen Spaß, obwohl auf dieser Party für meinen Geschmack viel zu viele besoffene Jugendliche waren." Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. „Du magst ihn." Rose fuhr sich erneut nervös durch die Haare und biss sich auf die Lippen, während sie mich unsicher ansah. „Auf jeden Fall mag ich ihn nichtmehr nicht." Oh Rosie... Wenn dich dieser Fakt schon so durcheinanderbringt, wie wird es dich dann erst aus der Bahn werfen, wenn du bemerkst, dass du ihn mehr als nur ein bisschen magst? Doch das Sprach ich natürlich nicht aus. Vielleicht interpretierte ich ja auch zu viel in ihr Verhalten, doch so oft wie gerade war sie lange nicht mehr rot geworden. „Das ist doch schön", sagte ich stattdessen und lächelte sie aufmunternd an. „Denn ihr zwei werdet vermutlich in Zukunft öfter Zeit miteinander verbringen." „Was?", erschrocken sah sie mich an. Oh je, sie hatte es ja wirklich ganz schön erwischt. Was war nur letzte Nacht passiert? Ich würde zu gern mehr erfahren. „Na wenn ich jetzt mit Kyle zusammen bin... Außerdem sind die beiden Als beste Freunde. Es ist ein Wunder, dass du es bis jetzt fertiggebracht hast, ihnen so gut aus dem Weg zu gehen." Ich zwinkerte ihr zu und stand auf, um mich fertig machen zu gehen.

Ich kam jedoch nicht weit, denn kaum dass ich aus der Tür getreten war, hatte mich auch schon jemand gepackt und in den nächsten Raum gezerrt. Erschrocken quietschte ich auf und stolperte fast über einen Eimer, der auf dem Boden stand. Da waren jedoch Kyles starke Arme, die mich auffingen. „Ich bin's nur", raunte er und zog mich an sich. „Oh" Ich beruhigte mich wieder und fuhr mir durch die Haare, bevor ich meine Arme um seinen Hals legte. „Guten Morgen" „Morgen ist gut!", erwiderte er lachend. „Ich bin schon seit Stunden wach und muss gleich los, aber ich wollte nicht gehen, ohne mich von dir verabschiedet zu haben." Meine aufflammende Euphorie nahm rasant wieder ab. „Du musst schon gehen?" „Ja leider." Ich zog einen Schmollmund, auch wenn er dies in der dunklen Abstellkammer vermutlich nicht sehen konnte. „Warum das denn?" „Länger als eine Nacht wollte mein Dad mir nicht erlauben. Aber wir sehen uns ja schon in drei Tagen in Hogwarts wieder." Bevor ich nachhaken konnte, warum sein Dad ihm nicht erlaubte, bei Freunden zu übernachten, lehnte er sich vor und vereinte unsere Lippen. Ich beschloss die Frage auf später zu verschieben und erwiderte den Kuss sehnsüchtig.

Viel zu schnell löste Kyle sich wieder von mir. „Ich muss jetzt wirklich los", raunte er und brachte Abstand zwischen uns. Gerade noch so konnte ich ein kindisches „Manno" zurückhalten. „Ich werde dich vermissen", sagte ich stattdessen. „Ich dich auch", erwiderte er und gab mir noch einen kurzen Kuss. Schnell zog ich ihn an mich und intensivierte den Kuss, bevor er sich endgültig von mir lösen konnte. Er lachte rau und strich mir über die Wange. „Bis in Hogwarts!"

Als ich ein paar Momente nach Kyle die Abstellkammer verließ, kam Rose gerade aus unserem Zimmer und sah mich skeptisch an. „Ich frag lieber nicht, warum du mit roten Wangen und zerzausten Haaren aus einer Abstellkammer kommst." Ihre Nervosität von eben war wie in Luft aufgelöst und sie war wieder ganz die Alte. Kurz überlegte ich empört abzustreiten, dass irgendwas vorgefallen war, doch dann entschied ich mich lieber dafür, sie ein wenig aufzuziehen. „Ach Rosie, nicht so verklemmt sein!", flötete ich zwinkernd und ging dann wirklich ins Bad. Nach der letzten Nacht hatte ich dringend eine ausgiebige Dusche nötig. Rose schnaubte nur und murmelte etwas, dass ich nicht mehr verstand.


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Da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel. Eigentlich wollte ich es schon früher posten, aber irgendwie bin ich nicht dazu gekommen. 

Bahnt sich da wohl etwas an zwischen Rose und Scorpius? (;  Ich überlege den beiden eine eigene Story zu widmen, aber mal schauen...

Habt ein schönes Wochenende und genießt das gute Wetter!

LG Ari 

Dieses Spiel zwischen unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt