47 ᵉᵖᶤˡᵒᵍ

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PoV. Felix

Ein Jahr später

,,Du kannst ruhig vorgehen. Ich suche für das Auto einen richtigen Parkplatz, okay?" von Changbin, welcher mir zwei Kerzen an die Hand drückt und mir ein ermutigendes Lächeln schenkt. Ich nicke leicht und öffne die Tür seines Autos, ehe ich darauf antworte: ,,Kann ich machen. Soll ich deine Kerze anzünden, soll ich warten, bis du kommst, damit du sie anzünden kannst oder soll ich erstmal gar nichts tun." ,,Du kannst meine Kerze ruhig mit anzünden." äußert der inzwischen Schwarzhaarige gelassen, ehe ich aus dem Auto aussteige. Heute haben wir wenigstens einen schönen einundzwanzigsten Mai. Der einundzwanzigste Mai aus dem letzten Jahr hat uns sowohl ein unschönes Wetter hinterlassen als auch einen Freund von uns verlieren lassen.

Nachdem ich die Autotür hinter mir zugeknallt habe, mache ich mich langsam auf dem Weg zum Friedhof, in dem ein ganz wichtiger Mensch von mir vergraben liegt. Heute ist sein Jahrestag, also widme ich nur ihm diesen Tag. Ich widme ihm diesen Tag, da er trotzdem ganz stark geblieben ist. Als ich nun vor dem Eingangstor stehe, betrete ich einfach das Grundstück des Friedhofes und mache mich auf dem Weg zu Bang Chans Grab, welches ganz gut versteckt ist, da wir wollten, dass er seine Ruhe hat. Ich gehe weiter und ich spüre, dass ich den Tränen wieder sehr nah bin, was ganz normal ist, wenn es sich um Chan dreht. Immerhin habe ich nicht ohne Grund die ganzen Sommerferien letztes Jahr auf Grund dieses Traumas in einer Klinik verbracht. Nach dem Besuch ist es mir um einiges besser gegangen. Nichts desto trotz werde ich niemals darüber hinwegkommen, den wichtigsten Menschen in meinem ganzen Leben verloren zu haben.

Nachdem ich sein Grab gefunden habe, stelle ich ganz gerade vor dieses. Ich schaue mir dieses Grab an und dabei fällt mir auf, dass einige Leute hier gewesen sind. Einige Erzieher aus seinem Heim sind heute hierhergekommen, um ihm eine Kerze anzuzünden. Ich sehe noch eine weitere Kerze, die ich mir genauer anschauen muss. Ebenso sehe ich viele Blumen um seinem Grab herum liegen, die ebenso von seinem Heim sein müssen. Und nun kommen noch meine und Changbins. Heute ist dein Tag, Chan. Wir werden ,feiern', dass er trotz erfolgreichem Suizidversuch es geschafft hat, so lange auszuhalten. Er hat zudem viel länger gelebt als er eigentlich geplant hat. Deswegen ist und bleibt Chan eine sehr starke Persönlichkeit für mich.

Changmin hat mir gesagt, dass ich beide Kerzen anzünden darf, also werde ich es tun. Da ich ein eigenes Feuerzeug besitze, musste ich Changbin nicht fragen und somit hole ich es einfach raus, nachdem ich beide Kerzen erstmal hingestellt habe. Ich öffne von der ersten Kerze den Deckel, ehe ich vor mich her rede: ,,Hey Chan. Hoffentlich musstest du jetzt nicht allzu lange auf mich warten. Hoffentlich geht es dir soweit ganz gut.. da oben. Heute ist es genau ein Jahr her, als du dir das Leben genommen hast.. was für uns alle eine Katastrophe gewesen ist." Die Kerze zünde ich an, ehe ich den Deckel wieder drübermache und mich hinstelle. Ich mustere das Grab. auf dem Chans Geburtstag und Todestag steht: Der dritte Oktober. Der einundzwanzigste Mai.

,,Aber es ist okay... das weißt du vielleicht nur davon, falls du mich beobachtet hast... aber in den Sommerferien im letzten Jahr haben meine Eltern mich in eine Klinik geschickt, um mit diesem Trauma später besser umzugehen. Ich habe früher starke Angstzustände bekommen und wollte kaum was essen. Doch als ich dort gewesen bin, habe ich sehr viele Menschen kennengelernt, die mit ähnlichen Problemen wie du leben. Ich habe mit ihnen viel geredet und einiges dazu gelernt. Je mehr ich mit ihnen geredet habe, umso mehr habe ich verstanden, wieso du dir eigentlich das Leben genommen hast Chan.

Du wolltest nicht sterben. Das wusstest du von Anfang an. Dein Problem war nur, dass deine Gedanken nicht manipuliert haben und dir ein falsches Bild von der Welt, in der ich noch lebe, gegeben haben. Du wurdest von deinen Gedanken so stark manipuliert, sodass du nicht mehr die Kontrolle über diese hattest. Sie haben dir gesagt, dass alles gar keinen Sinn mehr macht. Sie haben dir eingeredet, dass es niemals besser wird. Und vor allem haben sie dir zugeflüstert, dass du nichts Wert wärst. Ich habe das nie wirklich verstanden.. ich habe immer gedacht, dass es dein Wunsch gewesen ist, doch das ist nicht dein Wunsch gewesen. Du wolltest leben, wie ich. Du hast gehofft, es eines Tages besser zu haben. Du hast alles versucht, um am Leben zu bleiben.

ᴏɴᴇ ᴍᴏʀᴇ ʙʀᴇᴀᴛʜ ᶜʰᵃᶰˡᶤˣ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt