6. Frühes Frühstück

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Schwungvoll wurde die Tür aufgerissen und wieder zugeknallt. „Bei Merlins karierter Unterhose, ahhhh!", rief Claire und schmiss sich auf ihr Bett. „Himmel und Hölle, Claire! Musst du uns so erschrecken?" Vor Schreck hatte Rose ihr Buch fallen lassen. „Jetzt weiß ich gar nicht mehr, wo ich war..." „Was ist los?", fragte ich.
Claire drückte sich ihr Kissen aufs Gesicht und ließ einen gedämpften Schrei heraus. „Du kannst nicht so einen Auftritt hinlegen und uns dann auf die Folter spannen."
Claire ließ noch einen Schrei raus und genau in dem Moment kam Elana, eine unserer beiden Zimmergenossinnen, herein. „Oookay, ich glaube ich komme später wieder." Mit einem irritierten Blick ging sie rückwärts wieder in den Flur und schloss die Tür. Währenddessen kam Claire wieder hinter ihrem Kissen hervor und sah uns mit roten Wangen und glänzenden Augen an.
„Mike. Hat. Mich. Gerade. Nach. Einem. Date. Gefragt!!!", rückte sie endlich mit der Sprache heraus.
„WAS? Oh Merlin, das ist ja der Hammer! Und was hast du gesagt?" „Erstmal gar nichts." Nervös kicherte sie. „Ich stand mal wieder da wie eine Statue. Daraufhin hat er gelacht und gesagt: ‚Ich nehme das mal als ein Ja'. Dann habe ich es doch noch geschafft zu nicken und zu sagen, dass es mich sehr freuen würde. Er will mich am Freitag um halb acht hier abholen." Ihr Lächeln könnte nicht breiter sein. Begeistert sprang ich auf, lief zu ihr und schmiss mich auf sie. „Ich freue mich ja so für dich, Süße!" „Ich mich auch!", stimmte Rose zu. Wir drehten unsere Köpfe in ihre Richtung und sahen sie auffordernd an. „Na gut, ich komme ja schon!" Lachend legte sie sich zu uns, so dass wir eine liegende Gruppenumarmung machten, wobei wir alle lachten wie verrückte Hühner.
Nach circa einer Minute rollten wir uns wieder voneinander runter und begannen Pläne für Claires Outfit und so weiter zu schmieden und darüber zu spekulieren, was Mike wohl mit ihr vorhatte.

Am nächsten Morgen war ich ausnahmsweise mal noch vor Rose wach und da ich schon hungrig war, ging ich alleine vor zum Frühstück.
In der großen Halle konnte man die Schüler an zwei Händen abzählen. Kein Wunder, kein normaler Mensch war so früh schon wach. Ich wusste auch nicht, was mit mir los war. Gähnend ließ ich mich am Gryffindor-Tisch nieder und begann mir ein Brötchen zu belegen, als sich plötzlich jemand mir gegenüber fallen ließ. „Morgen Rose", murmelte ich, ohne aufzuschauen. Es konnte schließlich niemand außer ihr sein. Dachte ich zumindest...
„Morgen Weasley!" Erschrocken hob ich meinen Kopf und sah direkt in Zabinis grinsendes Gesicht. „Zabini! Was machst du denn hier?" Er schnappte sich ganz selbstverständlich ein Brötchen und begann ebenfalls es zu belegen. „Frühstücken, was denn sonst?" „Um diese Uhrzeit? Am Gryffindor-Tisch?" Das ‚Bei mir?' ließ ich mal offen. Zwar hatte jedes Haus einen Tisch, aber außer an besonderen Anlässen durfte man theoretisch sitzen, wo man wollte. Die meisten blieben allerdings bei ihrem Haus.
„Wenn du öfter mal gleichzeitig mit deiner Cousine aufstehen würdest, wüsstest du jetzt, dass ich immer um diese Uhrzeit hier bin." Bei Merlins Willen, er war ein Frühaufsteher? Eklig. „Na toll, noch so ein Frühaufsteher... Und was willst du jetzt hier?" „Deine reizende Gesellschaft genießen natürlich. Guten Appetit!", meinte er ganz selbstverständlich und biss in sein Brötchen. Meine Antwort darauf war ein sarkastisches Auflachen, das eher wie ein Schnauben klang. Ich begann ebenfalls mein Brötchen zu essen.

