zehn

302 28 35
                                    

Wütend schlug ich auf den Boxsack ein. Es regnete draußen und dicke Tropfen prasselten massenhaft auf meinen nackten Oberkörper, doch das interessierte mich nicht. Das Fieber war gestern Abend abgeklungen und im Moment störte mich weder der strömende Regen, noch der Fakt, dass ich wahrscheinlich besser drinnen im Bett liegen sollte. Zusätzlich zum Wasser, das von meinen Haaren auf meine Wangen tropfte, kullerte mir Schweiß von den Schläfen auf meine Schultern. Mit einem Sprung trat ich auf den Boxsack ein, landete im Matsch, der mir bis zur Hüfte hoch spritzte und strich mir die Haare zurück. Wie konnte Chase sie hier her bringen und dann auch noch behaupten, ich sei unmenschlich, würde nur glauben, dass sie lügt, weil sie mir das damals angetan hatte.

„Du hast dich verändert, Charlie", hörte ich Mollys Stimme hinter mehr. Pumpend drehte ich mich um lief auf sie zu und blieb kurz vor ihr stehen. Meine Zähne hatte ich zusammengebissen, so, dass man sie zwischen meinen Lippen hervor blitzen sah und meine Brust war klatschnass. Ich stand so nah an ihr, dass Wasser von meinen Haaren auf ihren Regenmantel prallte und meine Brust hob und senkte sich unregelmäßig. Molly hob eine Hand, legte sie auf meine Brust:"Gott, hast du Muskeln bekommen. Und so viele Narben", sie strich über die Narbe an meiner Schulter, die mir Chase damals mit dem Messer zugefügt hatte."Du glühst ja. Du bist total heiß, vielleicht solltest du...", ich ergriff ihre Hand:"Fass mich nicht an", bellte ich sie an und schubste sie etwas von mir.

Sie stolperte zurück, schüttelte den Kopf und wischte sich den Dreck, den ich an meinen Händen hatte, vom Handgelenk. „Verpiss dich", knurrte ich und zeigte auf die Tür zur Halle:"Wenn du schon hier sein musst, dann geh mir nicht auf den Sack". Sie ging wieder auf mich zu:"Du weißt doch genau, dass du ohne mich nicht kannst", grinste sie und legte wieder eine Hand auf meine Wange. Ich wollte gerade zum Schlag ausholen, doch sie hielt meine Hand fest:"Schlag mich und deinem ach so süßen Verlobten geht es an den Kragen", sofort hielt ich inne. „Wovon redest du?", brummte ich und zog meine Hand aus ihrem Griff.

Überlegen grinste sie:"Ich weiß wer er ist, ich weiß, wer euch sucht. Und ich weiß wem ich erzählen muss wo ihr seid, wenn du mir weh tust". Ekelhaft wurde ihr Grinsen breiter. Ich ballte die Hände zu Fäusten:"Du bist nicht hier, weil dein Freund dich an Arrow verkauft hat", brummte ich. Ein gehässiges Lachen entkam ihr:"Natürlich nicht. Weißt du wie lange ich nach dir gesucht habe, Charlie?", sie verschränkte die Arme:"Jahre habe ich versucht dich aufzuspüren. Ich habe mich vielleicht damals nicht klar genug ausgedrückt, aber du gehörst mir. Und das weißt du".

Mir wurde plötzlich eiskalt und ich schluckte schwer:"Was willst du von mir?", fragte ich sie und steckte die Hände in meine Hosentaschen, die genauso durchnässt waren wie der Rest meiner Kleidung. Sie ging langsam um mich herum, während ich einfach nur auf den Boden starrte:"Ich will, dass du hier einfach nett zu mir bist und tust, was ich dir sage. Rede gut über mich, tu mir nicht weh, schubs mich nicht", sie legte die Hand auf meinen Rücken. „Das würde Chase mir niemals abkaufen", knurrte ich sie an, die Stelle, an der sie mich berührte brennte wie Höllenfeuer. Der Teufel höchst persönlich stand hinter mir. „Interessiert mich das?", zischte sie und sie stellte mich vor mich, umgriff mein Handgelenk und presste es zusammen. „Du kannst mir nicht mehr wehtun, Molly. Wie du schon gesagt hast: Ich bin stärker geworden"

Wut brannte in meinen Fäusten, doch ich wusste, dass Molly es tot ernst meinte. Sie würde Chase zu Tode bringen, wenn sie ihn verriet. Wütende Tränen liefen mir über die Wangen. „Shhhh", machte Molly und rieb sie mir von den Wangen. Ich schüttelte nur den Kopf, um ihre Hände loszuwerden:"Du bist so verdammt krank", zischte ich sie mit fester Stimme an. Breit grinsend zuckte sie mit den Schultern:"Ich weiß. Aber auch geil".

„Was ist hier los", hörte ich es hinter mir und ich drehte mich um. Chase sah uns beide an. Mit Tränen in den Augen betrachtete ich ihn. Er stand mit einem Regenschirm und Gummistiefeln dort, die Haare fielen ihm ins Gesicht und er hob verwirrt eine Augenbraue. Molly klammerte sich plötzlich an mich, auch ihr standen Tränen in den Augen. „Charlie und ich haben uns gerade ausgesprochen", schluchzte sie:"Und das war einfach sehr emotional". Wie sehr wünschte ich mir, ihren Körper von mir zu drücken und sie so fest ich konnte gegen die Betonwand zu schubsen. Chase kam auf mich zu, sah mich an:"Du bist krank, Charlie. Du musst ins Bett", er legte eine Hand auf meine Wange:"Gott du bist kochend heiß", er legte mir seinen Regenmantel um:"Molly geh du auch rein. Ihr holt euch hier draußen den Tod."

———

Ich saß in eine Decke gehüllt auf unserem Bett. Chase war unten und holte gerade das Fieberthermometer. Niedergeschlagen hielt ich den Kopf gesenkt, starrte auf die Decke, zitterte leicht. Ich wusste nicht, was genau sie vorhatte, doch Molly würde mir das Leben zur Hölle machen. Die Tür ging auf:"Welcher Mensch bewahrt das Fieberthermometer bei Schraubenschlüsseln auf?", fragte Chase mich und ließ sich neben mich aufs Bett fallen. Ich schwieg und als er mich ansah strich er sanft durch meine Haare:"Charles, was ist denn los?", er zog mich etwas an sich. Kopfschüttelnd drückte ich ihn etwas weg:"Ich kann nicht glauben, dass du sie hier her gebracht hast", murmelte ich und legte mich hin, schloss die Augen. Chase seufzte:"Sie stand mitten im Wald, halb erfroren und hatte tagelang nichts gegessen. Was hätte ich machen sollen? Hätte ich sagen sollen: Schönen Tag noch und viel Spaß beim Sterben? Außerdem habt ihr euch doch vertragen, oder?", fragte er mich vorwurfsvoll.

Die Augen fielen mir zu. Hitze und Kälte überrollte mich abwechselnd und ich hustete leicht:"Hör auf mich anzupampen", sagte ich leise und drehte mich von ihm weg, rollte mich zusammen und zog die Decke enger um mich. Ich hörte Chase seufzen:"Es tut mir leid, Charlie. Ich muss mich ja selber zurück halten, ihr nicht dauerhaft eine zu verpassen, aber wir müssen versuchen uns ein bisschen von unseren Affektionen zu lösen", er steckte mir das Fieberthermometer ins Ohr:"39.2", sagte er und deckte mich zusätzlich mit seiner Decke zu:"Schlaf ein bisschen. Es sind nur ein paar Tage, dann bringt Zero sie in die Stadt".

Wenn er wüsste.

———

Be kind :)

WarriorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt