Was zuletzt geschah:
Nach einem aufregenden Vormittag im Schwimmbad setzen Marco und Erik ihr Date in Marcos Wohnung fort. Dort landen sie – zur Verwunderung beider – ohne große Umschweife miteinander im Bett. So schwer es Erik fällt, steckt er seine Grenzen ab, was Marco – nun ausschließlich zu Eriks Verwunderung – bereitwillig akzeptiert. Der Tag endet mit einem gemeinsamen Essen und dem Wissen, einander ein Stückchen besser kennengelernt zu haben.
Kapitel 15
Marco starrte auf das Holzbrett in seiner Hand, ohne es zu sehen und ein Gähnen, das er seit Arbeitsantritt bekämpfte, gewann endgültig gegen seine Kiefermuskulatur. Vermutlich hätte er sich vor dem Aufbruch einen Espresso gönnen sollen, doch das wäre mit zeitigerem Aufstehen verbunden und damit kontraproduktiv gewesen.
So oder so hatte der Montag deutlich zu früh an der Tür geklopft. Abgesehen von den Nächten und einem sonntäglichen Mittagessen bei seiner Tante, war Erik den größten Teil des Wochenendes bei ihm untergeschlüpft. So, wie auch das Wochenende zuvor und das davor ebenfalls.
Sie hatten gelacht, gekuschelt und Fifa gezockt – dessen Dreh Erik wesentlich schneller heraushatte, als Marco behagte. Mittlerweile gewann er gut jedes zweite Match und allmählich beschlich Marco der Verdacht, dass er einen Teil der anderen absichtlich verlor. Das kratzte zwar an Marcos Stolz, da sie ihre gemeinsame Zeit jedoch hauptsächlich damit verbrachten, Orgasmen nachzujagen, kümmerte er sich nicht weiter darum.
Im Grunde sollte er sich glücklich schätzen, Erik seinen Freund zu nennen und das tat er auch. Es gab ein einziges ‚Aber', das leider einen beträchtlichen Schatten über ihre Beziehung warf. Marco glaubte nicht länger, dass Eriks Verschlossenheit auf schlichter Unerfahrenheit basierte. Hatte es vielleicht nie geglaubt und konnte nun die Zeichen nicht mehr leugnen.
Eriks Fähigkeit, ihn selbst nach dem dritten Mal und trotz Kondom innerhalb weniger Minuten zum Orgasmus zu blasen, sprach gegen Unerfahrenheit. Die Selbstverständlichkeit, mit der er sich nackt auf dem Bett wälzte, oder durch die Wohnung hüpfte, gegen Schüchternheit. Dafür gab es immer wieder Momente, in denen Marco nichtsahnend Auslöser betätigte, auf die Erik mit Anspannung, Ablehnung oder bissigem Zynismus reagierte. In den schlimmsten Fällen versteifte sich jeder Muskel in seinem Körper und sein Atem beschleunigte, bis er komplett ausblieb. Marco trug eine Reihe roter Halbmonde auf dem Unterarm, nachdem sich Erik, ohne es zu merken, ausreichend fest eingekrallt hatte, um die Haut zu durchbrechen.
Zu anderen Gelegenheiten zeigte er extreme Anhänglichkeit, häufig nach dem Sex. Inzwischen lagerte Marco vorsorglich Küchenrolle in der Truhe mit den Kondomen, um dem zerbrechlichen Ausdruck in Eriks Augen vorzubeugen, wenn er erst aufstehen und sie aus der Küche holen musste.
All das fügte sich zu einem Bild zusammen, das Marco lieber nicht sehen wollte. Einem Bild, in dem es sich bei Erik nicht um einen unerfahrenen jungen Mann handelte, den man sanft an Neues heranführen konnte, sondern um jemandem, der schrecklich verletzt worden war und nun darum kämpfte, mit diesen Erlebnissen umzugehen. Wenn er Marco wenigstens–
„Bianchi! Haste nix zu tun, oder machste einfach mal früher Pause, hä?"
Ertappt zuckte Marco zusammen. Wie lange war er dumm in der Gegend herumgestanden? Die Antwort lautete: Ausreichend lange, um vom Chef bemerkt zu werden.
„Scu–" Marco räusperte sich. „Sorry." Er musste sich genug Sticheleien wegen seiner italienischen Wurzeln anhören, da brauchte er den Spott nicht zusätzlich mit seiner Wortwahl befeuern. „Ich bin durch mit den Zuschnitten für die Holzverkleidung."
„Und dachtest, da brauchste nicht fragen, ob du irgendwo anders helfen kannst, hä? Lieber einfach mal die Seele baumeln lassen? Manchmal frage ich mich schon, warum ich dich nach der Lehre eigentlich übernommen hab."

DU LIEST GERADE
Wolken mit Tomatensoße
RomanceMarcos Leben läuft prächtig. Er hat einen Job, Freunde und eine Ersatzfamilie. Zugegeben, sein Liebesleben liegt derzeit ziemlich brach und dann ist da noch die Sache mit seiner richtigen Familie. Und warum hat eigentlich der Neuling im Boxstudio st...