Was zuletzt geschah:
Eriks und Marcos zweiter Kinobesuch entführt sie in ein Genre, das nicht unbedingt zu Eriks Favoriten zählt. Während auf der Leinwand Herzen aus Körpern gerissen werden, schlägt ihm seines bis zum Hals. Was läge da näher als sich an den Mann zu kuscheln, dessen Wärme sich wie ein beruhigendes Tuch über seine brachliegenden Nerven breitet? Unwillig mit dem Film auch den Abend enden zu lassen, wandern die beiden weiter ins Bunte Tässchen, wo sie allerdings nicht lange allein bleiben. Selbstverständlich sollte sich Marco um einen Freund kümmern, dem es nicht gut geht, aber muss er Erik dafür so links liegen lassen?
Kapitel 11
In der Sekunde, in der die Tür hinter Erik ins Schloss fiel, ließ Marco seiner Enttäuschung mit einem Seufzen freien Lauf. „Eigentlich hatte ich gehofft, den Abend mit ihm zu verbringen."
„Marco!" Stöhnend barg Phillip das Gesicht in den Händen. „Manchmal bist du so schwer von Begriff, dass ich mich frage, wie du bis zu diesem Zeitpunkt überleben konntest."
„Was? Was habe ich denn jetzt schon wieder verbockt?"
Ungläubig starrte Phillip ihn an. „Ist das dein Ernst?" Er deutete zur Tür. „Geh. Ihm. Nach!"
Marco verschränkte die Arme vor der Brust. „Jeder hier sagt mir, ich soll Erik nicht drängen und ihm Zeit lassen zu entscheiden, wohin er das mit uns laufen lassen will und wenn ich genau das tue, ist's auch wieder nicht recht? Soll ich ihn etwa überreden hier zu bleiben, obwohl er deutlich sagt, dass er nach Hause möchte?"
„Marco! Geh!"
„Ich will ihn nicht verschrecken!" Jedes Stück, das sich Erik ihm öffnete, glich einem Triumph, jede Annäherung einer streng zu hütenden Kostbarkeit. Dieser Moment, in dem er im Kino nach Marcos Hand gegriffen, sich vertrauensvoll an ihn geschmiegt hatte ... Marco würde den Teufel tun und das aufs Spiel setzen.
Während er Selbstgespräche führte, war Phillip dazu übergegangen seine Schläfen zu massieren. „Jetzt nochmal ganz langsam. Nach allem, was du mir gerade erzählst hast, seid ihr euch heute deutlich näher gekommen als in den Wochen davor – und dieser Schritt ist von Erik ausgegangen, nicht von dir – in einem Maß, das die Vermutung zulässt, er an mehr als Freundschaft interessiert sein."
„Naja, zumindest habe ich das so empfunden. Aber woher weiß ich denn, ob ich Erik richtig einschätze? Kann gut sein, dass er meine Nähe zwar genießt, aber nicht auf dieselbe Art, wie ich seine genieße. Was völlig okay ist. Schade für mich, aber völlig okay. Jedenfalls will ich ihn nicht mit irgendetwas überrumpeln und–"
„Und kurz nachdem ihr hier angekommen seid", fiel Phillip ihm ins Wort, „hast du dich zu mir gesetzt und versucht, mich aufzumuntern." Er hob die Hand, um Marcos Protest abzuschneiden. „Versteh mich nicht falsch, ich bin dir superdankbar dafür. Ohne dich wäre mein Tag gelaufen gewesen. Aber denkst du nicht, dass das Erik verunsichert? Was sendest du für ein Signal, wenn ihr den halben Tag miteinander kuschelt, nur damit du ihn anschließend bei der erstbesten Gelegenheit für einen anderen sitzen lässt? Ganz ehrlich, selbst einem reinen Freund gegenüber ist das ziemlich unhöflich."
„Ich habe ihn nicht sitzen lassen! Er war einverstanden, dass ich zu dir gehe!"
„Was hätte er denn auch dagegen sagen sollen? ‚Nein, Marco. Ich will nicht, dass du dich um einen Freund kümmerst. Mir ist es viel lieber, wenn du mich für einen egoistischen Arsch hältst.' Ernsthaft, jetzt versuch doch wenigstens mal, dich in ihn hineinzuversetzen. Dir heute so nahe zu kommen hat sicher einiges an Mut erfordert, und zur Belohnung lässt du ihn im Regen stehen. Habt ihr überhaupt darüber gesprochen? Du sagst, du hast keine Ahnung, wo ihr gerade steht. Wetten, ihm geht es genauso?"

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Wolken mit Tomatensoße
RomanceMarcos Leben läuft prächtig. Er hat einen Job, Freunde und eine Ersatzfamilie. Zugegeben, sein Liebesleben liegt derzeit ziemlich brach und dann ist da noch die Sache mit seiner richtigen Familie. Und warum hat eigentlich der Neuling im Boxstudio st...