11. Der Auftrag

891 55 3
                                    

„Das ist das Tierheim?" ich sah auf das knallbunt gestrichene Gebäude, das sich nach hinten zog. Hundebellen war schon jetzt zu hören.

Charlwood die über ihre auffällige Bestienrüstung den schwarzen Wintermantel und eine Sonnenbrille trug, sah mich kurz an. Zum Glück war ein sonniger Tag und der Schnee blendete, sonst wäre die Sonnenbrille ein wenig komisch gekommen.

„Scheint so." sagte sie und hob die Hand. „Bereit?"

„Ein Undercoverauftrag mit dir? Klar." ich griff nach ihrer Hand und es fiel mir absolut nicht schwer, die verliebte Partnerin zu spielen.

Zusammen liefen wir zum Haupteingang und traten in einen größeren Raum. Tierpfotenabdrücke verzierten die Wände.

„Guten Tag." ein Mann mit karamellfarbener Haut und indischen Akzent sah uns freundlich an. Auf dem ersten Blick wirkte er recht unschuldig. Doch das Zeichen der Drachenjäger, das an seiner Halsseite als Tattoo prangte, machte klar zu wem er angehörte. Ich versuchte meine Instinkte zurück zu halten. Jahrelange Feindschaft und Kampf von Drachenjägern und Drachenreitern schaltete man nicht mal so eben ab. Ganz besonders nicht, seit dem man Charlwood entführt hatte.

Ich richtete meine alte Brille, die ich eigentlich nicht mehr trug und setzte ein hoffentlich hoffnungsvolles lächeln auf. „Hallo, ich bin Ruby Müller und das ist meine geliebte Ehefrau Priya." sagte ich auf hoffentlich aktzentfreiem Deutsch. Zumindest versuchte ich mir Mühe zu geben, um meinen englischen Akzent so klein wie möglich zu halten. Ava hatte uns zwar Deutsch beigebracht und auch oft zur Übung auf dieser Sprache mit uns geredet, aber es war sehr lange her.

Seine Augen funkelten auf, als er Charlwoods indischen Decknamen hörte.

„Wir interessieren uns für..."

„...für einen Hund." fiel Charlwood mir mit einem so strahlenden Lächeln ins Wort, das ich blinzelte. Verdammt, sie war eine sehr gute Schauspielerin. Und obwohl ihr deutsch schrecklich klang, war es irgendwie auch heiß.

Der Mann dessen Namen ich auf seinem Shirt ablas, war Kiran. Er lächelte Charlwood an und sprach auf einmal in einer mir fremden Sprache. Ich brauchte einen Moment bis mir aufging, dass er Charlwoods grässlichen Akzent für einen indischen hielt und sie nun darauf ansprach.

Ich hielt die Luft an und sah sie an.

Ich hätte schwören können, dass ihre Augenbraue zuckte, aber dann antwortete sie gelassen auf derselben Sprache zurück und ich verstand nur Bahnhof.

Der Mann nickte eifrig und lief los. Charlwood zog mich an ihrer Hand mit etwas Abstand hinter dem Mann mit.

„Du kannst die indische Sprache?" raunte ich ihr zu.

„Als meine Ehefrau, solltest du das eigentlich wissen." scherzte sie.

Ich schnaubte. „Witzig, ich habe nur meine Rolle gespielt."

„Ich weiß." sie biss sich auf die Unterlippe. „Ich habe angefangen die Sprache zu lernen, als ich erfuhr das mein Vater dort her kam. Ich hatte damals die Hoffnung ihm so etwas näher zu sein." sie zuckte mit den Schultern.

Ich wollte noch etwas dazu sagen, aber Kiran der uns eine Führung gab und dabei hin und weg von meiner Freundin zu sein schien, gab mir nicht mehr die Möglichkeit mit Charlwood in Ruhe zu reden. Das musste also warten.

Ich sah mir also die süßen Hunde in ihren Boxen mit Auslauf an und seufzte. Ich würde am liebsten jeden von ihnen mitnehmen und ihn ein Zuhause schenken. Aber auch das ging nicht. Ich hatte zu wenig Zeit und nicht genug Platz für alle Hunde und ich war auf einem Auftrag. Ich biss die Zähne zusammen, während Kiran uns zum Ende des Ganges führte. Ich sah zur Absperrung und ein nicht-betreten-Schild hinter ihm, aber hinter der Tür konnte ich deutlich Geräusche hören. Es hörte sich nicht an wie ein Hund, eher etwas Wolfsähnliches und ich runzelte die Stirn.

Die Kriegerin der FreiheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt