14. Verfolgungsjagd

782 51 3
                                    

„Charlie?" irritiert blinzelte ich in die Nacht hinein. Das Hotel lag in der Mittelschicht. Es gab nicht wirklich viel, außer ein Bett und einen Schreibtisch mit Stuhl. Im Fenster war keine Glasscheibe, es wirkte eher wie ein Fensterbogen. So dass immer etwas Wind hinein fegte.

Bis eben hatte ich gut geschlafen, aber als ich im Halbschlaf nach Charlwood greifen wollte, war die Bettseite leer. Ich brauchte einen Moment um zu begreifen wo sie war. Sie saß im Fensterrahmen und starrte in die Nacht hinein. Sie wirkte reichlich abwesend. Das Haar zu einem einfachen Dutt gebunden und die Rüstung wieder komplett angezogen. Ihre Säbel am Rücken befestigt. Einen langen Moment beobachtete ich das Bild das sich mir abgab. In ihren Händen hielt sie das Bild ihrer Eltern.

Langsam setzte ich mich auf. „Wieso sitzt du da?"

„Ich konnte nicht schlafen." sie wandte ihren Blick mir zu. „Alex hat sich die letzten Stunden nicht mehr bewegt. Vermutlich ruht sie sich auch aus. Du solltest dich was hinlegen."

„Und was ist mit dir?"

„Ich komme klar."

„Da bin ich mir sicher, aber du weißt sicherlich, dass du mir sagen kannst, wenn dich etwas beschäftigt, oder?"

Sie sprang vom Rahmen und trat zu mir. „Natürlich weiß ich das." ihre Lippen legten sich einen langen sanften Moment auf meine und ich schmolz dahin.

„Ruh dich noch etwas aus." mit leichtem Druck drückte sie mich zurück auf den Rücken.

„Erst wenn du hierher kommst. Nachdenklich sein, kannst du auch neben mir."

Sie verdrehte die Augen, aber stieg aufs Bett und lehnte sich an das Kopfteil. Ich rutschte an sie heran und legte meinen Kopf in ihren Schoß und kuschelte mich ein.

„Besser?" fragte sie.

Ich lächelte. „Viel besser!"

°°°

„Rae, wach auf."

Jemand rüttelte mich aus dem Schlaf. Blinzelnd hob ich den Kopf, während Charlwood aufsprang.

„Uff." ich viel unsanft zurück, dort wo ihr stützender Körper verschwunden war.

Irritiert versuchte ich mich zu sortieren. „Was ist los?"

„Wir müssen." sie warf mir den Speer zu.

Ich sprang eilig auf, machte mir meinen Speer fest, band mir im Laufen die Haare, während Charlwood förmlich vorsprintete. Raus aus dem Hotel und in eine abgelegene Gasse. Sie öffnete ein Portal durch das ich mitgerissen wurde.

Stolpernd kamen wir im Slum heraus.

„Alex wird heute in ein Museum einbrechen."

„Woher weißt du das?"

„Kronos." brummte sie. „Er hat mal wieder versucht Kontakt aufzunehmen."

Eilig folgte ich ihr durch den engen Weg, der uns zu Kala führte.

„Charlie, mach langsamer." versuchte ich, doch sie hielt nicht an. Ganz im Gegenteil, sie fing an zu rennen. Brummend setzte ich mich in Bewegung. Keine fünf Minuten Wach und schon am Laufen. Das sollte verboten werden.

Sie verschwand hinter der scharfen Kurve und sprang förmlich den Eingang zu Kalas Behausung herein. Ich musste nicht mal ganz eintreten, da wusste ich was geschehen war. Der pikante Geruch nach tot, der einem auf dem Schlachtfeld begegnete, schlug mir entgegen.

Charlwood fluchte auf und stürzte voran, doch es war bereits zu spät.

Ich schluckte und unterdrückte den Würgereiz. Kalas Leiche lag in einer seltsam verdrehten Position auf dem Boden. Eine riesige Blutlache hatte sich auf dem Boden ausgebreitet, während ihre leblosen Augen geradeaus starrten.

Die Kriegerin der FreiheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt