32. Zwei Wochen - Kyle

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Kyle:

„So eine verdammte, verfluchte Scheiße!", wütend kickte ich einen Stein von mir. Al, Scorp und ich hatten nach dem Zaubertränkeunterricht eine Freistunde und waren raus gegangen, damit ich meinem Frust Luft machen konnte. Den Stein nur zu kicken reichte nicht aus, also zückte ich kurzerhand meinen Zauberstab und schleuderte ein paar Flüche auf ihn, bis ich irgendwann versehentlich das Gras in Brand steckte. „Hey Kumpel, jetzt komm mal runter", brummte Scorp und legte mir eine Hand auf die Schulter, während Al mit einem „Aguamenti" das kleine Feuer löschte. „Ich soll runterkommen? Meine Freundin – falls sie sich überhaupt noch als solche sieht – liegt mit einer verdammten Vergiftung im Krankenflügel. Weinrautenessenz hat die Pomfray gesagt! Das Zeug braucht man für Langzeitfolgen oder verdammt noch mal lebensgefährliche Vergiftungen. Und sie haben es noch nicht mal da! Longbottom meinte er müsste erst welches züchten, verdammt!" Verzweifelt raufte ich mir die Haare.

„Es ist ja überhaupt nicht gesagt, dass die Vergiftung lebensgefährlich ist", versuchte Al mich zu beschwichtigen, doch ich sah ihm an, dass auch er sich Sorgen um seine Cousine machte. „Was ist denn überhaupt zwischen euch passiert?", wollte Scorpius nun wissen. Ich hatte mich gestern nach unserem Streit so lange draußen rumgetrieben, bis ich sicher war, dass all meine Zimmergenossen bereits schliefen, bevor ich zurück in den Schlafsaal gegangen war, um einem Gespräch aus dem Weg zu gehen. Heute Morgen war ich meinen besten Freunden ebenfalls ausgewichen, doch spätestens im Unterricht hatte wohl jeder mitbekommen, dass Roxy und ich uns gestritten hatten. „Ich habe Scheiße gebaut, Mann", stöhnte ich und fuhr mir mit den Händen übers Gesicht.

„Sie hat die ganze Zeit schon immer mal wieder nach meiner Familie gefragt, doch ich bin ihr immer ausgewichen. Gestern Abend hat sie dann das Gespräch gesucht und wollte wissen warum. Dann hat sie auch noch meine Mom erwähnt, da bin ich ausgetickt", erzählte ich aufgebracht. „Und... warum willst du nicht mit ihr über deine Familie reden? Ich meine, ich weiß, dass es bei euch zu Hause kompliziert ist, Mann, aber sie ist immerhin deine Freundin", fragte Scorp vorsichtig. „Das Problem ist, dass ich ihr alles erzählen will! Ich hätte ihr bereits am ersten Tag meine verdammte Lebensgeschichte lang und breit erzählt und das macht mir Angst, okay? Ihr wisst, dass ich mit niemandem darüber spreche. Ich meine, ihr habt alles mitbekommen, wir sind ja seit Jahren beste Freunde, aber sonst weiß niemand was. Und dann kommt dieses Mädchen und ich will ihr einfach so mein Herz ausschütten. Wir sind doch erst ein paar Wochen zusammen." Inzwischen waren wir am See angekommen und ich ließ mich auf einen Baumstamm sinken, auf den Baumstamm. Wie auch damals begann ich Steine ins Wasser zu werfen. Allerdings versuchte ich nicht sie flippen zu lassen, sondern schleuderte sie einfach rein. Dann vergrub ich mein Gesicht in den Händen. „Ich hätte sie nicht anschreien dürfen. Ich hab es verkackt. Und jetzt liegt sie im Krankenflügel, weil sie wegen mir unkonzentriert war und ich weiß nicht, ob sie wieder gesund wird..."

„Roxy wird wieder gesund! Sie ist stark", sagte Albus überzeugend. Ich wusste allerdings nicht, ob er mich oder sich selbst überzeugen wollte. „Mann das ist echt scheiße gelaufen", meinte Scorp und ließ sich neben mich fallen. „Aber das ist nichts, was ihr nicht klären könnt. Jetzt, wo du eingesehen hast, dass es dumm von dir war, dich ihr nicht zu öffnen... Du musst nur warten, bis sie wieder fit ist und dann redet ihr über alles. Am besten denkst du dir noch irgendwas nettes als Entschuldigung aus. Blumen oder so, da stehen Mädchen doch drauf, oder?" Er klopfte mir Brüderlich auf die Schulter. Das klang einfach, aber war es das auch wirklich? Würde ich es schaffen, mich Roxy komplett zu öffnen? Tief in meinem Herzen wusste ich die Antwort, doch es würde mich ordentlich Überwindung kosten. Tja und dann war da noch der Punkt, dass sie wieder fit werden musste...

