Was zuletzt geschah:
Endlich! Nach monatelangem Katz- und Mausspiel gestehen sich Erik und Marco nicht nur im Stillen ihre Gefühle für den anderen ein, sondern finden auch den Mut, sie zu zeigen. Doch Erik wäre nicht Erik, wenn danach plötzlich alles unkompliziert liefe und so sitzt Marco bereits am nächsten Tag dem Eisprinzen gegenüber, den er schon lange für aufgetaut gehalten hatte. Mit Geduld und Ehrlichkeit schafft er es, den kühlen Panzer zu schmelzen. Ihr Gespräch endet mit dem Beginn ihrer Beziehung und einer Einladung zum Essen.Kapitel 12
Dreimal war Erik nun schon an der Tür zu Marcos Wohnung vorbeigelaufen. Die Chancen, dass eine vierte Runde endlich seine Nerven beruhigte standen schlecht, sie würde ihn aber mit Sicherheit zu spät kommen lassen. Also blieb er vor dem Klingelschild stehen, sprach sich Mut zu und hob die Hand, um auf den Knopf neben der Aufschrift ‚Bianchi' zu drücken.„Erik!"
Verdutzt blickte Erik über seine Schulter. „Ah, hey. Wo kommst du denn her?"
Marco sah aus, als hätte er einen langen Tag hinter sich; das Haar zerzaust, die Augen müde. Zwei gut gefüllte Einkaufstaschen zogen ihn zu Boden. Dennoch begrüßte er Erik mit einem Lächeln, das viel zu viel Sonne für einen regnerischen Wintertag wie diesen enthielt. „Scusa, ich musste Überstunden schieben und bin nicht zum Einkaufen gekommen. Wartest du schon lange?"
„Bin eben erst angekommen." Erik deutete auf die Tüten. „Soll ich dir eine abnehmen?"
„Nah, lass mal. Gäste müssen bei mir nicht schleppen."
Im Hausgang ließ Erik Marco den Vortritt und nutzte den Moment für eine zarte Berührung ihrer Lippen, mehr Hauch als Kuss. Sein Herz raste und der Schwindel, mit dem er schon den ganzen Tag kämpfte, weil ihn sein überdrehtes Gehirn in der Nacht zuvor kein Auge hatte zutun lassen, meldete sich zurück, doch er war fest entschlossen Marco nicht erneut in den ersten Minuten ihres Wiedersehens vor den Kopf zu stoßen. Es warteten noch mehr als genug Dinge, die sie klären mussten – er wollte den Abend wenigstens harmonisch starten.
Marco führte ihn die Treppen nach oben ins Dachgeschoss, wo er die einzige vorhandene Tür aufschloss. Einladend breitete er die Arme aus. „Willkommen in meinem Reich."
Der Geruch fiel Erik als erstes auf. Nach Erde und Kräutern und Sägespänen, als betrete er eine Waldlichtung anstelle eines Ein-Zimmer-Appartements. Bewundernd sah er sich um, ließ seinen Blick über die rustikale Einrichtung wandern und entdeckte immer wieder verspielte Elemente, die er in dieser Form nicht von Marco erwartet hatte.
Zu beiden Seiten verliefen von Sonne und Alter ausgeblichene Holzbalken, die sich über ihre Köpfe hinweg in der Mitte trafen. An einem davon baumelte – wenig überraschend – ein Boxsack, am anderen Kräuterbündel, die den würzigen Duft in Eriks Nase wenigstens teilweise erklärten. Ein Windspiel funkelte im Licht der Straßenlaternen; Schnitzereien zierten Regale und Kommoden und auf einem Fensterbrett sprossen in buntbemalten Blumenkästen die frischen Versionen der getrockneten Bündel am Dachbalken.
Rechts von der Eingangstür wartete eine Küchenzeile, daneben stand etwas, das Eriks laienhafter Meinung nach wie eine Werkbank aussah, bestückt mit Utensilien, deren Namen er nicht einmal erahnte. Auch ein kompakter Schreibtisch inklusive steinzeitlichem Rechner (mit Röhrenmonitor!) hatte in dieser Ecke Platz gefunden.
Den Rest des Raums nahmen ein Sofa, zwei Sitzsäcke und ein niedriger Couchtisch ein. An der Hinterwand führte links eine Tür ins Bad, rechts versperrte ein karmesinroter Vorhang die Sicht auf eine Einbuchtung, in der Erik Marcos Bett vermutete. An der Wand dazwischen hing ein schlichtes Holzkreuz.
Angelockt von der behaglichen Atmosphäre, wagte sich Erik einen Schritt tiefer ins Innere. „Das ist eine echt schöne Wohnung." Bereitwillig ließ er sich von Marco aus seinem Mantel helfen. „Richtig gemütlich."

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Wolken mit Tomatensoße
RomanceMarcos Leben läuft prächtig. Er hat einen Job, Freunde und eine Ersatzfamilie. Zugegeben, sein Liebesleben liegt derzeit ziemlich brach und dann ist da noch die Sache mit seiner richtigen Familie. Und warum hat eigentlich der Neuling im Boxstudio st...