siebzehn

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Warme Sonnenstrahlen schienen durch die dreckigen Fenster der kleinen Hütte. Als ich meine Augen aufschlug, umhüllte die einladende Helligkeit des Frühlings mich und ich setzte mich auf, rieb mir die Augen. Chase lag neben mir auf dem Bauch, die Bettdecke lag quer über ihm drüber, sodass nur sein Oberkörper und seine Beine rausschauten und er schnarchte friedlich. Gähnend stand ich auf, zog meine Boxershorts an und streckte mich ausgiebig, bevor ich mich wieder auf das Bett setzte und Chase sanft durch die Haare streichelte:"Aufwachen Großer", brummte ich mit rauer Stimme:"Es ist bestimmt schon 11 Uhr", teilte ich ihm mit und versuchte weiterhin am Stand der Sonne die Uhrzeit zu schätzen.

Chase gähnte, schlug die Augen auf und sah mich kurz an, streckte sich dann und griff ebenfalls zu seiner Boxershorts, setzte sich auf den Bettrand:"Gott, wie kannst du gerade sitzen?", er ließ sich sofort wieder nach hinten fallen und schloss die Augen. Lachend lief ich zu ihm, nach ihm die Unterhose ab und begann sie ihm anzuziehen:"Ich schätze ich bin geübter als du", als ich fertig war stand ich wieder auf, strich mir die Locken aus dem Gesicht"Ich muss unbedingt meine Haare schneiden", ich drückte mit beiden Händen meine Locken nach hinten:"Schau mal, ich kann mir fast einen Zopf machen".

Chase, der liegen blieb, aber zu mir hoch sah, zog einen Schmollmund:"Ich mag deine Haare", sagte er und ich setzte mich neben ihn, strich lächelnd über seine Wange.

Es klopfte. Als ich aufsah, ging die Tür bereits auf. Puma stand im Türrahmen und lächelte breit:"Hallo Charlie, hallo Arthur", sagte er fröhlich und sah zu uns:"Arthur, warum liegst du denn immer noch im Bett?", er legte den Kopf schief, lief auf uns zu und setzte sich im Schneidersitz auf die Matratze. Chase lachte leicht:"Ich ruh mich einfach noch ein bisschen aus", sagte er dann und streckte sich. „Von was denn?", erwiderte der Schwarzhaarige und Chase lief rot an. Lachend schüttelte ich den Kopf:"Puma, was verschlägt dich denn hier her?", wechselte ich das Thema.

Der Kleine zuckte die Schultern:"Venom und Cappu streiten, mein Bruder und Ginger machen irgendwas in der Garage und ich habe Zero jetzt zum dritten Mal im Schach geschlagen", er sah uns abwechselnd an. „Eigentlich wollte ich fragen, ob ich heute hier bei euch schlafen darf", sagte er dann und grinste breit. Ich sah kurz zu Chase, der schulterzuckend nickte:"Klar", sagte ich dann:"Warum nicht? Die Matratze ist bestimmt zwei Meter breit". Fröhlich kichernd sprang Sushi auf:"Ich hole gleich mein Bettzeug", quietschte er und hüpfte aus der Hütte, zog die Tür hinter sich zu.

Chase hatte sich aufgesetzt, sah Sushi liebevoll schmunzelnd hinterher und ich beobachtete einen Moment seine Mimik. „Chase?", fragte ich ihn dann und rückte zu ihm, legte die Arme um seinen Hals und die Beine um seinen Bauch:"Glaubst du, dass du noch weitere Kinder möchtest?", fragte ich ihn vorsichtig und sah ihn ernst an.

Chase sah zu mir, einen Moment lang betrachtete er mich einfach nur, dann lächelte er zaghaft und nickte:"Auf jeden Fall. Ich hätte es gehasst Einzelkind zu sein", sagte er und schluckte kurz schwer:"Und Nelly soll es auch nicht bleiben". Sanft lächelnd nickte ich, strich ihm durch die Haare. Dann legte ich den Kopf schief:"Du bist kein Einzelkind? Du hast noch Geschwister?". Chase nickte leicht:"Ich habe einen Bruder, wie du", sagte er und atmete tief durch:"Ich habe ihn seit bestimmt 20 Jahren nicht mehr gesehen, weiß gar nicht wie er aussieht", dachte er laut und zuckte die Schultern.

„Nachdem unsere Mutter uns damals rausgeworfen hat, waren wir in allen Kinderheimen Englands. Jedenfalls hat es sich so angefühlt", erzählte er weiter und lachte etwas. „Wie alt ward ihr, als ihr von zuhause weg seid?", fragte ich ihn und sah ihm in die Augen. Chase überlegte kurz:"12, vielleicht 13", sagte er und zuckte die Schultern. „Mit 15 hatten wir keine Lust mehr auf Pflegefamilien. In unserer ersten Pflegefamilie ist kurz nachdem wir eingezogen sind der Familienvater gestorben, deshalb mussten wir wieder gehen. In der zweiten wurden mein Bruder und ich ständig von der Mutter der Familie missbraucht", Chase legte eine kurze Pause ein, starrte etwas an die Wand und senkte dann den Kopf. Ich legte vorsichtig meinen Kopf auf seine Schulter, nahm ihn fest in den Arm:"In der dritten war es dann der älteste Sohn, der uns mit seinen Freunden missbraucht hat. Wir waren 13 und die ganzen Jungs vielleicht 20 oder 22", er schüttelte den Kopf:"Dann sind wir einfach abgehauen". Nachdenklich strich er mir durch die Haare, legte seinen Kopf in meine Locken und seufzte leise.

Traurig strich ich ihm über den Arm:"Ich hätte dich adoptieren können", sagte ich leise und Chase lachte:"Als ich 13 war bist du noch gekrabbelt", er sah mich an und grinste breit. Ebenfalls lachend schüttelte ich den Kopf. „Und deswegen ist es wichtig zu adoptieren, Charles. Wäre ich damals von einer aufrichtigen Familie adoptiert worden, wäre vielleicht vieles anders verlaufen". Verständnisvoll nickend stand ich auf:"Und dein Bruder?", fragte ich, während ich mir eine Decke um die Schulter legte. Chase zuckte die Schultern:"Habe seit wir ausgebrochen sind nichts mehr von ihm gehört. Er war immer... anders als ich... radikaler", meinte er und stand ebenfalls auf, hielt sich kurz an einem der Holzpfosten fest:"Gott im Himmel, ich werde alt", meinte er und ließ kurz seine Hüfte kreisen.

Lachend gab ich ihm einen Kuss auf die Wange:"An das Gefühl gewöhnen wir dich schon noch", ich zwinkerte ihm zu.

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Be kind :)

WarriorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt