Kapitel 24

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Was zuletzt geschah:

Jeden Tag tut es ein bisschen weniger weh. So läuft das doch, oder? Hoffentlich, denn aktuell fühlt es sich für Marco und Erik an, als warteten viele, viele schmerzhafte Tage auf sie. Sie beide suchen und finden eigene Wege, mit ihrer Trennung (auf Zeit) umzugehen, aber eines eint sie doch: Gute Freunde, die ihnen eine helfende Hand reichen.

Kapitel 24

Erik studierte die Inhalte seines Kühlschranks; oder vielmehr den Mangel an Inhalten darin. Ein Becher Joghurt, eine halbvolle Flasche Ketchup und etwas, das vor ein paar Wochen eine Birne gewesen sein mochte. Sein Magen knurrte seine Meinung zu dieser Auswahl und Erik stimmte ihm zu. Er wünschte sich, im Tässchen vorbeischauen zu können. Nachdem er den ersten Trennungsschmerz überwunden hatte, spürte er, wie sehr ihm das behagliche Café fehlte. Nicht nur das leckere Essen – obwohl ihm das angesichts der gähnenden Leere in seinem Kühlschrank aktuell am drängendsten erschien – sondern die gesamte Atmosphäre.

Das warme Licht der Deckenleuchten, die Kräutertöpfchen auf den Tischen, der Duft nach Gebäck und Thymian. Hugo, der ihn mit einem herzlichen Lächeln und Zimtschnecken begrüßte, während sich Manni um die zusammengewürfelte Truppe im Jugendtreff kümmerte. Ein Ort, der Gemeinschaft bot, ohne Erik mit Erwartungen zu überladen.

Ein Ort, dessen Tore sich für ihn geschlossen hatten. Das Tässchen war Marcos Platz, gefüllt mit Marcos Freunden. Dort aufzutauchen wäre an Ignoranz kaum zu überbieten.

Eriks klingelndes Handy erlöste den Kühlschrank von seinen kritischen Blicken. Auf dem Display leuchtete eine unbekannte Nummer. Er verabscheute unbekannte Nummern. Man wusste nie, welche Nachrichten sie mit sich brachten. Mit klopfendem Herz nahm er den Anruf an. „Kolb?"

„Hi, Erik. Störe ich gerade?"

Die Stimme klang vertraut. „Ah ..."

„Oh, entschuldige. Hugo hier. Ich war so dreist, mir deine Nummer zu organisieren. Ich hoffe, das ist okay?"

Überraschung, Argwohn und Rührung wanden sich in Eriks Innerem. „Mhm."

„Gut, gut. Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen, deshalb wollte ich mich mal bei dir melden. Du weißt, dass du immer ins Tässchen kommen kannst, wenn dir danach ist?"

Erik schluckte. „Das ist lieb, aber ... Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Marco ist so oft bei euch und ich will nicht das Risiko eingehen, ihm über den Weg zu laufen. Oder ihm schlimmstenfalls das Gefühl geben, dass ich ihn aus Orten verdränge, die", ihm gehören, „er liebt."

„Das ist deine Entscheidung und die akzeptiere ich natürlich", versicherte Hugo. „Du sollst einfach nur wissen, dass wir dich gerne da haben, das ist alles."

„Danke."

„Eigentlich rufe ich aber wegen etwas anderem an."

„Ach ja?"

„Wie läuft es denn mit deinem Bienenstich?"

„Ah, ehrlich gesagt habe ich aufgegeben." Was sich einerseits positiv auf sein Nervenkostüm und die Sauberkeit seiner Küche auswirkte, andererseits ziemlich an seinem Stolz nagte. Noch ein Projekt, bei dem er versagt hatte.

„Willst du mal vorbeikommen und mit mir zusammen backen?"

„Ehrlich?" Eriks Hirn eroberte die Zügel zurück, die ihm sein Herz kurzzeitig entrissen hatte. „Wäre das nicht seltsam?"

„Wegen Marco? Er wäre ja nicht da, wenn du das nicht möchtest."

Hugos Vorschlag klang verlockend, so verflucht verlockend. Trotzdem. „Ich will keine Unruhe bei euch reinbringen. Ihr kennt ihn schon so viel länger und ich bin nur–"

Wolken mit TomatensoßeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt