PoV. Chan
//TW: Suizidversuch
Der nächste Atemzug. Das ständige Atmen erinnert mich daran, dass ich noch lebe. Was muss ich tun, um diese verschmutzte Luft nicht mehr zu atmen? Diese elendige, immer schwerer werdenden Luft, will ich nicht mehr weiter atmen. Mir fällt es jedes Mal immer schwieriger, diesen Prozess mit meinem Körper auszuführen. Kann ich es nicht einfach sein lassen? Nein, so leicht geht nicht, weil ich mich dazu gezwungen fühle, zu atmen. Es gibt nur noch eine Option, die diesen Prozess stoppt:
Ich bringe mich endlich um.
Während ich an meiner letzten Zigarette überhaupt ziehe, denke ich die ganze Zeit darüber nach, wie dies ablaufen wird. Zum letzten Mal werde ich meinen Kopf benutzen, um meinen Tod zu planen. Alle meine persönlichen Gegenstände habe ich zu Hause gelassen, da ich sie nicht mehr brauche. Ich trage da noch eine dunkle Jogginghose mit einem schwarzen Hoodie. An all diesen ganzen Merkmalen kann man eins festhalten:
Ich will alles hinter mich bringen.
Und wenn ich mich umbringen will, dann muss es möglichst bald sein. Geschminkt und gestylt bin ich nicht. Wieso denn auch? Für die Hölle muss ich nicht gut aussehen. Man könne auch behaupten, dass ich mit dem Suizid eine Sünde begehen will. Ich bin nicht gläubig, aber sie müssen recht haben. Sonst würde ich wahrscheinlich laut ihnen nicht in die Hölle kommen. Wer ist sie? Es ist von meinen Betreuern die Rede. Sie glauben an Gott.
Dann sehen sie mich wohl in der Höhle wieder. Sie sind alle ebenso Sünder.
An der Brücke angekommen lehne ich mich etwas an das Gelände, welches so errichtet worden ist, dass ich über dieses klettern muss, um runterspringen zu können. Die Ingenieure haben berücksichtigt, dass es hier genug Menschen gibt, die sich das Leben nehmen wollen.
Und ich bin einer von ihnen.
Der letzte Zug, bevor ich den Stummel in die weite Menge werfe. Der nächste Atemzug. Dieses Gefühl wird immer unangenehmer. Jeder Atemzug wird immer mehr eine Last für mich. Die Luft, die ich atme, fühlt sich immer schwerer an, oder bin es nur ich mal wieder, der kaum noch die Kraft hat, die durch die Industrie verschmutzte Luft ein- und auszuatmen. Vielleicht wäre ich schneller gestorben, wenn ich einfach das Atmen aufgegeben hätte. Nichts desto trotz ist dies ein nahezu automatischer Prozess. Es passiert einfach. Während ich darüber nachdenke, wie sehr ich an diesem Leben leide, atme ich immer weiter.
Ich will es beenden. Jetzt.
Ich will das Gelände immer weiter nach oben klettern, damit ich von der anderen Seite aus runterspringen kann. Ich nähere mich der Spitze, allerdings bleibe ich kurz davor. Wieso bleibe ich an der Stelle? Was soll mich bitte aufhalten? Ich habe nichts mehr. Ich habe wirklich alles verloren, was noch eine kleine Bedeutung für mich gehabt hat.
Ich sehe keinen Sinn mehr im Leben.
Jetzt will ich es tun. Ich bin kurz davor, auf die andere Seite des Geländes zu kommen. Nur noch ein Schritt nach oben wäre es gewesen und dann hätte ich die Möglichkeit gehabt, mich von der Brücke stürzen zu lassen. Nur plötzlich hält mich diesmal wieder etwas auf.
Der Unterschied ist nur, dass dies nicht von mir alleine kommt. Jemand hält mich dabei auf, mich selbst umzubringen.
Ich drehe mich mit dem Kopf nach hinten und sofort fällt mir ein Junge auf, der sich an mich geklemmt hat.
„Bitte nicht springen!!!!!" ruft der Junge panisch und zieht etwas an mir, als würde er mich runterholen wollen. Ich kann mich nicht wehren, ich bin viel zu schwach. Ich klettere nahezu freiwillig, denn dazu habe ich noch ein wenig Kraft. Als ich mich nun auf dem Boden befinde, lasse ich mich auf die Knie fallen, ehe ich in Tränen zusammenbreche.
Ich bin wirklich kurz davor gewesen, mich umzubringen, doch dann muss ein Junge kommen und mir das Leben retten? Nein, er rettet mich kein Stück damit. Er zieht mich in die Gefahr zurück.
„Wieso???" schluchze ich und halte mir die Hände vor mein Gesicht. Ich kann und will es nicht wahrhaben. Ich lebe immer noch. Ich hätte jetzt sterben können. Ich hätte nicht einmal gezögert, sondern das Leben sofort beendet. Ich bin noch da.
Und weiterhin atme ich diese Luft.
„Ich kenne dich nicht, aber ich bin mir sicher, dass es genug Menschen gibt, die dich so lieben, wie du bist."
Und was wenn sie alle von mir gegangen sind? Die einzige, die ich jemals gehabt habe, ist meine Mutter, bis sie sich umgebracht hat. Und da möchte ich ihn. Ja, ich vermisse sie wirklich sehr.„Ich.. also.. bitte tu dir das nicht an. Es gibt für alles eine Lösung, aber das ist nicht die beste. Das Leben ist wundervoll." redet der blondhaarige Junge vor sich hin. Wie kann man so optimistisch über das Leben denken? Meine Hände lege ich langsam weg von meinem Kopf und ich beobachte den Jungen, der nun in meinem Sichtfeld ist. Blonde Haare, wie schon bereits erwähnt. Entweder halluziniere ich oder er hat wirklich Sommersprossen. Wenn das so ist.. ich habe noch nie einen Koreaner mit Sommersprossen gesehen.
„Ich habe nichts mehr.. was mich am Leben hält..." gebe ich leise nuschelnd zu, während ich weiterhin gegen meine Tränen ankämpfe.
„Doch ganz bestimmt.. du musst es nur finden... da bin ich mir sicher." gibt der Junge von sich. Seine Stimme. Wieso ist diese so beruhigend? So tief ebenso? Ich könnte ihm die ganze Zeit zuhören.Ich glaube nicht daran, dass alles wieder gut wird, aber um ihn eher loszuwerden, muss ich wieder ein wenig lügen: „Okay.. vielleicht könntest du recht haben.. danke.. eh..."
„Felix. Nenn mich Felix."Felix also. Noch nie habe ich einen Koreaner getroffen, der keinen koreanischen Namen hat. Es sei denn, er ist nicht Koreanisch, allerdings ist der Zeitpunkt viel zu ungünstig, ihn danach zu fragen. Ich werde ihm eh nie wieder begegnen. So ist das Leben.
„Okay Felix.. danke.." gebe ich murmelnd von mir, während mir Felix langsam auf die Beine hilft. Als er mich berührt hat, habe ich für einen kurzen Moment ziemlich große Panik bekommen, weil es mich an eine Person erinnert hat, die mein komplettes Leben zerstört hat. Bin ich froh, diesen Menschen nicht mehr sehen zu müssen, seitdem ich nicht mehr zur Schule gehe.
„Verspricht du mir, dir nichts mehr anzutun?" fragt Felix, der mich mit einem sehr ermutigendem Lächeln anschaut. Wieso gibt er sich die Mühe, mich am Leben zu halten? Er kennt mich gar nicht mal. Aber okay, da Lüge ich diesen Jungen an, indem ich folgende Worte ausspreche:
„Ja, ich verspreche dir, mir nichts anzutun."Lügen ist inzwischen etwas normales geworden. Wann bin ich das letzte Mal zu jemandem ehrlich gewesen?
Wenn das Leben eine einzige Lüge ist, dann passe ich mich diesen lieber an.
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ᴏɴᴇ ᴍᴏʀᴇ ʙʀᴇᴀᴛʜ ᶜʰᵃᶰˡᶤˣ✔️
Fanfiction„𝚄𝚗𝚍 𝚍𝚎𝚛 𝚗𝚊𝚎𝚌𝚑𝚜𝚝𝚎 𝙰𝚝𝚎𝚖𝚣𝚞𝚐. 𝙳𝚊𝚋𝚎𝚒 𝚠𝚞𝚎𝚗𝚜𝚌𝚑𝚝𝚎 𝚒𝚌𝚑 𝚖𝚒𝚛, 𝚎𝚜 𝚠𝚊𝚎𝚛𝚎 𝚍𝚎𝚛 𝙻𝚎𝚝𝚣𝚝𝚎. 𝙽𝚊𝚌𝚑 𝚖𝚎𝚒𝚗𝚎𝚖 𝚕𝚎𝚝𝚣𝚝𝚎𝚗 𝙰𝚝𝚎𝚖𝚣𝚞𝚐 𝚎𝚛𝚑𝚘𝚏𝚏𝚎 𝚒𝚌𝚑 𝚖𝚒𝚛, 𝚊𝚗 𝚖𝚎𝚒𝚗𝚎𝚖 𝙻𝚎𝚒𝚍 𝚣𝚞 𝚎𝚛�...