33. Eine nicht schlechte, aber vermutlich schockierende, Nachricht

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Roxy:

Langsam wurde ich wach und spürte sofort, das etwas nicht stimmte. Irgendwas fühlte sich komisch an. Es dauerte einen Moment, bis ich klar im Kopf wurde und dann schlugen die Erinnerungen wie Donnerschläge auf mich ein. Der Unfall. Der Streit. Ich stöhnte und wollte mir die Augen reiben, doch dann fiel mir der Ausschlag ein. Sofort ließ ich die Hände wieder sinken. Ich horchte in mich hinein, nahm jedoch keine Schmerzen wahr. War der Ausschlag etwa verschwunden? Auch wenn ich mich nicht danach fühlte, öffnete ich langsam die Augen. Ich musste eine Weile gegen das unnormal grelle Sonnenlicht anblinzeln, bevor mein Blick klar wurde. Ich befand mich noch im Krankenflügel. Vorsichtig begutachtete ich meinen Körper, konnte allerdings keine blauen Bläschen entdecken. Nur ein Muster aus kleinen Kreisen, die etwas heller waren als meine normale Hautfarbe, zog sich über meine Haut. Der Ausschlag schien also so gut wie verheilt zu sein. Trotzdem traute ich mich noch nicht, die Stellen zu berühren.

„Ahh, Miss Weasley, da sind Sie ja!" Lächelnd kam Madame Pomfrey zu mir und setzte sich auf den Hocker neben meinem Bett. „Ich habe eine gute und eine nicht schlechte, allerdings vermutlich schockierende, Nachricht für Sie", ließ sie verlautbaren. Bevor ich reagieren konnte, sprach sie bereits weiter. „Die gute ist, dass wir Ihre Vergiftung vollständig heilen konnten. Ihr Ausschlag ist nicht mehr gefährlich und auch die Narben werden in ein paar Tagen verschwunden sein." Das war definitiv eine gute Nachricht, dachte ich erleichtert. „Und die andere?", wollte ich sagen, doch ich bekam keinen Ton, lediglich ein Flüstern heraus. Irgendwie spielte meine Stimme nicht mit und auch meine Zunge fühlte sich schwer an. Poppy nahm meine Hand und sah mich sanft an. „Meine Gute, das ist jetzt vermutlich ein kleiner Schock für Sie. Ich musste Sie in ein magisches Koma versetzen. Sie waren drei Wochen weg." „Drei Wochen?!", krächzte ich und riss die Augen auf. Das war definitiv ein Schock! „Wie Sie ja wissen, war der Ausschlag sehr schmerzhaft und konnte sich bei jeder Berührung weiterverbreiten. Ich wollte Ihnen diese Qual ersparen und die Gefahr einer lebensgefährlichen Vergiftung vermeiden, also hielt ich es für das Beste, sie erstmal ruhig zu stellen. Leider hatten wir keine Weinrautenessenz vorrätig, die ich für Ihre Heilung benötigte. Professor Longbottom hat sein Bestes gegeben, Weinrauten zu züchten, das hat jedoch etwas über zwei Wochen gedauert. In den letzten vier Tagen habe ich Sie dann behandelt und seit der Heilung haben sie nochmal 24 Stunden geschlafen, um zu regenerieren."

Sie stand auf und ließ mich das Gesagte verarbeiten. Ich hatte drei Wochen lang im Koma gelegen. Drei Wochen von meinem Leben nicht mitbekommen. Drei Wochen Unterricht verpasst. Und drei Wochen meine Freunde allein gelassen. Wahrscheinlich hatten sich alle schreckliche Sorgen um mich gemacht. Und dann war da noch der Streit mit Kyle, der nicht einen Tag, sondern drei Wochen zurücklag. Drei Wochen...

Die Krankenschwester kam zurück und reichte mir ein Glas mit einer bräunlich schimmernden Flüssigkeit. Es sah nicht sehr appetitlich aus, doch ich war am Verdursten und ich vertraute ihr. Mit großen Schlucken leerte ich das Glas. Die Flüssigkeit war die reinste Wohltat für meinen staubtrockenen Hals und ich fühlte mich sofort besser. „Danke", sagte ich und meine Stimme funktionierte auf einmal wieder ganz normal. „Aber gerne doch meine Liebe. Ich habe Ihre Freunde übrigens weggeschickt, damit Sie in Ruhe aufwachen können, aber wenn Sie sich gut fühlen, dürfen Sie jetzt wieder Besuch empfangen. Ich würde Sie nur gerne noch ein paar Tage zur Beobachtung hierbehalten." „Ich glaube ich brauche noch einen Moment Ruhe", sagte ich, da ich plötzlich bemerkte, dass ich todmüde war. Poppy nickte mit einem verständnisvollen Lächeln und ging zurück in ihr Büro. Noch bevor sie dieses erreichte, war ich bereits wieder eingeschlafen.

Als ich das nächste Mal aufwachte, lag dies an den leisen Stimmen, die sich langsam näherten. Ich fühlte mich bereits viel besser und öffnete die Augen. Rose und Claire kamen gerade zu mir. Als sie entdeckte, dass ich wach war, quietschte Claire begeistert auf und machte einen Sprung. „Roxy, du bist wach!" Freudestrahlend kamen die beiden die letzten Meter zu mir geeilt und umarmten mich stürmisch. „Zerquetscht mich nicht Leute, sonst hab ich den ganzen Mist hier umsonst überlebt", sagte ich lachend. Schnell ließen sie mich wieder los. „Tut uns leid", meinte Rose mit einem entschuldigenden Lächeln. „Es ist nur so, dass du..." „Drei Wochen im Koma warst. Ich weiß", beendete ich ihren Satz. „Ja" Sie verzog das Gesicht. „Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht", erklärte Claire. „Das war vielleicht ein Schock." Nun lächelte ich entschuldigend und rutschte vorsichtig in eine aufrechtere Position. „Tut mir leid." Ich klopfte auf die Matratze, um den beiden zu symbolisieren, dass sie sich setzen konnten, was sie dann auch vorsichtig taten.

„Du kannst ja nichts dafür", meinte Claire. „Naja doch, eigentlich ist es meine eigene Schuld. Immerhin war ich unkonzentriert und hab die Zutaten vertauscht. Das hätte mir nicht passieren dürfen", widersprach ich ihr und verzog das Gesicht, als mir der Grund für meine fehlende Konzentration wieder einfiel. Kyle. Der Streit. „Das hätte jedem passieren können", meinte Claire trotzdem beschwichtigend. „Er war übrigens jeden Tag hier", erzählte Rose dann. „Ich weiß echt nicht was genau zwischen euch vorgefallen ist, aber Kyle scheint sich sehr schlecht zu fühlen. Er ist jedem Tag nach dem Unterricht oder nach dem Abendessen hier gewesen und hat mindestens eine Stunde lang deine Hand gehalten. Zumindest hat Poppy uns das gesteckt, wir haben ihn aber auch öfter mal gesehen." „Willst du darüber reden?", fragte Claire. „Wir haben uns immerhin drei Wochen lang den Kopf darüber zerbrochen, was das für ein Streit gewesen sein könnte."

Seufzend fuhr ich mir übers Gesicht. „Er hat mich angeschrien", begann ich dann meine Erzählung. „Ich hatte mich schon länger gewundert, warum er immer ausweicht, wenn es um seine Familie geht. Er hat manchmal so komische Andeutungen über seinen Vater gemacht und seine Mutter hat er gar nicht erst erwähnt. Am Sonntag nach dem Essen habe ich dann die Gelegenheit genutzt und ihn direkt darauf angesprochen. Da ist er auf einmal ausgerastet und meinte, dass mich das nichts anginge. Ihr könnt euch bestimmt denken, wie verletzend das war. Da hab ich ihm meine Meinung gesagt und bin abgehauen. Ich meine, wenn er der Meinung ist, dass mich sein Privatleben nichts angeht, bin ich ihm dann überhaupt wichtig? Vielleicht war das ja alles nur ein blöder Witz für ihn." Frustriert biss ich mir auf die Lippe. Das war einfach so verletzend. „Oh Süße!" Sofort lehnten meine beiden besten Freundinnen sich vor und zogen mich in eine tröstende Umarmung.

„Was für ein Idiot", murmelte Claire schließlich kopfschüttelnd. „Ich kann mir aber eigentlich nicht vorstellen, dass er keine Gefühle für dich hat", setzte Rose an. „Dafür ging ihm das ganze viel zu nah. Ihr klärt das bestimmt. Er steht übrigens die ganze Zeit vor der Tür und wartet darauf, dass wir ihn endlich zu dir lassen", teilte sie mir dann mit einem leichten Grinsen mit. Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie meine Cousine Kyle zurechtgewiesen und stehengelassen hatte, um zuerst zu mir zu kommen. „Fühlst du dich bereit, mit ihm zu reden?", fragte Claire vorsichtig. Ich nickte. Einerseits hatte ich etwas Bammel vor dem Gespräch, doch ich wollte das alles unbedingt klären. Und irgendwie vermisste ich ihn auch, trotz allem. „Dann lassen wir euch jetzt allein. Wir kommen bald wieder, versprochen!" Ich lächelte die beiden an. „Ich hab euch lieb." „Wir dich auch!" 


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Oh je, da habe ich euch ja schon wieder eine ganze Weile warten lassen... Es tut mir leid! Ich versuche jetzt wieder regelmäßiger Kapitel zu posten. So viele sind es ja auch nicht mehr^^LG Ari

Dieses Spiel zwischen unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt