Was zuletzt geschah:
Es gibt viele Arten, runde Geburtstage zu feiern und jede einzelne davon ist legitim, solange sie das Geburtstagskind glücklich macht. Marcos großer Tag startet allerdings ruckelig. Das misslungene Kennenlernen zwischen Erik und seinen Freunden hängt noch im Raum und das Schweigen seiner Familie dröhnt schmerzhaft laut. Das bleibt Erik natürlich nicht verborgen und er ist fest entschlossen, seinem Freund den feierlichen Abend zu bieten, den er verdient. Auch, wenn das bedeutet, Entscheidungen zu treffen, die er im Nachhinein bereut.
Kapitel 20
Marcos Frühstück schmeckte fad und das Sonntagswetter, das Sonnenstrahlen durch sein Fenster sandte, scheiterte daran, seine Stimmung zu heben. Irgendwo war er falsch abgebogen. Dass Erik seine Launen häufiger wechselte als seine Unterwäsche, kam inzwischen wenig überraschend, aber die Zurückweisung, mit der er Marco seit gestern strafte, schmerzte. Zumal dieser sein Geburtstagswochenende bis dahin als vollen Erfolg verbucht hatte.
Erik schien das anders zu sehen. Die anfangs schlüssige Erklärung eines Katers mit einhergehender mieser Laune, verlor nach fast vierundzwanzig Stunden an Überzeugungskraft. Kopfschmerz und Übelkeit blieben selten einen ganzen Tag bestehen – jedenfalls in ihrem Alter – und selbst wenn, machten sie es nicht unmöglich, das Handy in die Hand zu nehmen und sich beim festen Freund zu melden.
Ein deplatziertes Liebesgeständnis dagegen ...
Marco hätte seine große Klappe halten sollen. Nun hockte er hier, allein, während sich Erik irgendwo verkroch. Nicht irgendwo, verbesserte er sich selbst, bei seiner Tante. Seiner Familie. Der er mich noch immer nicht vorgestellt hat.
Wieder sah er auf sein Handy und wieder begrüßte ihn das leere Display. Keine neuen Nachrichten. Nicht von Erik, nicht von Francesca und nicht von seinen Eltern. Die Menschen, die er am meisten liebte, interessierten sich einen Dreck für ihn.
Nein, jetzt wurde er unfair. Erik hatte die Nacht mit Marco im Red Nights verbracht, obwohl ihm ein so großer Club offensichtlich nicht behagte. Außerdem platzte sein Handy mit wundervoll herzlichen Geburtstagswünschen von seiner Wahlfamilie, Manni, Hugo und Philipp, und einem Haufen weiterer Freunde.
Es gab absolut keinen Grund, sich hängen zu lassen. Genaugenommen gab es einen hervorragenden Grund, den Hintern hochzukriegen. Nicht alle aus Marcos Blutsfamilie ignorierten ihn und er tat gut daran, diesen Teil in Ehren zu halten. Wesentlich weniger übellaunig als zuvor, griff er nach seinem Handy und wählte.
„Pronto?", meldete sich ein Mann am anderen Ende der Leitung.
„Ciao, Giovanni. Wie geht's dir?" Das Handy zwischen Schulter und Ohr geklemmt, räumte Marco sein Geschirr in die Spüle, während er der sonoren Stimme seines Schwagers lauschte.
Dieser schaffte es, ganze zwei Minuten nicht über das Thema zu sprechen, das ihm merklich auf der Zunge brannte. Dann platzte es doch aus ihm heraus. „Giulia hatte diese Woche ihren Ultraschall!"
Als ob Marco das nicht wüsste. Er mochte weniger mit der Schwangerschaft seiner Schwester mitfiebern als der werdende Vater, die wichtigsten Eckpfeiler merkte er sich allerdings durchaus. „Und? Wie lief's?"
„Wir hätten es uns nicht besser wünschen können. Ein gesundes, kräftiges Mädchen." Stolz färbte Giovannis Silben. „Willst du sie sprechen? Giulia, meine ich. Unsere Prinzessin wird sicher clever, wenn sie nach ihrer Mama kommt, aber für ein Telefonat reicht es noch nicht ganz."
Marco grinste. Den Elternhumor beherrschte Giovanni bereits. „Gern. Reich mich mal weiter."
Gedämpfte Stimmen drangen durch den Hörer. „Ciao, fratellino."

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Wolken mit Tomatensoße
RomanceMarcos Leben läuft prächtig. Er hat einen Job, Freunde und eine Ersatzfamilie. Zugegeben, sein Liebesleben liegt derzeit ziemlich brach und dann ist da noch die Sache mit seiner richtigen Familie. Und warum hat eigentlich der Neuling im Boxstudio st...