Dieses Spiel zwischen uns

21. "Nachhilfe"

Mit der Ausrede, ich würde mich mit einer Zweitklässlerin treffen, um ihr Nachhilfe zu geben, verschwand ich um kurz vor halb neun aus dem Gemeinschaftsraum. „So spät noch?", fragte Claire, doch ich zuckte nur mit den Schultern.

Draußen wartete Kyle bereits. Sobald ich ihn sah, musste ich Lächeln. „Du bist hier", stellte er fest. „Ich bin hier", erwiderte ich. „Und du bist angezogen." Langsam wurde diese Begrüßung zum Ritual zwischen uns. Wir lachten kurz, dann sah ich ihn unschlüssig an. Was jetzt? „Komm mit!", sagte Kyle jedoch schnell und setzte sich in Bewegung.

Ich folgte ihm durchs Schloss und dachte darüber nach, dass unser Geheimnis nicht lange geheim bleiben würde, wenn wir von nun an öfters gemeinsam durchs Schloss laufen würden, ohne uns dabei zu streiten oder wenigstens böse anzustarren.

Kyle führte mich zum Astronomieturm.

„Ladies first!", sagte er galant und hielt mir die Tür auf. Sobald ich nach draußen trat, empfing mich eisige Kälte. „Hättest du mal was gesagt, dann hätte ich eine Jacke angezogen", meinte ich und schlang die Arme um meinen Körper. „Keine Sorge! Ich hab mitgedacht", erwiderte er. Ich drehte mich zu ihm um und sah, dass er mir eine Decke hinhielt. Wo hatte er die denn jetzt her? Dankbar lächelnd nahm ich sie und wickelte mich darin ein.

Dann ging ich ans Geländer und sah in die Nacht. Tatsächlich waren kaum Wolken am Himmel und der Mond schien nicht sehr hell, sodass man einen wunderschönen Blick auf die Sterne hatte.

Kyle trat neben mich und lehnte sich ebenfalls ans Geländer. „Ich hoffe, ich enttäusche Sie nicht mit der Wahl der Location", sagte er gespielt höflich und deutete um sich herum. „Ich weiß, dass es ziemlich kalt ist, aber ich dachte mir, dass man so eine schöne Nacht nicht im Vertrauensschülerbad verbringen kann." „Aber Mr. Zabini!", rief ich gespielt empört. „Ich würde doch nicht vor einem Fremden meine Kleider fallen lassen. Nein nein, dieser Ort ist sehr angebracht für ein Kennenlernen. Ich sehe sehr gerne in die Sterne." Wir lachten beide und sahen dann wieder in den Himmel.

„Und dabei hatte ich so gehofft, wir könnten die Szene vom letzten Mal fortsetzen", raunte er mir plötzlich ins Ohr. Sofort hatte ich wieder Gänsehaut. Unglaublich, was dieser Kerl für eine Wirkung auf mich hatte. Ich brauchte einen kurzen Moment, dann drehte ich mich zu ihm. Er stand nun direkt vor mir und grinste mich schelmisch an. „Ach ja, und was für eine Szene wäre das bitte?", fragte ich gespielt nichtsahnend und legte meinen Kopf schief. „Hmmm... Ich glaube das war ungefähr so!" Mit einem Mal packte er mich, hob mich hoch und setzte mich auf der Brüstung ab. Erschrocken quietschte ich auf und klammerte mich mit Armen und Beinen an ihn, damit ich nicht runterfiel. Nun war ich quasi auf seinem Arm, genau wie damals im Vertrauensschülerbad, wo ich ihn einfach stehen gelassen hatte. Nur, dass wir diesmal nicht in Unterwäsche, sondern angezogen waren.

„Du erinnerst dich?" Seine Stimme wurde rau, was unglaublich sexy klang. Genau wie damals beugte ich mich vor und flüsterte ihm mit verführerischer Stimme ins Ohr. „Ich glaube schon... Und ich glaube auch noch zu wissen, wie ich dich damals besiegt habe." Wieder wurde ich zum Ende hin etwas lauter und lehnte mich dann grinsend zurück. Frustriert stöhnte Kyle auf. Als Entschädigung gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und ließ mich dann von der Brüstung gleiten, sodass er mich runterlassen musste.

„Ich hatte sehr viel Spaß an diesem Abend", sagte ich, nachdem wir eine Weile schweigend in die Sterne gesehen hatten. Kyle gab ein zustimmendes Geräusch von sich. „An diesem Abend war es endgültig um mich geschehen." Überrascht sah ich zu ihm und dann schnell wieder weg. Ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg. Er hatte mir gerade wieder indirekt seine Gefühle gestanden. So viel zum Thema es langsam angehen lassen... Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, doch als Antwort lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter. Kyle legte seinen Arm um mich und zog mich noch ein Stück näher an sich.