Keiner von uns sagte mehr ein Wort, bis Zabini aufgegessen hatte. Langsam trudelten immer mehr Schüler ein.
„Vielen Dank für ihre überaus galante Gesellschaft!", meinte er schließlich scherzhaft mit einer übertriebenen Geste. Ich konnte ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken. Dann riss ich mich wieder zusammen. „Es war mir eine Ehre", antwortete ich augenverdrehend. „Weshalb ich eigentlich hier war ist aber etwas anderes", rückte er dann doch noch mit der Sprache heraus. „Ich wollte fragen, wann wir uns an den Aufsatz für Zaubertränke setzen wollen." „Im Unterricht dachte ich?" „Ne, Grayson hat gesagt, dass wir das als Hausaufgabe machen müssen, bevor du gekommen bist." „Ach so." Na toll, jetzt musste ich mich auch noch außerhalb des Unterrichts mit ihm herumschlagen. „Na gut. Hast du morgen Nachmittag Zeit? Je eher wir das erledigen, desto besser", gab ich mich geschlagen. „Zu einem Date mit dir würde ich doch nie nein sagen, Weasley." Damit zwinkerte er mich grinsend an, schnappte sich seine Sachen und verschwand.
Kaum war er weg, tauchte auch schon Rose auf. „Sag mal, war das gerade Zabini bei dir? Und wieso bist du überhaupt vor mir wach? Was habe ich verpasst?" Neugierig blickte sie mich an. „Frag nicht!", meinte ich und ließ meinen Kopf auf die Tischplatte fallen. „Frag nicht..."

Am Nachmittag beschäftigte Claire Rose, damit ich mit Hugo und den anderen Rose Geburtstag planen konnte, der in zwei Wochen war.
Wir trafen uns in einem alten Klassenzimmer, das versteckt in einem Geheimgang lag, den man wirklich nur finden konnte, wenn man von ihm wusste. James und Albus hatten ihn mal auf der Karte der Rumtreiber gefunden. Seitdem hatten wir das Klassenzimmer zu unserem geheimen Treffpunkt gemacht und verabredet, niemals jemanden, der nicht zur Familie gehörte, hierherzubringen.

Albus war der Einzige, der schon da war, als ich ankam. „Na, kleiner Cousin! Wie geht's wie steht's?" Ich ließ mich neben ihm auf den Tisch fallen, auf dem er saß und strubbelte ihm durch die Haare. „Ey Roxy!" Er zog seinen Kopf beiseite und strich sich die Haare wieder glatt. „Erstens bin ich ein paar Zentimeter größer als du..." „Maximal zwei!", unterbrach ich ihn. „Und zweitens sind wir gleichalt. Ich bin also nicht dein kleiner Cousin", stellte er klar. „Aber joa. Mir geht's ganz gut."
Auf einmal fiel mir etwas ein. Ich wusste immer noch nicht, was er in der Nacht der Party mitbekommen hatte. „Du sage mal, wie fandest du Freds Party so?", lenkte ich unauffällig das Thema in die Richtung. „Ich weiß nicht, solche Partys sind nicht so meins. Ich bin kurz nach Mitternacht direkt verschwunden." Kein Wunder, dass er Rose Lieblingscousin war. „Und du bist nicht wieder aufgewacht, als deine Freunde mitten in der Nacht besoffen ins Zimmer gekommen sind?" Ich versuchte es wie eine beiläufige Frage klingen zu lassen. „Nö, wieso interessiert dich das so? Du willst doch nicht etwa rausfinden, wann Kyle zurückgekommen ist und mit wem, oder? Also ich hab es nicht mitbekommen und Scorp wahrscheinlich auch nicht. Der ist kurz nach mir schon gekommen." Oh halleluja! Es klang so, als wüsste er nichts. „Quatsch, wie kommst du denn darauf? Warum sollte ich mich für Zabini interessieren? Ich frag einfach nur so. Rose beschwert sich immer, wenn ich nach ihr zurückkomme und sie aufwecke" „Naja, man hat da so bestimmte Gerüchte gehört... Außerdem hat er sich auch schon nach dir erkundigt." Al zuckte mit den Schultern. „Was?!" Er hatte sich nach mir erkundigt? 
In dem Moment ging jedoch die Tür auf und Louis und Dominique kamen hinein. „Hi ihr beiden! Wie geht's?"

Nach und nach trudelten auch Lily, Hugo, Molly, Lucy und als letztes natürlich Fred und James ein. Die Planung konnte also losgehen.
Da der Samstag, an dem Rose Geburtstag hatte, passenderweise an einem Hogsmead-Wochenende war, wollten wir sie mit einem gemütlichen Beisammensein in den Drei Besen überraschen. Dafür sprachen wir genau ab, wer mit wem wann in welche Läden ging, sodass Rose keinen Verdacht schöpfen konnte.

Dieses Spiel zwischen unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt