Was zuletzt geschah:
Marco bringt schlechte Laune mit nach Hause. Sein Chef behandelt ihn wie eine Dienstmagd und die Kollegen folgen fröhlich seinem Vorbild. Nach Überstunden, für die ihn keiner bezahlt, geschweige denn dankt, fällt es ihm schwer, den Abend mit Erik zu genießen. Der Stress auf der Arbeit ist allerdings nur ein Grund dafür. Dazu kommt das schmerzhafte Wissen, dass sich Erik ihm noch immer nicht vollständig öffnet; ihm nicht erzählt, was so offensichtlich ihre gesamte Beziehung beeinflusst. Vielleicht bringt eine gemeinsame Nacht den Durchbruch, auch wenn er sich bis dahin noch volle zwei Wochen wird gedulden müssen.
Kapitel 16
Wann immer Erik nach einem Besuch bei Marco seine eigene Wohnung aufsperrte, übermannte ihn das Verlangen, auf dem Absatz kehrtzumachen und zurück in die Arme seines Freundes zu kriechen. Heute traf es ihn besonders hart, denn es galt, nicht nur wenige Stunden bis zum nächsten Treffen, sondern die gesamte Klausurphase zu überstehen.
Dafür winkte im Anschluss ihre erste gemeinsame Nacht. Jede Menge Zeit zum Kuscheln, Schwätzen und Lachen. Jede Menge Zeit für mehr. Erik genoss die Wärme, die bei dieser Vorstellung von seinem Herzen durch seinen Körper strömte.
Gedanklich in einem Bett, das nicht ihm gehörte, legte er die Unterlagen für den nächsten Schultag bereit. Bücher, Hefte, ein frischer Textmarker. Bildete er sich das ein, oder waberte eine anklagende Aura um seine sträflich vernachlässigten Karteikarten?
Sein ursprünglicher Plan sah vor, mindestens eine halbe Stunde für die anstehende Chemieklausur zu büffeln, aber es war spät und seine Konzentration nicht vorhanden. Er sehnte sich nach einer ganz anderen Form von Chemie, sehnte sich nach Marcos Händen und Lippen, nach Marcos Atem, heiß an seinem Ohr. Mit einem Knall klappte Erik sein Buch zu. In diesem Zustand konnte er unmöglich lernen.
Über sein hormongeflutetes Teenagergehirn grummelnd, schloss er die blickdichten Vorhänge seines Schlafzimmerfensters, schälte sich aus den Klamotten und kroch ins Bett. Behaglich unter der Decke eingemummelt, schickte er seine Hände auf Erkundungstour.
Den ersten Halt legten sie an seinen Brustwarzen ein. Allein, nur eine Ahnung von Marcos Geruch auf seiner Haut, beschwor Erik das Echo des vergangenen Nachmittags herauf. Eine Brustwarze zwischen Zeigefinger und Daumen geklemmt, strich er mit der anderen Hand über die Kuhle seines Bauchnabels und die Erhebungen seiner Hüftknochen. Seine Innenschenkel trugen noch immer Spuren von Marcos Liebkosungen; keine sichtbaren, sondern ein feines Prickeln von Lippen und Bartstoppeln, das ihn seit seinem letzten Höhepunkt nicht verlassen hatte. Als saugte sein Körper jede Zärtlichkeit auf, die Marco ihm schenkte, um sie wie Balsam auf alten Wunden zu verteilen.
Mühelos beschwor Erik Marcos Gesicht herauf. Buschige Brauen über kirschholzfarbenen Augen, dazu Lippen, die unfähig schienen, etwas anderes als ein Lächeln zu erschaffen. Eriks Hand rutschte höher. Zwischen seine Beine, zwischen seine Pobacken, zu einer Stelle, die sich fest verschlossen, aber nicht abgeneigt zeigte.
Er hatte kein Gleitmittel im Haus, nie welches gewollt. Dieser Entscheidung geschuldet, blieben seine Berührungen oberflächlich, dennoch halfen sie seinen Gedanken, lange gehütete Barrieren zu durchbrechen. Was, wenn das Marcos Finger wären, die sanft um Einlass in seinen Körper baten? Was, wenn es nicht bei Fingern blieb? Wollte Marco diese Nähe? Wollte Erik?
Die Gänsehaut, die seine Arme überzog, lieferte die Antwort. Er wollte. Wollte Marco nah sein, näher als bisher. Wollte die Grenzen zwischen ihnen verwischen, ihre Körper miteinander verschmelzen.
Was die nächste Frage aufwarf: Da Marco keinen Gefallen am passiven Part fand, fiel diese Rolle zwangsweise Erik zu. Er wollte diese Nähe, aber konnte er sie zulassen?

DU LIEST GERADE
Wolken mit Tomatensoße
RomanceMarcos Leben läuft prächtig. Er hat einen Job, Freunde und eine Ersatzfamilie. Zugegeben, sein Liebesleben liegt derzeit ziemlich brach und dann ist da noch die Sache mit seiner richtigen Familie. Und warum hat eigentlich der Neuling im Boxstudio st...