Sobald der Unterricht endlich vorbei war ging ich so schnell ich konnte zum Krankenflügel. Kurz vor der großen Flügeltür stieß ich fast mit Rose und Lawson zusammen, die scheinbar ebenfalls direkt nach dem Unterricht nach Roxanne sehen wollten. Verständlich zwar, aber das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich wollte doch nur mit ihr alleine sein. Abrupt blieben wir voreinander stehen und sahen uns dann etwas unschlüssig an, bis die Weasley ihre Arme verschränkte. „Kyle", sagte sie kühl. „Rose, Lawson", begrüßte ich die Mädchen vorsichtig. „Wie wäre es, wenn du uns erstmal erzählt was bei Merlins Bart überhaupt zwischen dir und Roxy vorgefallen ist, bevor wir entscheiden, wer zuerst zu ihr darf?" Sie hob die Augenbrauen und sah mich abwartend an. Auch das blonde Mädchen, dass zuerst verwirrt neben Rose stehen geblieben war, sah mich jetzt fragend an. Na toll! Wirklich, das hatte mir gerade noch gefehlt... Was sollte ich den beiden denn jetzt bitte sagen?

„Das geht euch zwar nichts an, aber na schön", seufzte ich schließlich. „Sie wollte was wissen, ich hab mich bedrängt gefühlt und bin etwas lauter geworden. Ich hab Mist gebaut, aber das weiß ich und ich werde es wieder gut machen. Darf ich jetzt zu ihr?" Der Rotschopf schien nicht ganz zufrieden mit meiner Antwort zu sein, denn sie sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. „Wir gehen zuerst. Komm Claire", sagte sie schließlich und zog ihre Freundin mit sich. „Ey!", rief ich ihnen hinterher. „Dauert nicht lange", erwiderte Rose ohne mich anzusehen und verschwand mit Lawson im Krankenflügel, mich einfach hier stehen lassend. Frauen...

Es erschien mir wie eine endlose Ewigkeit, die die beiden da drin verbrachten, dabei waren es mit Sicherheit nur ein paar Minuten. Als die Tür sich endlich wieder öffnete und die beiden heraustraten, atmete ich erleichtert auf und drückte mich schnell an ihnen vorbei in den Raum. Roxanne lag nach wie vor auf dem Bett, auf dem wir sie vorhin abgelegt hatten. Schnell eilte ich zu ihr und setzte mich auf den Hocker neben ihrem Bett. Ich wollte gerade ihre Hand greifen, da hallte Madame Pomfrays Stimme durch den Raum. „Stopp! Was glauben Sie, was Sie da tun? Niemand fasst Miss Weasley an." Frustriert ließ ich meine Hand wieder sinken. Die alte Krankenschwester kam zu uns und sah mich prüfend an. „Ich möchte nicht noch einen Patienten mit diesem Ausschlag haben." „Darf man denn nur den Ausschlag nicht berühren oder gar nichts?", fragte ich und setzte meinen besten Hundeblick auf. „An sich nur den Ausschlag nicht, aber es ist wirklich gefährlich, Mr. Zabini. Wenn wir nur eine kleine Stelle übersehen..." „Aber ihr linker Arm ist doch unversehrt...", setzte ich bittend an. Sie seufzte, holte aber ihren Zauberstab hervor und hob damit vorsichtig Roxys Hand an, um diese noch mal von allen Seiten zu begutachten.

„Nur die linke Hand!", sagte sie dann streng, jedoch mit einem liebevollen Blick. „Danke!" Ich strahlte und ergriff sofort Roxys Hand. Die Krankenschwester wollte sich gerade wieder entfernen, doch ich hielt sie zurück. „Madame Pomfray?" „Ja?" Fragend blickte sie über die Schulter zurück. „Was ist denn jetzt mit Roxanne, wird sie wieder gesund?" Sie kam wieder zurück und sah auf Roxy herunter. "Alles wird gut, wenn Professor Longbottom mir Weinrautenessenz besorgen kann. So lange habe ich Miss Weasley in ein magisches Koma versetzt, einerseits um ihr die unerträglichen Schmerzen zu ersparen und andererseits damit sich der Ausschlag nicht weiterverbreitet. Richtig gefährlich wird es erst, wenn das Gift in ihren Mund gelangt." Ich sah auf Roxys zierlichen Körper. Bis zu den Brüsten war sie zugedeckt, doch ihr Ausschnitt war von blau schillernden Bläschen bedeckt, genau wie ihr Gesicht. Ein Spritzer des Trankes hatte ihre linke Wange sowie das zum Glück geschlossene Auge getroffen. Das war verdammt knapp gewesen. „Und wie lange wird das dauern mit den Weinrauten?", fragte ich dann. „Wenn wir Glück haben, nur zwei Wochen", sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln und ging dann wirklich davon, während ich ihr entsetzt hinterherstarrte. NUR ZWEI WOCHEN???


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Der Arme Kerl... Ich bin gespannt, wie euch das Kapitel aus seiner Sicht gefällt!

Habt schöne Osterfeiertage (: 

LG Ari  

Dieses Spiel zwischen unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt