Was zuletzt geschah:
Weihnachten, das Fest der Liebe; das Fest, bei dem die Familie zusammenfindet, gemeinsam zu Abend isst und sich gegenseitig mit spitzen Worten zerfleischt. Auch Erik bekommt diese Tradition zu spüren und entscheidet sich nach einer besonders bitteren Bemerkung seines Cousins zur Flucht. Lieber verbringt er den Abend allein als mit einer Frau, die ihn schmerzlich an seine verstorbene Mutter erinnert und einer Familie, die ihn offensichtlich lieber nicht um sich hätte. Nicht einmal bei Italian Stallion kann er sich ausheulen, denn der ignoriert ihn ebenfalls seit Tagen. Also besucht er den einzigen Menschen, dem er noch wichtig zu sein scheint.Kapitel 7
Nachdem Marco seine Jacke an der Garderobe verstaut hatte, schlenderte er zu Hugo, der hinter der Theke gerade die Espressomaschine bediente.„Buon Natale, Hugo."
Breit lächelnd ließ Hugo den Espresso Espresso sein und schloss Marco in die Arme. „Dir auch frohe Weihnachten. Schön, dass du vorbeigekommen bist."
„Wüsste nicht, wo ich lieber wäre. Ist viel los?"
„Wie im letzten Jahr, würde ich sagen." Hugo entließ Marco aus seiner Umarmung. „Ein paar neue Gesichter, aber im Großen und Ganzen ist der harte Kern da. Schau am besten einfach selbst rein. Und nimm die hier mit."
Bereitwillig nahm Marco eine Servierplatte voll köstlich aussehender Plätzchen entgegen und brachte sie in den Nebenraum. Wie immer huschte sein Blick zu den bunten Buchstaben über der Tür. JUGENDTREFF – Jeder ist willkommen! Inzwischen fühlte sich der Schriftzug so vertraut an wie der Treff selbst, doch bei Marcos allerersten Besuch im Tässchen war er ihm wie ein Zeichen erschienen; als hätte eine höhere Macht ihn an diesen Ort gelockt, um seinem Leben einen Schubs in die richtige Richtung zu verpassen.
Und trotzdem hatte er Hugo gerade angelogen. Marco empfand tiefe Dankbarkeit gegenüber ihm und Manni. Dafür, dass sie ihn aufgenommen hatten, als er nirgendwo sonst hinkonnte. Dafür, dass sie ihn unterstützten. Dafür, dass sie ihm zuhörten und ein Zuhause boten. Doch die Sehnsucht nach seiner Familie blieb ungebrochen. Hätte er eine Wahl, er würde Weihnachten bei seinen leiblichen Eltern verbringen.
Marco stellte den Plätzchenteller auf den kunterbunt gedeckten Tisch, der eine komplette Rückwand im Jugendtreff einnahm, streifte sich den Rucksack von den Schultern, füllte eine der bereitgestellten Tassen bis zum Rand mit Kinderpunsch und erinnerte sich daran, dass er heute zumindest seine Schwestern sehen würde. Mit neu gewonnener Zuversicht studierte er die Gesichter im Raum. Viele waren es nicht.
Ein Stück rechts von ihm saßen Annabelle und Paula, die schon seit seinem allerersten Besuch im Jugendtreff zum alten Eisen zählten. Inzwischen ließen sie sich nur noch selten blicken – mit Mitte zwanzig und auf eigenen Beinen stehend gehörten sie nicht mehr wirklich zur Zielgruppe – statteten dem Tässchen aber zu besonderen Gelegenheiten weiterhin den einen oder anderen Besuch ab. Marco winkte ihnen zu, sah aber davon ab, die offensichtlich präferierte Zweisamkeit zu stören.
In der Mitte des Raums scharte sich eine gemischte Gruppe in Marcos Alter um zwei zusammengeschobene Tische. Er kannte sie nur flüchtig; sie alle waren im Laufe des Jahres nach Stuttgart gezogen, um hier eine Ausbildung oder ein Studium zu absolvieren und innerhalb weniger Wochen zu einer engen Clique verschmolzen, die wenig Platz für Quereinsteiger bot.
Weiter hinten, halb versteckt hinter einem Stück besonders schriller Deko, unterhielt sich Manni mit Phillip. Im ersten Moment freute sich Marco, die beiden zu sehen, im zweiten realisierte er, dass Phillips Anwesenheit dafürsprach, dass er den Streit mit seiner Mutter nicht hatte beilegen können. Marcos Entscheidung, ob er zu den beiden gehen, oder sie lieber in Frieden lassen sollte, wurde ihm abgenommen, als Phillip ihn entdeckte und zu sich winkte.
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Wolken mit Tomatensoße
RomanceMarcos Leben läuft prächtig. Er hat einen Job, Freunde und eine Ersatzfamilie. Zugegeben, sein Liebesleben liegt derzeit ziemlich brach und dann ist da noch die Sache mit seiner richtigen Familie. Und warum hat eigentlich der Neuling im Boxstudio st...