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PoV. Chan

Zwei Wochen später

Während ich paar mal an meiner glühenden Kippe ziehe, mache ich mich auf dem Weg zu Felix und um ehrlich zu sein bin ich froh darüber, vor zwei Wochen bei Felix übernachtet zu haben, denn seitdem fühle ich mich um einiges besser und der Drang, mich umbringen zu wollen, verschwindet immer mehr. Ich habe Felix erzählt, dass ich mich selbst verletzt habe, doch er hat nach meiner Hand gegriffen und mir gesagt, dass er für immer für mich da sein wird, egal was ist. Dies habe ich seit der Übernachtung auch nicht mehr gemacht. Nein, der Drang, mir wehzutun, verschwindet immer mehr und mehr und das habe ich irgendwie Lee Felix zu bedanken?

Kein Wunder, dass ich vor ihm langsam aufblühe.

In letzter Zeit habe ich mich auch viel öfter mit Felix getroffen, da ich mich in der Nähe ganz schön geborgen fühle. Ich wüsste nicht, was ich ohne diesen Jungen machen würde. Bei Felix zu Hause ist es sowieso schöner, als im Heim. Gemeinsam haben mir viel gezockt, da er mir das Spielen so richtig beigebracht hat. Ich bin einfach froh darüber, Felix zu haben, obwohl er das Einzige ist, was mich noch am Leben hält.

Ein letztes Mal ziehe ich an der Kippe, ehe ich den Rest auf die Straße schmeiße und darauf folgend sein Grundstück betrete. Vor seiner Tür angekommen klinge ich bei dem Jungen und warte darauf, dass er irgendwann die Tür öffnet. Ich muss nicht lange warten, denn irgendwann steht der kleine Sonnenschein mir gegenübersteht und direkt muss er meinen Tag versüßen, indem er mir das breiteste Lächeln schenkt, welches ich in den letzten Tagen zu Gesicht bekommen habe. Dieser Junge bringt mich wortwörtlich zum schmelzen.

Wie bekommt er das jedes Mal hin, obwohl er mich nur anlächelt?

,,Hey Hyung! Du kommst genau rechtzeitig. Genau jetzt bin ich mit dem Essen fertig geworden." kündigt Felix an, während dieser mit reinlässt. Meine Schuhe ziehe ich aus und ohne weiteres von mir zu geben lege ich meine Arme um Felix, da ich eine Umarmung ganz gut gebrauchen kann. Nur von zwei Menschen mag ich Umarmungen: Von meiner Mutter und Felix. Ich glaube, dass ich jetzt weiß, wieso Felix' Umarmungen von großer Bedeutung sind: Sie erinnern mich an die Umarmungen meiner Mutter. Ich habe das Gefühl, dass meine Mutter mich umarmt. Es fühlt sich an, als wäre der Geist meiner Mutter in Felix drinnen. Auch wenn es sich nur ein Bruchteil handelt. Eine andere Theorie wäre, dass meine Mutter mir einen Schutzengel geschickt hat und dieser Schutzengel niemand anders als Lee Felix ist.

Nachdem wir uns von der Umarmung lösen, machen wir uns auf dem Weg zur Küche und in der Küche angekommen setze ich mich an den Tisch, während Felix all das Essen auf dem Tisch bringt. Heute hat er Essen für uns zubereitet, welches ich eher in Australien gegessen habe: Pommes mit Schnitzel. Ich habe sowieso die Nase voll von dem Kantinenessen aus meinem Heim. ,,Dann lass es dir schmecken, Hyung." von Felix, ehe dieser anfängt zu Essen. ,,Danke.." von mir und vorsichtig blicke ich auf den Teller, auf dem sich schon Pommes, ein kleines Schnitzel und ein kleiner Kleks von Ketchup befindet. Je länger ich das Essen betrachte, umso schlechter wird mir.

Ich habe Tage, an denen ich es nicht hinbekomme, etwas zu mir zu nehmen und heute ist so ein Tag. Ich will zwar essen, aber irgendwie kann ich es nicht.

Völlig eingefroren starre ich auf den Teller und plötzlich höre ich Felix besorgt Fragen: ,,Was ist los Chan? Iss doch wenigstens etwas Kleines. Ich bin mir sicher, dass es dir schmecken wird." Vorsichtig blicke ich zu Felix nach oben und in meinen Augenwinkeln bilden sich Tränen, aber wieso? Könnte möglicherweise daran liegen, dass ich Angst habe, Felix zu enttäuschen. Ja, ich habe Angst, etwas zu tuen, was Felix verletzt und allein schon, dass ich sein Essen nicht einmal anrühre, mach direkt einen schlechten Eindruck, nicht wahr?

,,Channie... ist alles in Ordnung? Hast du keinen Hunger oder so? Wenn du keinen Hunger hast, dann musst du auch nicht essen. Keine Angst, denn ich werde dich wirklich zu nichts zwingen, versprochen!" will mir Felix klarmachen, doch plötzlich passiert etwas, was mir absolut gar nicht gefällt: Sein Lächeln verschwindet langsam.

Ich bin so schrecklich. Ganz bestimmt denkt jetzt Felix, dass ich sein Essen nicht probieren will, da ich voreingenommen wäre. Er denkt, dass ich sein Essen nicht mag. Oh man.. ich fühle mich erbärmlich.

Das schlechte Gewissen in mir steigt immer mehr und nun rollen die ersten Tränen über meine Wangen runter. Ich kann meine Gefühle an diesem Moment nicht kontrollieren. ich weiß ehrlich nicht, wieso es gerade so ist. Wahrscheinlich zieht mich der Gedanke daran, etwas von Felix essen zu müssen, ziemlich runter.

,,Chan.. bitte rede mit mir.." fleht mich Felix an und ich merke, wie die Verzweiflung in ihm immer mehr steigt. Diese Verzweiflung macht mich nur noch sensibler, wodurch ich schlagartig zusammenbreche. Ich habe mir wirklich die Mühe gegeben, mich zusammenzureißen, allerdings dominieren meine Gefühle so sehr, dass mein Verstand diesen unterlegen ist.

Plötzlich schiebt Felix seinen Teller weg und steht auf, um mich zu trösten, indem er seine Arme um mich legt. Ich schließe meine Augen und versuche mich zu beruhigen, um Felix einen Gefallen zu tun. Allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass ich es nicht schaffe, mich zu beruhigen. Ich weiß selber nicht, wieso dies der Fall ist. Felix selbst hat Schwierigkeiten damit, mich vom Weinen abzuhalten. Ich bin eben ein komplizierter Mensch, für den man extrem viel Geduld braucht.

Während mich Felix ein wenig mehr an sich drückt, flüstert dieser mir folgendes ins Ohr: ,,Alles wird gut Chan.. es tut mir Leid." Ich verstehe es nicht... wieso entschuldigt sich dieser Typ? Er hat absolut nichts falsch gemacht und trotzdem sieht er die Schuld nur bei sich selber. Dabei bin ich doch das problematische Kind von uns beiden. Ich werde einfach nicht verstehen können, wieso er sich für meine Fehler entschuldigt.

Vorsichtig wage ich es, dem kleinen, blonden Jungen in die Augen zu schauen und dabei fällt mir auf, dass Felix' Augen ziemlich glasig auf mich wirken. Entspricht das auch der Realität oder hängt dies mit meinen Augen zusammen, die durch das unkontrollierbare Weinen ein sehr eingeschränktes Sichtfeld haben? Nun denn.. ich will nicht hören, dass Felix sich für meine Fehler entschuldigt. Ich bin schon schrecklich. Wäre ich nicht mehr am Leben, dann würde Felix nicht immer denken, dass er etwas falsch mache. Folgendes muss ich einfach loswerden:

,,Wieso entschuldigst du dich? Ich bin derjenige, der sich entschuldigen sollte. Mir tut es Leid, dass ich noch lebe..."

ᴏɴᴇ ᴍᴏʀᴇ ʙʀᴇᴀᴛʜ ᶜʰᵃᶰˡᶤˣ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt