Was zuletzt geschah:
Ein überraschender Anruf von Hugo lockt Erik ins Tässchen, wo ihn Umarmungen, warme Worte und Bienenstich erwarten. Bienenstich, gebacken nach dem Rezept seiner Mutter. Bienenstich, wie er ihn zuletzt an seinem fünfzehnten Geburtstag gegessen hat. Der Geschmack lockert seine Zunge und zum ersten Mal gelingt es ihm, Erinnerungen zu teilen, die zu schön sind, um sie zu vergessen – auch, wenn sie noch immer schmerzen. Am Ende des Tages realisiert Erik, dass er trotz seiner Trennung von Marco nicht allein ist.
Kapitel 25
Blind tastete Marco nach dem Lichtschalter, bevor er entschied, dass Dunkelheit in Ordnung ging, wenn das bedeutete, seine Hände drei Sekunden früher zurück an diesem Knackarsch zu haben. Noch stand eine Jeans zwischen ihm und der perfekten Fummelei, aber darum würde er sich beizeiten kümmern. Seine eigene lag bereits vergessen ... irgendwo.
„Lass uns aufs Bett umziehen", nuschelte Ali zwischen Küssen. „Ist bequemer." Er lachte auf, als Marco ihn über seine Schulter warf, drei Meter weiter trug und auf die quietschende Matratze verfrachtete. Sofort fanden ihre Körper wieder zueinander, küssten und zerrten und rieben am anderen.
Eine Melodie drängelte sich in Marcos Ohr, zog seine Aufmerksamkeit weg von prallen Hintern und erkundungsfreudigen Fingern, hin zu seinem Handy. Anfänglich ignorierte er das Klingeln, bis er realisierte, zu wem der Klingelton gehörte. Er schob Ali von sich. „Scusami, das ist meine Schwester. Da muss ich rangehen."
Seufzend warf sich Ali in die Kissen und murmelte: „Kannst du davor nicht an was anderes rangehen?"
Marco wünschte sich, das Licht angeschaltet zu haben; das würde ihm die Suche nach seiner Jeans mitsamt darin befindlichem Handy erheblich vereinfachen. Einige hektische Augenblicke später lauschte er endlich der erschöpften Stimme seiner Schwester. „Ciao, Fratellino."
„Ist alles okay bei euch?"
Giulia lachte. „Sì. Es ist alles gut. Sie ist da, Marco. Sie ist da."
Ein über Monate aufgebauter Knoten löste sich in Marcos Nacken. „Ich komme vorbei! Darf ich vorbeikommen?"
Wieder lachte Giulia. „Ich wäre böse, wenn nicht."
„Bin gleich da. Nicht weglaufen!" Auf einem Bein balancierend, schlüpfte er in seine Hose und versuchte gleichzeitig, sein Handy in deren Tasche zu verstauen.
„Wo willst du hin?"
Ups. Da hatte er glatt sein Date vergessen. Breit grinsend – ein sehr leiser Teil seines Unterbewusstseins rief ihm zu, wenigstens ein Mindestmaß an Schuldbewusstsein vorzugeben – drehte er sich zu Ali um. „Ich bin Onkel."
Kopfschüttelnd rutschte Ali von Marcos Bett und sammelte seine in der Wohnung verstreuten Sachen auf. „Dann mal herzlichen Glückwunsch."
„Grazie! Ähm ..."
„Schon gut, dass heute nicht mehr viel läuft, ist mir klar. Du kannst dich ja bei Gelegenheit mal wieder melden."
„Klaro, mache ich."
Marco nahm das Schließen seiner Wohnungstür kaum wahr, zu sehr beschäftigte ihn die Geburt seiner Nichte. Hatte er Zeit, Blumen für Giulia zu kaufen? Und sollte er Giovanni ebenfalls eine Kleinigkeit mitbringen? Zur Hölle, wie spät war es überhaupt?
Wie sich herausstellte: früh genug, um Blumen zu besorgen. Genau genommen weit früher als gedacht. Auch wenn es sich so angefühlt haben mochte, hatte er keine Stunden knutschend mit Ali auf der Couch verbracht, sondern lediglich ausreichend lange, um den Wetterumschwung zu verpassen. Wolken türmten sich am Himmel und verdunkelten die Sonne, erste Regentropfen benetzten den Asphalt.

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Wolken mit Tomatensoße
RomanceMarcos Leben läuft prächtig. Er hat einen Job, Freunde und eine Ersatzfamilie. Zugegeben, sein Liebesleben liegt derzeit ziemlich brach und dann ist da noch die Sache mit seiner richtigen Familie. Und warum hat eigentlich der Neuling im Boxstudio st...